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Die Systemkamera von Nikon wird in verschiedenen Kits angeboten. Das lichtstarke Standardobjektiv (links) gehört immer dazu.

© Hersteller

Im Test: Nikon One V1: Rein in die Lücke

Muss ja nicht immer der große Aufschlag sein: Nikon bietet mit der One V1 eine Systemkamera der Einsteigerklasse an. Sie bleibt kompakt, sieht gut aus und bietet dennoch viel. Leider wurde an entscheidender Stelle gespart.

Manchmal ist es auch zu etwas nütze, wenn man sich nicht entscheiden kann. Denn auf diese Kunden zielen die Systemkameras der großen Hersteller wie Sony, Panasonic oder Canon ab. Sie bieten einen Leistungsumfang, der den großen Spiegelreflexkameras nahe kommt und haben eine ordentliche Optik vorne aufgeschraubt. Damit lassen sich bessere Aufnahmen realisieren als mit den digital aufgehübschten Bildern der Kompakten. Gleichzeitig sind sie aber fast ähnlich leicht und klein wie die zahllosen Kameras im Visitenkartenformat auf dem Markt. So einen Kompromiss sucht auch die Nikon One V1.

Mit der Premiere der One hat Nikon gleich eine ganze Familie als Kamerasystem geschaffen. Wer es etwas günstiger sucht greift zur kleineren Version namens J1 und wer etwas tiefer in die Tasche greift bekommt mit der V1 die hochwertigere Variante. Beide Kameras lassen sich mit Objektiven für zahlreiche Eventualitäten rüsten.

Schlicht und wertig

Der erste Blick auf die Kamera macht Freude. Das Gehäuse aus einer Magnesium-Aluminium-Legierung, schlicht gestaltet und nur mit wenigen Knöpfen bestückt, ist ein hübscher Anblick. Man möchte zugreifen und loslegen. Aber schon mit dem serienmäßigen Objektiv Nikkor 10-30 VR vorne drauf liegt die Kamera leider nicht gut in der Hand. Auch der kleine Haltegriff neben dem Objektiv ändert daran nichts, dass die Finger auf der schicken Oberfläche wenig Grip finden. Das vermittelt kein gutes Gefühl bei Schnappschüssen oder akrobatischen Einlagen, zum Beispiel in einer Menschenmenge. Im optional erhältlichen Zubehör findet sich ein Haltegriff. Schon nach wenigen Minuten erschließt sich, warum das so ist.

Ein Blick auf die Rückseite offenbart die Zielgruppe dieser Kamera: Vier Modi, die sich auf die wesentlichen Funktionen beschränken, sollen es den Nutzern möglichst einfach machen. Das gefällt Aufsteigern aus der Kompaktklasse, wird aber Profis eher Kopfschmerzen bereiten. Denn wer sich nicht auf die Automatik verlassen möchte muss zunächst tief im Menü graben, um die Einstellungen für manuelle Aufnahmen zu finden. Das ist sicher nichts für ambitionierte Fotografen oder Profis. Wahrscheinlich soll hier abgegrenzt werden. Denn Nikon löst das bei Spiegelreflexkameras deutlich besser.

Scharfes Sucherbild, schwacher Sensor

Das Drehrad auf der Rückseite bietet erst mal nur vier Modi. Wer manuelle Einstellungen bevorzugt muss ins Haupt-Menü.
Das Drehrad auf der Rückseite bietet erst mal nur vier Modi. Wer manuelle Einstellungen bevorzugt muss ins Haupt-Menü.

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Dabei hat die Nikon One V1 auch dem anspruchsvollen Nutzer durchaus was zu bieten. Der elektronische Sucher zum Beispiel , der im Display informiert, mit welchem Modus gerade operiert wird. Das Bild des Suchers ist sehr klar, detailreich und schaltet automatisch um, wenn die Kamera ans Auge geführt wird. Mit ähnlich guter Auflösung zeigt sich auch das Bild des Monitors auf der Rückseite. Oder auch die Motivverfolgung, wo zwar erst mal das Objekt der Begierde etwas umständlich fixiert werden muss, die Kamera dieses dann aber fest im Fokus behält.

Ein Zugeständnis hingegen ist sicher der kleine Bildsensor, den die Nikon One V1 eingebaut hat. Im Gegensatz zu den APS-Sensoren der größeren Kameras belässt es Nikon hier bei einem CX-Sensor. Der baut mit 13,2 auf 8,8 Millimeter sehr kompakt. Aber ähnlich wie bei konventionellen Kompaktkameras führen die geringen Abmessungen zu einer hohen Pixeldichte und damit zu einem leichten Rauschen. Und das leider nicht nur an den Bildrändern und selbst bei Tagesaufnahmen ist der Effekt nicht wegzudiskutieren. Das ist schade, denn an der Auflösung von 10 Megapixeln ist grundsätzlich nichts auszusetzen. Aber Nikon will hier wohl ebenfalls klar zwischen den semiprofessionellen Spiegelreflexkameras mit dem besseren APS-Sensor und dem Segment der Systemkameras differenzieren. Das schränkt die Möglichkeiten 1 V1 aber leider ein. Der Amateur wird das kaum bemerken, den ambitionierten Fotograf aber stören.

Guter Blitz geht extra

Schlicht und edel: Das Gehäuse der Nikon 1 V1 ist sehr wertig und schlicht gestaltet. Beim Fotografieren bietet es allerdings nur wenig Halt.
Schlicht und edel: Das Gehäuse der Nikon 1 V1 ist sehr wertig und schlicht gestaltet. Beim Fotografieren bietet es allerdings nur wenig Halt.

