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Wirtschaft: „Man muss nicht mit Pickeln leben“ Was unreine Haut macht – und was dagegen hilft

Herr Dr. Miehe, ist unreine Haut ein Zeichen von mangelnder Hygiene?

Herr Dr. Miehe, ist unreine Haut ein Zeichen von mangelnder Hygiene?

Nein. Unreine Haut ist eine Erkrankung, die 80 bis 90 Prozent der jungen Menschen in der Pubertät betrifft. Mangelnde Hygiene ist nicht der Grund, sondern ein komplexes Geschehen verschiedener Ursachen.

Was sind denn diese Ursachen?

Unterschiedliche Faktoren sind von Bedeutung. Neben der genetischen Disposition führt ein Ansteigen der männlichen Hormone, der Androgene, in der Pubertät zu einer vermehrten Talgproduktion der Haut. Ein weiterer Faktor ist eine zu starke Bildung von Hornzellen in den Talgdrüsenausführungsgängen, so dass der Talg nicht abfließen kann – es entstehen Mitesser. Schließlich kann es zu einer bakteriellen Besiedlung des Talgs kommen. Das führt zu Entzündungen – es entstehen Pickel.

Also kann man mit Wässerchen und Cremes nichts gegen unreine Haut tun?

Die Akne ist eine dermatologische Erkrankung. Nur milde Verlaufsformen kann man mit den Mitteln aus der Drogerie oder Kosmetikabteilung regulieren. Patienten mit einer Akne sollten dagegen den Hautarzt aufsuchen. Man darf nicht unterschätzen, wie hoch der psychische Leidensdruck vieler junger Menschen ist, die mit Pickeln im Gesicht leben müssen. Die Gefahr ist auch, dass bei unsachgemäßer Behandlung Narben entstehen. Es gibt heute viele Medikamente, mit denen man die Akne in den Griff bekommt. Man muss nicht mit Pickeln leben.

Manche Menschen werden die Pickel auch nach der Pubertät nicht los. Warum?

Davon sind häufiger Frauen betroffen. Die Ursachen sind auch hier vielfältig. Die genetische Disposition, eine zu hohe Konzentration von männlichen Hormonen, unsachgemäße Anwendung von Kosmetika und psychische Faktoren wie Stress können von Bedeutung sein.

Das heißt, im Urlaub verschwinden die Pickel nicht wegen der Sonne, sondern wegen der Entspannung?

Bei speziellen Akneformen kann Entspannung einen günstigen Einfluss haben. Die Wirkung des Sonnenlichtes kann unterschiedlich sein. Früher hat man Akne mit UV-Licht behandelt. Inzwischen gibt es aber Studien, die belegen, dass bestimmte Lichtqualitäten dosisabhängig die Akne ungünstig beeinflussen.

Die Folge ist Mallorca-Akne?

Dieses Krankheitsbild wird durch ein Zusammenwirken von zu fetthaltigen Cremes, ungeeigneten Lichtschutzmitteln, UV-Strahlung und vermehrtem Schwitzen hervorgerufen.

Eltern sagen oft, Schokolade essen macht Pickel. Stimmt das?

Dass süßes oder auch sehr fettes Essen wie Schokolade oder Schmalz Akne begünstigen, trifft nur in bestimmten Fällen zu. Seltener als man denkt. Aber sich gesund zu ernähren und überhaupt gesund zu leben wird den Krankheitsverlauf eher günstig beeinflussen.

Martin Miehe

ist Dermatologe und Allergologe. Er betreibt seit 1990 eine Praxis in Berlin-Tegel.

Das Gespräch führte Corinna Visser

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