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Lebensmittelpreise: Was Essen kostet

Der Bauernverband geht davon aus, dass die Lebensmittelpreise steigen werden. Wie teuer sind Lebensmittel in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern?

Die schlechte Nachricht zuerst. Die gestiegenen Preise für Milch und Butter sind offenbar nur der Anfang. Teuerungen würden nicht nur für Getreide und Milchprodukte gelten, sondern seien auch in anderen Lebensmittelbereichen zu erwarten, prognostiziert der Deutsche Bauernverband. Die Geflügelerzeuger hatten zum Beispiel angekündigt, höhere Preise durchsetzen zu wollen, weil die Futterkosten im Vorjahr um fast 100 Prozent gestiegen seien. Die Deutschen müssten sich insgesamt darauf einstellen, zwischen einem und zwei Prozent ihres Einkommens mehr für Lebensmittel auszugeben, sagte am Montag Gerhard Sonnleitner, Präsident des Bauernverbandes. Gegenwärtig sind es in Deutschland im Schnitt elf Prozent des verfügbaren Einkommens, die zum Kauf von Lebensmitteln verwendet werden.

Nun die gute Nachricht: Im europaweiten Vergleich wären trotz möglicher Preiserhöhungen Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke in Deutschland immer noch günstig. Das belegt eine Studie des Statistikamts Eurostat, in der die Lebensmittelpreise in den 27 Staaten der Europäischen Union miteinander verglichen werden (siehe Grafik). Demnach rangiert Deutschland im vergangenen Jahr unter den 15 westeuropäischen EU-Ländern auf dem fünftbesten Platz. Noch günstiger sind die Lebensmittelpreise nur in den Niederlanden, Portugal, Spanien und Griechenland.

Vor allem Milchprodukte sind in Deutschland bislang ausgesprochen billig gewesen: Die Preise für Milch, Joghurt, Butter und Käse lagen 2006 rund 13 Prozent unter dem gesamteuropäischen Niveau, wie aus der Eurostat-Erhebung hervorgeht. Weniger als die Deutschen gaben in Europa nur die Niederländer für Milchprodukte aus.

Auch im Vergleich mit den zwölf neuen EU-Staaten sind die Kosten von Lebensmitteln hierzulande niedrig, wenn sie am verfügbaren Einkommen gemessen werden. Selbst wenn sich die Prognose des Präsidenten des Bauernverbands erfüllen sollte und die Deutschen künftig bis zu 13 Prozent ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben müssen, kommen sie damit vergleichsweise günstig weg. Die Letten und Litauer beispielsweise, die zu den ärmsten Bürgern der Europäischen Union zählen, müssen rund ein Viertel ihrer verfügbaren Einkünfte für Lebensmittel verwenden.

Die Eurostat-Studie räumt übrigens auch mit einem Klischee auf – der angeblichen Sparsamkeit der Deutschen beim Essen. Es sind nämlich nicht die Deutschen, die ganz genau auf den Euro gucken, wenn es um Lebensmittel geht, sondern die Iren, die hier den Sparsamkeitsrekord halten. Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke machen gerade einmal 8,6 Prozent ihrer Konsumausgaben aus – und das, obwohl Irland nach Dänemark die höchsten Lebensmittelpreise innerhalb der Europäischen Union aufweist.

Dagmar Rosenfeld

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