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Wirtschaft: Kein Durchblick

Fielmann, Apollo und Co zeigten im Test große Schwächen – vor allem bei der Beratung und der Bestimmung der Glasstärken

Fast jeder Dritte in Deutschland sieht nicht scharf – viel potenzielle Kundschaft also für die Augenoptiker. Doch wer zum Fachmann geht, kommt leider nicht immer scharfsichtiger wieder heraus. Im jüngsten Test von Optikerketten, den die Stiftung Warentest durchgeführt hat, kam kein Anbieter über die Gesamtnote „Befriedigend“ hinaus. Auch die Einzeloptiker, die die Tester zur Kontrolle herangezogen hatten, schnitten nicht besser ab.

Mängel gab es schon beim ersten Schritt: Die richtige Glasstärke konnten nur die Mitarbeiter der Kette Binder Optik bestimmen. Bei den anderen Optikern schwankte die Leistung stark, und die Tester verließen die Läden oft mit Brillen, mit denen sie immer noch nicht richtig sehen konnten. Die meisten Fehler – nämlich falsche Glasstärken sowie ungenau ermittelte Werte für Hornhautverkrümmung – passierten bei den Gleitsichtbrillen und und bei der Korrektur von Kurzsichtigkeit. Die Werte der Nahbrille wurden dagegen meistens richtig ermittelt.

Aber hier hört die Kritik noch nicht auf: Auch die Zentrierung, also die Art und Weise, wie die Gläser in die Fassung eingearbeitet werden müssen, damit die Sehschwäche auch wirklich korrigiert wird, bekamen nur Apollo und Abele gut hin. Die Zentrierung ist aber sehr wichtig. Denn die Glasstärken können noch so korrekt sein, wenn die Augen beim Blick durch die Brillengläser die optimale Stelle auch nur um wenige Millimeter verfehlen, kann die Brille trotzdem komplett unbrauchbar sein. Oder die fehlerhafte Zentrierung führt zumindest zu unangenehmen Nebenwirkungen wie Unschärfen, verzerrte Wahrnehmung, tränende Augen oder Kopfschmerzen.

Auch bei der Beratung schnitten die Optiker ziemlich schlecht ab. Nur Matt und Binder Optik erhielten ein „Befriedigend“, der Rest erreichte bei den Tipps für die richtige Brille gerade einmal ein „Ausreichend“.

Die schlechte Beratung zeigte sich bereits ganz am Anfang beim Augentest. Nur ganz wenige Optiker hätten die Tester nach ihrer Augengesundheit und Allgemeinerkrankungen befragt, die sich auch auf die Augen auswirken könnten, bemängelten die Verbraucherschützer. Die Optiker erkundigten sich auch nur ganz allgemein nach der Situation, in der man die Brille nutzen will. Intensiver war hingegen die Beratung zu den Gläsern selbst. Allerdings wiesen die Optiker mehr auf die Vorteile von Sonderausstattungen hin als auf Nachteile oder etwa Preisunterschiede.

Aber auch bei der sehr wichtigen Frage, ob dem Kunden ein bestimmtes Gestell überhaupt steht, ließ die Kompetenz zu wünschen übrig. Zudem gab es für die Fehlsichtigen im Laden kaum eine Möglichkeit, sich mit dem neuen Gestell anzusehen. Nur in zwei Fällen machten Optiker Digitalfotos, ein weiterer bot Tageskontaktlinsen an, damit die Kunden sich überhaupt einmal anschauen konnten.

Bei der Fertigung, also dem Zusammenbau der Brille, lieferten die Optiker dagegen zwar deutlich bessere Leistungen ab. Leider sackte das Qualitätsniveau schnell wieder ab, als es darum ging, die Brille dem jeweiligen Gesicht anzupassen. Nur drei von insgesamt 40 getesteten Brillen saßen „gut“. Bei den meisten Kunden fand zunächst gar keine individuelle Brillenanpassung statt, die Brillen saßen zu tief, zu hoch, sehr locker oder auch viel zu fest. Bei Fielmann reagierte man nachdenklich auf das Testresultat. „Das Ergebnis des Tests gibt uns zu denken“, sagte ein Sprecher. „Wir verstehen das als Aufforderung dazu, besser zu werden“.

Flora Wisdorff

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