zum Hauptinhalt

Geld: Die Tricks der Banken

Wie Berater verkaufen, wo sich Kosten verstecken, was Verbraucher tun können.

Die Menschen in Bremen haben deutschlandweit das größte Sparvermögen. Wie die Postbank am Mittwoch mitteilte, besitzen die Bewohner der Hansestadt mit 8615 Euro mehr Geld in Form von klassischen Sparanlagen als Bürger in anderen Bundesländern. Der innerdeutsche Sparvergleich zeigt immer noch ein klares West-Ost-Gefälle: Am Tabellenende stehen den Berechnungen der Bank zufolge auch in diesem Jahr die ostdeutschen Bundesländer und Berlin (Platz zwölf: 5094 Euro).

Einzig Sachsen schneide etwas besser ab. Auf Platz zwei kommen 2009 nach Angaben der Postbank die Bayern mit einem Sparvermögen von 8320 Euro. Mit einem Zuwachs von 375 Euro verdrängten sie die Saarländer (8131 Euro) auf Platz drei. Das Sparguthaben der Menschen in Bremen oder Bayern sei pro Kopf fast doppelt so hoch wie in Mecklenburg-Vorpommern oder Brandenburg. AP

Bankgeschäfte sind lästig. Viele Sparer und Kreditnehmer beschäftigen sich nur ungern mit ihren privaten Finanzen, nicht erst seit der Finanzkrise. Der Gang in die Filiale, die Korrespondenz mit der Online-Bank, das Gespräch mit dem Berater – viele Verbraucher würden dies am liebsten auf das Nötigste reduzieren. Banken und Sparkassen nehmen das Geschäft mit Privatkunden dennoch zunehmend wichtiger. Die Branche legt sich beim Vertrieb von Finanzprodukten ins Zeug. Nicht jede Beratung ist deshalb schlecht. Aber die Grenzen des Legalen werden mitunter überschritten. Jüngstes Beispiel: Verstöße gegen den Datenschutz bei der Postbank. Experten der Stiftung Warentest haben zusammengetragen, mit welchen Tricks Banken, Sparkassen und Genossenschaftsinstitute auf Kundenfang gehen – und was Verbraucher wissen sollten, um sich wehren zu können.

BERATUNG

Weil viele Verbraucher Sicherheit schätzen, werden sie im ersten Beratungsgespräch bei ihrer Bank meist in eine niedrige Risikoklasse eingestuft – bestenfalls. Damit der Berater dies auch in seinem Wertpapierhandelsbogen tatsächlich einträgt, sollte man nachfragen. Eine Kopie des Bogens hilft später bei der Beweisaufnahme. Je niedriger die Risikoklasse, desto begrenzter ist die Produktpalette, die die Bank dem Kunden verkaufen kann. Deshalb empfehlen Berater gerne Produkte, die eine Änderung der Risikoeinstufung erfordern. „Ihr Rentenfonds läuft nicht so gut – wir sollten etwas anderes in Ihr Depot legen“, heißt es dann. Hier sollte gefragt werden, ob man dafür die Risikoklasse wechseln muss. Generell gilt: Häufige Umschichtungen im Depot („Wir bringen Sie auf den neuesten Stand“) kosten Provisionen und Ausgabeaufschläge, die an der Rendite zehren. Skepsis ist außerdem angebracht, wenn der Berater ein Produkt mit dem Zusatz „so sicher wie das Sparbuch“ anpreist, um nicht ins Detail gehen zu müssen. Auch der Zusatz „steuerfrei“ sollte hinterfragt werden. Wer einen Zeugen dabei hat und sich alles schriftlich geben lässt, ist auf der sicheren Seite. Häufig meldet sich die Bank nur telefonisch. Berater und Kunde kennen sich oft seit Jahren. Doch Vorsicht: Am Ende zählt die Provision. Im persönlichen Gespräch in der Filiale lassen sich Finanzprodukte besser erklären. Zeigen lassen sollte man sich dort auch die Stellen im Verkaufsprospekt, wo die Risiken beschrieben werden. Broschüren sind keine neutrale Informationsquelle, sondern Werbung. Begriffe wie „Altersvorsorge“ wiegen den Kunden in Sicherheit, Vergleichsrechnungen (aus der Vergangenheit) gehen immer zugunsten des Produktes aus. Kaufen sollte man nur, was man auch versteht.

