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Finanzkrise: "Wie sicher ist mein Geld?"

Telefonaktion zur Finanzkrise: Was Anleger, Sparer und Versicherungskunden jetzt tun und was sie lassen sollten.

Die Sorgen waren deutlich, die Angst um das Ersparte spürbar. Was Tagesspiegel-Leser bei unserer Telefonaktion über die Finanzkrise wissen wollten und was die Experten ihnen geraten haben, lesen Sie hier.

Ich habe in der vergangenen Woche aus Panik meine beiden Anleihen der WestLB und der Landesbank Berlin sowie meinen Rentenfonds verkauft. Jetzt hat mir mein Berater angeboten, den Verkauf zu stornieren. Die Anleihen würden noch bis 2009 laufen. Was meinen Sie?

David Zimmer:

Beide Landesbanken sind gute Emittenten. Es spricht nichts dagegen, dass Sie die Anleihen wieder in Ihr Depot nehmen.

Ich habe eine Inhaberschuldverschreibung der WestLB. Wie sicher ist die?

Michael Hermann: Anders als beim Einlagensicherungsfonds der privaten Banken übernimmt der Sicherungsfonds der Sparkassen-Finanzgruppe auch die volle Garantie für Inhaberschuldverschreibungen einer Landesbank oder Sparkasse. Ihr Geld ist absolut sicher.

Wie sicher sind Bundesanleihen?

Michael Hermann: Für Bundesanleihen haftet der Staat. Daher sind diese Papiere absolut sicher.

Ich habe ein Sparbuch bei der Berliner Bank. Muss ich mir Sorgen um mein Geld machen?

David Zimmer: Nein. Ihr Guthaben hat gleich mehrere Sicherungen. Erstens ist die Bonität der Berliner Bank gut, sie gehört zum Deutsche-Bank-Konzern. Zweitens sind Spareinlagen bei allen Banken durch die gesetzliche Einlagensicherung bis zu einer Grenze von 20 000 Euro minus einem Selbstbehalt von zehn Prozent geschützt. Für alles, was darüber hinaus geht, sowie für den zehnprozentigen Eigenbehalt haftet – drittens – der Einlagensicherungsfonds des privaten Bankgewerbes. Bis zu welcher Höhe das Ersparte gesichert ist, hängt von der jeweiligen Bank ab. Abgedeckt ist immer eine Summe von bis zu 30 Prozent des haftenden Eigenkapitals der Bank. Bei der Deutschen Bank wären pro Kunde Einlagen bis zu einer Höhe von 900 Millionen Euro abgedeckt.

Unterliegen alle Banken der gesetzlichen Einlagensicherung bis 20 000 Euro?

Peter Lischke: Alle Banken, die in Deutschland eine Banklizenz haben, unterliegen der gesetzlichen Einlagensicherung.

Wie erfahre ich, ob eine Bank darüber hinaus dem Einlagensicherungsfonds des Bankgewerbes unterliegt?

Peter Lischke: Die Banken müssen dem Kunden auf Anfrage mitteilen, ob sie über die gesetzliche Einlagensicherung hinaus der Einlagensicherung des Bankgewerbes angehören. Neukunden muss die Bank das sogar bei der Kontoeröffnung ungefragt mitteilen.

Ich habe Tagesgeld bei der Kaupthing Bank. Bekomme ich das zurück?

Peter Lischke: Die Einlagen bei der isländischen Kaupthing Bank sind leider nicht durch die deutsche Einlagensicherung geschützt. Es gibt aber auch in Island eine Einlagensicherung. Diese ist auf rund 20 000 Euro pro Kunde begrenzt. Der Sicherungsfall ist offiziell noch nicht ausgerufen, daher können Sparer noch keine Ansprüche stellen. Ob die deutschen Kunden überhaupt auf eine Entschädigung aus Island hoffen können, ist zudem noch unklar. Die Niederlande, Schweden und Großbritannien haben – auf verschiedenen Wegen – bereits erreicht, dass deren Bürger zumindest einen Teil ihrer Einlagen zurückhalten. Auch das Bundesfinanzministerium steht derzeit in Verhandlungen mit der isländischen Regierung.

Ich habe seit 1999 eine fondsgebundene Lebensversicherung, die noch elf Jahre lang läuft. Ich habe bereits 6500 Euro eingezahlt. Würde ich die Versicherung jetzt kündigen, bekäme ich gerade einmal 4900 Euro zurück. Ich habe aber Angst vor weiteren Kursverlusten an der Börse. Was soll ich tun?

