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Auf Regionalbahnstrecken im Umland kommt es zu Engpässen.

© Sebastian Gabsch PNN

Mit der Bahn von Berlin an die Müritz: So voll, dass man nicht umfallen kann

Angeln, Vögel beobachten, Natur genießen: Der Müritz-Nationalpark bietet Berlinern Ruhe und Erholung – wäre da nicht die Fahrt mit der Bahn. Ein Reisebericht.

Wer gerne Vögel beobachtet und ein wenig zur Ruhe kommen möchte, sollte an die Müritz reisen. Im Süden des Müritz-Nationalparks liegen die Fischteiche der Müritzfischer. Angler, Vogel- und Fischliebhaber kommen vor allem im Fischers Land Boek neben der Bolter Schleuse auf ihre Kosten. Wer will, kann dort Forellen oder Saiblinge angeln. Nicht-Angler können einkehren und die von den Profis vor Ort gefangenen und frisch geräucherten Fische verputzen.

Beliebt sind die Teiche auch bei der fliegenden Kundschaft. Fischadler schauen regelmäßig vorbei, bevor sie – wie jetzt – allmählich ihren Flug nach Afrika starten. Auch Seeadler, die die Müritz im Winter nicht verlassen, drehen gelegentlich ihre Runden, und mit viel Glück saust auch schon mal ein Eisvogel vorbei. Eine Idylle für den gestressten Hauptstädter.

Ausflugsziel: Die Müritz ist ein Vogelparadies. Auch der Eisvogel ist hier zuhause.
Ausflugsziel: Die Müritz ist ein Vogelparadies. Auch der Eisvogel ist hier zuhause.

© DPA

Wäre da nicht die Anreise.

Theoretisch ist man gut bedient, die Bahn zu nehmen. Denn die Straße durch den Nationalpark ist für den normalen Verkehr gesperrt, der Nationalparkbus darf passieren. Er fährt von Waren aus, der größten Stadt an der Müritz.Leider wird der Bahnhof in Waren von dem Touristenbus nicht angesteuert. Stattdessen muss man einen zehnminütigen Marsch Richtung Altstadt auf sich nehmen. Der Bahnhof liegt außerhalb. Derzeit wird auch noch renoviert. Das Bahnhofsgebäude ist verrammelt, zwei Gleise sind gesperrt.

Der Zug ist so voll, dass man nicht umfallen kann

Das alles ließe sich verkraften, wenn wenigstens die Züge vernünftig fahren würden. Doch statt des üblichen Doppelstockzugs verkehrte auf der Hinfahrt nur ein kurzer, einfacher Regionalexpress, der gerade einmal die Hälfte der normalen Menge aufnehmen konnte. Leider war der Andrang umso größer. Der Regionalexpress fährt nicht nur an die Müritz, sondern bis nach Rostock – dass an einem sonnigen Sommersamstag viele an die Ostsee wollen, ist keine Überraschung. Hinzu kommen dann noch die Reisegruppen, die die KZ Gedenkstätte in Oranienburg besuchen wollen.

Alle drängelten in den Minizug, der völlig überfüllt war. Viele Passagiere mussten draußen bleiben, was bei einem Zwei-Stunden-Takt kein Spaß ist. Die Zugfahrt war eine Katastrophe. Dass niemand umgekippt ist, lag wohl auch daran, dass dafür schlicht kein Platz war.

Vorzeitiges Ende im Bahnhof Gesundbrunnen

Aus der Erfahrung schlau geworden, checkten mein Mann und ich vorher, ob es Probleme mit der Rückfahrt geben würde. Zu Recht. Denn es stellte sich heraus, dass der Zug nicht zum Hauptbahnhof oder Südkreuz fahren würde, sondern in Gesundbrunnen enden würde. Die S1 von dort nach Zehlendorf war ebenfalls unterbrochen. Aus einer zweistündigen Reise wären so vier Stunden geworden.

Wir beschlossen daher, einen Tag früher abzureisen, um den Bauarbeiten zu entgehen. Reibungslos klappte aber auch diese Fahrt nicht. Weil die Bahn es nicht schaffte, unseren Zug zusammenzustellen, rollte der mit 35 Minuten Verspätung ein. Vögel haben es besser. Sie können nach Hause fliegen.

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