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Kabelanbieter: Keine Wahl beim Fernsehanschluss

Den Kabelanbieter können sich Mieter nicht aussuchen. Wer unzufrieden ist, muss auf eine andere Technik ausweichen.

Reinhard Flügge griff zur Selbsthilfe. „Ich habe den Stecker aus der Kabelbuchse gezogen“, erzählt der Rentner. Mit seinem Kabelfernsehanbieter Tele Columbus wollte der 60-Jährige nichts mehr zu tun haben. Das war im September. Doch geholfen hat das nichts. „Die haben weiter abgebucht“, sagt Flügge.

Mehrere Monate lang stritt sich Flügge, der im Berliner Bezirk Mitte zur Miete wohnt, mit Tele Columbus. Die Firma betreibt in seinem Haus die TV-Kabelanschlüsse der Wohnungen. Im vergangenen August kündigte der Versorger eine Preiserhöhung an. Statt 11,91 Euro monatlich sollte Flügge 13,99 Euro zahlen – als Gegenleistung für die „kontinuierlichen Aufwendungen für Ihren Kabelanschluss“. Der Kunde brauche sich um nichts zu kümmern, hieß es in dem Schreiben. Sollte Flügge nicht innerhalb von vier Wochen widersprechen, laufe der Vertrag automatisch zu den neuen Bedingungen weiter und der erhöhte Betrag werde vom Konto abgebucht.

Doch der Rentner widersprach. Ende August kündigte Tele Columbus daraufhin den Vertrag zu Ende November, wenige Tage später schickte auch Flügge seine Kündigung – zum 30. September. Auch die Einzugsermächtigung zog er zurück. Dennoch buchte Tele Columbus für Oktober und November weitere 23,82 Euro ab. Am 13. Februar bekam der Berliner wieder Post von Tele Columbus. Eine „letzte Mahnung“ über 22,41 Euro – für die Dezember-Rechnung, Rücklastgebühren und Mahnkosten. „Die versuchen mit allen Mitteln, an Geld zu kommen“, empört sich Flügge.

Gabriele Francke ist Geschäftsführerin der Verbraucherzentrale Berlin. Sie kennt das Problem. Wie Flügge haben sich auch viele andere Kunden an die Verbraucherzentrale gewandt, weil sie ihren Kabelanschluss zu den alten Bedingungen und vor allem zu den alten Preisen weiterführen wollen. „Das geht aber nicht“, muss die Verbraucherschützerin die Kunden enttäuschen. „Tele Columbus kann zwar nicht einseitig die Preise erhöhen, die Firma darf aber den Vertrag kündigen.“

Die Verbraucher sollten auf andere Empfangsgeräte umsteigen, rät Francke. „Kaufen Sie sich eine Satellitenschüssel oder einen DVB-T-Receiver.“

Tele Columbus wirbt um Verständnis. „Wir modernisieren das Netz“, sagt Sprecher Hannes Lindhuber. Die Kosten würden auf die Kunden umgelegt. Allein in Berlin habe man bereits 30 Millionen Euro investiert, berichtet Lindhuber. Tele Columbus ist aus einer Vielzahl kleiner Firmen entstanden und gehört heute mit rund drei Millionen angeschlossenen Haushalten zu den wichtigsten Kabelnetzbetreibern in Deutschland.

In Berlin sind rund 700 000 Haushalte bei Tele Columbus unter Vertrag. Den Kabelanbieter kann der Mieter nicht frei wählen. Die Vermieter schließen mit einem Unternehmen einen langfristigen Vertrag. Für die Mieter ist damit der Wechsel zu einem anderen Anbieter nicht möglich. Kunden, die der Preiserhöhung widersprechen, werden von Tele Columbus angesprochen. So auch Reinhard Flügge. Ihm hat Tele Columbus ein Einstiegspaket fürs digitale Fernsehen zum Sonderpreis angeboten. Ohne Erfolg. Bleibt der Kunde wie Flügge bei seinem Widerspruch, lässt Tele Columbus den Vertrag nach der Mindestvertragslaufzeit auslaufen.

Nach Meinung von Tele Columbus endete Flügges Vertrag Ende November, die „letzte Mahnung“ für Dezember sei aber hinfällig, räumt man ein. Der Rentner schaut jetzt ohne Kabel fern. Er hat sich für 90 Euro einen DVB-T-Receiver gekauft. „Das ist auf Dauer sogar billiger“, sagt er. 

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