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Wirtschaft: Dividende in Rot

Zwei Berliner bieten Beteiligungen an Weingütern an – verzinst werden die mit Geld und Wein

Geld anlegen und von den Erträgen Wein kaufen – das ist normal. Wein als unmittelbarer Ertrag einer Geldanlage ist eine Rarität. Und die Möglichkeit, mit einer Kommanditeinlage von mindestens 10000 Euro Mitinhaber zweier Weingüter zu werden und sowohl mit Geld als auch in Wein ausbezahlt zu werden, dürfte eine Neuheit auf dem Anlagemarkt sein. „Forum Iulii“ heißt das Projekt, das Geldanlage und Beteiligung an einem Stück europäischen Kulturguts verbindet. Es wurde von zwei Berlinern konzipiert, die in ihren jeweiligen Fachgebieten gut bekannt sind: Antonio Bragato ist Weinimporteur und Geschäftsführer der „Enoiteca Il Calice“ am Walter-Benjamin-Platz, seine Partnerin Barbara Tyrra hat als Architektin und Projektleiterin viele große Projekte des Büros Kollhoff betreut, darunter auch den Bau des Benjamin-Platzes und der Enoiteca. Beide haben ihr persönliches Vermögen in den Aufbau des Projekts gesteckt, das insgesamt rund 5,5 Millionen Euro kostet. Kleinere Anteile der beteiligten Gesellschaften werden von einem Önologen und zwei Winzern der betreffenden Region gehalten.

Forum Iulii – das sind zwei Weingüter in der Weinregion Friaul, eins auf der italienischen, das andere auf der slowenischen Seite. Kern des Projekts und Sitz der Fondsgesellschaft ist das denkmalgeschützte Landgut „Chase di Ane“ in der Nähe von Udine. Bragato ist in dieser Gegend aufgewachsen, und er hat in den letzten Jahre in Partnerschaft mit bekannten friaulischen Winzern selbst Erfahrung als Weinmacher gesammelt. „Chase di Ane“ wird unter Leitung von Barbara Tyrra zu einem kleinen Landhotel umgestaltet, das vor allem den Anteilseignern (kostenpflichtig) zur Verfügung stehen soll; neu gebaut wird eine Weinkellerei, die an den Besitz angrenzenden Weinberge werden neu terrassiert und mit neuen Reben bepflanzt. Bragato setzt dabei überwiegend auf ortsübliche Sorten wie die roten Refosco, Schiopettino und Merlot, bei den Weißen wird das Schwergewicht auf Sauvignon blanc, Tocai Friulano, Ribolla und Malvasia liegen. Zwei Hektar Rebland gehören zum Besitz, weitere zehn sollen langfristig gepachtet werden.

Die Kellerei auf slowenischer Seite entsteht 15 Kilometer entfernt in der Nähe des Dorfs Dobrovo. Hier im Zentrum des slowenischen Collio und im angrenzenden Vipavatal werden weitere 20 Hektar Rebland erworben. Beiden Anbaugebieten gemeinsam ist das ausgewogene mediterran-alpine Klima und die mineralischen Böden, die schon von vielen renommierten Winzern genutzt werden. Das Interesse im Ausland ist groß: Gegenwärtig profiliert sich beispielsweise der Österreicher Erich Krutzler als Weinmacher in Slowenien, ein allgemeiner Qualitätsaufschwung hat begonnen. Das Friaul braucht diesen Aufschwung nicht mehr, denn bekannte Winzer wie Silvio Jermann oder Josko Gravner zeigen schon viele Jahre, dass dort Spitzenweine erzeugt werden können. Auf dem deutschen Markt allerdings schwächelt die Region gegenwärtig.

Die ersten Weine unter dem Etikett „Forum Iulii“ sollen bereits im kommenden Jahr abgefüllt werden, dann noch überwiegend aus anderen gepachteten Rebflächen der Region. Bragato plant langfristig ein dreistufiges Konzept mit Weinen der Preiskategorien um zehn, 25 und 45 Euro aus jeder der beiden Regionen. Für 2005 ist eine erste Ausschüttung an die Kommanditisten in Höhe von 3,63 Prozent vorgesehen, teils bar, teils in Wein. Sie soll 2006 auf 7,25 Prozent (2,25 Prozent bar) und bis zum Ende der Laufzeit (31.12.2019) auf neun Prozent steigen. Alternativ werden fünf Prozent in bar angeboten mit der Möglichkeit, Weine zum Abgabepreis des Guts zu kaufen. Kleine Zugaben wie die Teilnahme an Verkostungen und Weinfesten sind ebenfalls vorgesehen. Wer 100000 Euro und mehr hineinsteckt, darf seinen Wein mit einem persönlichen Etikett versehen.

Weitere Informationen gibt es bei der Forum Iulii GmbH&Co. Grundbesitz KG., Telefon: (030) 8870 9796.

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