Stephan Gelhausen: Bei diesen Lebensversicherungen wird der für die Kapitalbildung bestimmte Prämienteil in Fonds investiert. Damit unterliegt der Wert dieser Versicherungsform meist voll den Schwankungen der Kapitalmärkte. Kündigen würde ich die Versicherung an Ihrer Stelle nicht. Zum einen ist es wahrscheinlich, dass die Fondsanteile im Verlauf der nächsten elf Jahre im Wert wieder steigen werden. Zum anderen erwerben Sie gerade jetzt bei niedrigen Kursen relativ viele Fondsanteile mit Ihren Beiträgen. Eine Kündigung würde dagegen bedeuten, Ihre Verluste zu zementieren. Wenn Sie den Vertrag dennoch nicht weiterführen wollen, sollten Sie Ihre Versicherung beitragsfrei stellen. Die weitere Beitragszahlung entfällt dann, die bisher erworbenen Fondsanteile bleiben Ihnen erhalten.

Ich habe Anleihen von Morgan Stanley. Wie sicher sind die?

Peter Lischke: Die Anleihen sind so sicher wie Morgan Stanley sicher ist. Wenn die Bank pleitegeht, ist Ihr Geld weg. Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, sollten Sie die Papiere verkaufen und Ihr Geld lieber in eines der Tagesgeldangebote einer deutschen Bank oder des Bundes investieren.

Ich habe eine Stufenzinsanleihe der Deutschen Bank. Dabei steigt die Verzinsung von Jahr zu Jahr an. Mein Berater hat mir aber nicht gesagt, dass die Anleihe von der Einlagensicherung ausgeschlossen ist.

David Zimmer: Inhaberschuldverschreibungen der Banken sind generell nicht vom Einlagensicherungsfonds des privaten Bankgewerbes umfasst. Das gilt auch für die Stufenzinsanleihe. Für Ihre Anleihe steht aber die Deutsche Bank. Das Papier ist daher so sicher wie die Deutsche Bank.

Ich spare auf eine Riester-Rente. Ist die wenigstens sicher?

Stephan Gelhausen: Ja. Die Riester-Rente wird staatlich gefördert und unterliegt besonderen Anforderungen. Die Anbieter müssen garantieren, dass mindestens die eingezahlten Beiträge sowie die staatlichen Zulagen zum Zeitpunkt des Vertragsablaufs zur Verrentung zur Verfügung stehen. Bei klassischen Riester-Renten der Versicherer kommen in der Regel eine garantierte Verzinsung des Sparanteils der Prämie von bis zu 2,25 Prozent sowie eine nicht garantierte Überschussbeteiligung hinzu.

Ich habe die Wahl, mein Geld bei der Sparkasse für ein Jahr zu einem Zinssatz von 5,25 Prozent anzulegen oder Tagesgeld bei der Crédit Europe zu 5,75 Prozent abzuschließen. Was soll ich machen?

Peter Lischke: Bei der Sparkasse sind Ihre Einlagen besser geschützt. Außerdem sollten Sie sich die hohen Zinsen für eine längere Laufzeit sichern.

Ich habe einen Pfandbrief, der im nächsten Mai fällig wird. Der Kurs liegt deutlich unter 100 Prozent. Soll ich verkaufen?

David Zimmer: Nein. Pfandbriefe sind eine sehr sichere Anlage. Die Forderungen sind durch die Bonität des Emittenten und durch Immobilienhypotheken von allgemein hoher Qualität abgedeckt. Daher sollten Sie Ihren Pfandbrief nicht vorschnell verkaufen.

Ich habe Anteile an einem offenen Immobilienfonds der Commerzbank geerbt. Soll ich die behalten?

Michael Hermann: Lassen Sie sich bei Ihrer Bank oder Sparkasse darüber beraten, in welchen Ländern und Segmenten der Fonds investiert ist. Aber grundsätzlich spricht nichts gegen einen offenen Immobilienfonds. Im Gegenteil: Mit Blick auf die Abgeltungssteuer kann das sogar eine sehr sinnvolle Anlage sein.

Wann verjähren Ansprüche wegen Falschberatung?

Peter Lischke: Drei Jahre, nachdem Sie ein Wertpapier oder einen Fondsanteil gekauft haben. Wer jetzt seinen Bankberater haftbar machen will, weil dieser vielleicht Risiken der Geldanlage verschwiegen hat, hat neben der Verjährung aber noch ein weiteres Problem. Wenn man weder ein Beratungsprotokoll hat noch einen Zeugen, wird man die Falschberatung nicht beweisen können.

Ich habe ein Dax-Postsparbuch. Wie sicher ist das?

Michael Hermann: Die Einlagen auf dem Postsparbuch sind sicher, aber den zusätzlichen Bonus durch einen steigenden Dax werden Sie wohl nicht bekommen.

Fragen und Antworten wurden bearbeitet von Heike Jahberg. Infos finden Sie auch im Internet unter www.vz-berlin.de

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