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Wirtschaft: Ins Rudern kommen

DAS TESTURTEIL 0 Punkte: Hände weg und alle Bekannten warnen, 5 Punkte: Noch mal drüber schlafen, 10 Punkte: Sofort kaufen Bisher habe ich die Ansicht vertreten, dass man mindestens 75 sein muss, bevor man sich ein Standfahrrad, einen Stepper oder einen Ruderautomaten ins Haus holen darf. Bis dahin gibt es an sich kein Wetter, das das persönliche Fitnessprogramm draußen verbietet.

DAS TESTURTEIL 0 Punkte: Hände weg und alle Bekannten warnen, 5 Punkte: Noch mal drüber schlafen, 10 Punkte: Sofort kaufen

Bisher habe ich die Ansicht vertreten, dass man mindestens 75 sein muss, bevor man sich ein Standfahrrad, einen Stepper oder einen Ruderautomaten ins Haus holen darf. Bis dahin gibt es an sich kein Wetter, das das persönliche Fitnessprogramm draußen verbietet. In diesem Winter habe ich meine Meinung geändert. Der Klimawandelwinter ist zu dunkel und nass, um draußen zu trainieren. Und der Klimawandelsommer ist möglicherweise bald zu heiß und zu mückenreich, um friedlich über Havel und Spree zu paddeln. Deshalb empfehlen sich nunmehr Trainingsgeräte für zu Hause.

Der Ruderautomat ist ziemlich groß. Er ist teuer (ab etwa 1300 Euro), zu schwer (gefüllt mindestens ein Zentner) und sperrig (über zwei Meter lang), um ihn ignorieren zu können. Anstrengend. Aber: Er macht fit. Das ist viel. Der Water-Rower ist kein herkömmlicher Ruderautomat. Er ist ein Ruderautomat, der die reale Situation beim Draußenrudern kopiert. Der Water-Rower hat einen gewaltigen durchsichtigen Wassertank aus Polycarbonat, der auf die Ruderbank geschraubt wird. Wenn man rudert, rudert man in echtem Wasser. Das ist gut. Denn im Gegensatz zu magnetischen oder pneumatischen Ruderautomaten verändert sich der Widerstand beim Rudern nur durch die eigene Ruderkraft. In echtem Wasser rudern macht mehr Spaß und schont angeblich auch die Gelenke. Wenn man schon zu Hause rudern muss, will man wenigstens effizient fit werden.

Ok, man muss bereit sein, mit dem Water-Rower zu leben. Dafür gibt es ihn aber auch in allen möglichen Ausführungen – von Esche natur für den Ikea-Haushalt über kanadische Kirsche fürs Country-Eigenheim oder mit gebürstetem Stahlgestell für den Loft-Haushalt im Prenzlauer Berg. Ein weiterer Vorteil: Man ist dem Gerät nicht ausgeliefert. Bevor man kauft und dann merkt, dass man doch keine Lust hat, drinnen zu rudern, kann man auch mieten. 9,98 Euro in der Woche sind zwar auch viel Geld. Aber wenn man nicht mehr will, kann man es eben lassen – und der Holzklotz wird wieder abgeholt. Wenn man nach ein paar Wochen merkt, dass man sich daran gewöhnt, kann man ihn zum reduzierten Preis kaufen.

Schlecht ist: Rudern ist anstrengender, als man so denkt. Erbarmungslos zeigt ein Display, dass man nur schlappe 500 Kalorien in der Stunde (oder noch weniger) verbraucht, wenn man nachlässt. Und: Der Water-Rower macht Krach. Bei jedem Ruderschlag rauscht Wasser. Das ist nichts für hellhörige Untermieter – und für schwache Blasen ist es wahrscheinlich auch nichts. Auch ist es nichts, wenn man gleichzeitig fernsehen oder eine Studienreihe „Chinesisch für Anfänger“ hören will. Zur Unterhaltung könnte man allenfalls ein paar robuste Zierfische in den Tank setzen. Aber man will sich ja nicht unterhalten. Man will ja trainieren.

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