GIROKONTO

Dass ein Girokonto häufig das Einfallstor für den Vertrieb anderer Finanzprodukte ist, zeigt der Fall der Postbank. Deshalb werben die Banken eifrig um Neukunden. Der Wechsel kann sich durchaus lohnen, weil viele Konten unnötig teuer sind. Als Faustregel kann gelten: Wer für ein Filialkonto inklusive Kreditkarte mehr als 80 Euro im Jahr oder für ein Online-Konto mehr als 40 Euro zahlt, sollte sich nach preiswerteren Alternativen umsehen. Die kann manchmal auch die eigene Bank anbieten. Die Angebote für kostenlose Girokonten sind freilich häufig an Bedingungen geknüpft: regelmäßiger Zahlungseingang in einer bestimmten Höhe oder – wie im Fall der Sparda-Banken – der Kauf von Genossenschaftsanteilen. Geht das Geld nicht wie geplant regelmäßig ein, berechnen viele Banken fünf oder sechs Euro extra für die Kontoführung. Grundsätzlich darf die Bank selbst entscheiden, welche Leistungen sie für eine Kontoführungsgebühr anbietet. Wichtig: Alle Preise müssen im Preisverzeichnis dokumentiert sein. Unzulässig sind Gebühren zum Beispiel für das Ändern und Verwalten von Freistellungsaufträgen oder das Einrichten und Schließen von Girokonten. Teuer wird es, wenn Kontoauszüge verloren gehen und die Bank eine Kopie erstellt. Auch Bargeldzahlungen auf eine fremdes Konto gehen ins Geld. Genau hinschauen sollte man bei Rücklastschriften, wenn also Lastschriften, Überweisungen oder Daueraufträge nicht ausgeführt werden können, weil das Konto zeitweise nicht ausreichend gedeckt war. Gebühren darf die Bank dafür nicht erheben, auch der Trick, statt einer Gebühr „Schadenersatz“ zu berechnen, ist unzulässig. Die bloße Information des Kunden darüber darf ebenfalls nicht berechnet werden.

KREDITE

Die Dispozinsen lagen im Sommer 2009 – trotz historisch niedriger Leitzinsen – im Schnitt bei zwölf Prozent. Ein gutes Geschäft für die Banken: Wer nur drei Monate lang mit 2000 Euro in den Dispo rutscht, zahlt bei neun Prozent Zinsen 45 Euro, bei 13 Prozent sogar 65 Euro. Die verlockenden Kreditzinsen aus der Werbung bekommen in der Realität nur Verbraucher mit der besten Bonität. Die Kreditwürdigkeit fragen die Banken bei der Schufa nach. Gibt der Berater dabei als Grund „Anfrage Kredit“ ein, verschlechtert sich die Einstufung des Kunden, wenn dieser den Kredit dann nicht aufnimmt. Der Berater einer anderen Bank, der dies bei einer Schufa-Anfrage erfährt, wird seinen Kredit zu schlechteren Konditionen anbieten – obwohl sich an der Bonität des Kunden gar nichts geändert hat. Verbraucher, die lediglich Angebote mehrerer Häuser vergleichen wollen, sollten deshalb ihre Bank anweisen, dass eine „Anfrage Kreditkonditionen“ bei der Schufa gestellt wird. Dies hat keinen Einfluss auf den sogenannten Scorewert, der die Bonität beschreibt.

„Bankentricks – und was Sie dagegen tun können“, Stiftung Warentest, 160 Seiten, 12,90 Euro

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false