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Einen integrierten Blitz hat die Nikon One V1 nicht zu bieten. Dazu muss der Systemblitz für etwa 150 Euro extra bestellt werden, was manche Kunden durchaus ärgern könnte. Der zugelieferte Blitz ist dann zwar richtig mit der Kamera verbunden und benötigt keine eigene Stromversorgung. Er lässt sich wunderbar drehen und neigen. Mit dem mechanischen Verschluss kann er aber vor allem durch eine glänzende Synchronisationszeit von 1/250 Sekunden, beim elektronischen Auslöser sind es noch 1/60 Sekunden. Das ist schon sehr schnell für eine Kamera in diesem Preissegment. Dafür muss der Blitz dann aber extra angeschraubt werden. Für den spontanen Schnappschuss am Abend etwas ungünstig.

In anderen Bereichen zeigt sich die Nikon 1 V1 hingegen sehr spontan. Bis zu zehn Bilder pro Sekunde kann die Kamera aufnehmen und dürfte damit in ihrer Klasse fast einen Bestwert setzen. Auch der Akku zeigt sich von seiner besten Seite und bietet mit etwa 350 Aufnahmen mit Blitz pro Ladung eine ordentliche Laufzeit. Ohen Blitz werden daraus rund 650 Bilder. Kein Wunder, denn der Stromspeicher namens EN-EL15 kommt aus der Serie der hochwertigeren Spiegelreflexkameras und arbeitet mit Lithium-Ionen-Technik.

Full-HD mit Zeitlupe

Eine moderne Kamera muss heutzutage auch HD-Filme aufnehmen können und natürlich hat auch die Nikon 1 V1 eine solche Funktion an Bord. Videos in Full-HD werden in 30 Voll- oder 60 Halbbilder pro Sekunde aufgenommen. Auch eine Zeitlupen-Funktion ist an Bord, welche dann 400 Bilder pro Sekunde festhält, das Format aber auf 640 x 240 einschränkt. Bei der Superzeitlupe schrumpft die Größe sogar auf 320 x 120 Pixel, aber auch 1200 Bilder pro Sekunde.

Der Blitz geht bei der Nikon 1 V1, im Gegensatz zur kleineren J1, extra. Die Stromversorgung erfolgt über den Kamera-Akku.
Der Blitz geht bei der Nikon 1 V1, im Gegensatz zur kleineren J1, extra. Die Stromversorgung erfolgt über den Kamera-Akku.

© Hersteller

Ähnlich wie bei den Tasten auf dem Gehäuse geht es auch bei den Anschlüssen für die Kamera eher sparsam zu. Neben dem Stromanschluss gibt es nur noch einen HDMI- und einen USB-Anschluss. Gerade für die Filmaufnahmen wäre aber noch eine Verbindungsmöglichkeit für ein externes Mikro interessant. Die gibt es aber leider nicht. Allerdings lässt sich über einen separaten Adapter ein Zusatz-Mikro anschließen oder es kann ein spezielles Mikro von Nikon angeschlossen werden.

Haptik und Optik überzeugen

Bei unserem Test kam die Nikon 1 V1 als Zoom-Kit mit dem Nikkor VR 10-30 mm und dem VR 30-110 mm an. Beide Objektive bauen extrem kompakt, das Standardobjektiv lässt sich sogar noch mal zum Transport zusammen schieben. Bei den Probeaufnahmen zeigte es sich als ein guter Begleiter für viele Lebenslagen. Das Zoom-Objektiv ist hingegen in seinen Möglichkeiten eher begrenzt und diese werden auch nicht digital erweitert. Zwar erweitert es den Spielraum der Kamera. Aber nicht gerade in dem Maße, in dem es sich lohnen würde, stets ein zweites Objektiv dabei zu haben. Beides sind aber lichtstarke und sehr solide verarbeitete Objektive, die in Sachen Haptik und auch Optik durchaus ihr Geld wert sind.

In der Summe hat uns das Fotografieren mit der Nikon 1 V1 durchaus Spaß gemacht und wir haben sehr ordentliche Bilder produziert. Die Kamera ist mit ihren kompakten Abmessungen und einer gleichzeitig hohen Qualität ein guter Begleiter. Der einzige echte Wermutstropfen ist der kleine Bildsensor, der zwar mit zehn Megapixeln eine ausreichende Auflösung bietet, aber in der Bildqualität nicht restlos überzeugt. Ansonsten gefällt die erste Systemkamera von Nikon durch eine ansprechende Optik, gute Verarbeitung und die lange Akkulaufzeit. Das kann als System schon überzeugen. In der Software gibt es noch Verbesserungspotenzial und die Lösung mit dem Zusatzblitz ist eben Geschmackssache. Für mittlerweile rund 360 Euro ist die Nikon 1 V1 mit dem Standardobjektiv zu haben. Das ist dann schon ein ordentliches Angebot, denn die Kamera bietet am Ende doch deutlich mehr als die meisten Kompaktkameras, vor allem in Sachen Bildqualität und Wertigkeit.

Datenblatt Nikon 1 V1
Effektive Pixel 10,0 Megapixel
Max. Auflösung 3.872 x 2.592 Pixel
Typ Sensor CMOS
Größe Sensor 13,2 x 8,8 mm
Video Full-HD 1080p 24 fps
Minimale Verschlusszeit 1 / 16 000 Sekunden
Maximale Verschlusszeit 30 Sekunden
Displaygröße 3 Zoll
Anschlüsse USB, HDMI
Speichermedium SDXC-Karten
Abmessungen (H x T x B) 106 x 61 x 230 mm
Gewicht Body 280 Gramm
Preis (mit Nikkor 10 - 30 mm) ca. 350 Euro

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