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Wirtschaft: Mut und Vermögen

Das Beteiligungsgeschäft der Private-Equity-Branche ist profitabel – und nur etwas für Profis und Reiche

Eine Branche im Geldrausch: Noch nie verfügten Private-Equity-Unternehmen über so viel Geld wie heute. Allein von Januar bis Juni 2006 sammelten Fonds weltweit 170 Milliarden Euro ein. Insgesamt befinden sich damit weit über eine Billion Dollar in den Händen privater Beteiligungsfirmen. Private-Equity-Firmen und -Fonds beteiligen sich an Unternehmen, trimmen sie auf Rendite – und verkaufen ihre Beteiligung nach einiger Zeit wieder gewinnträchtig. Dass manche Firmenjäger Unternehmen zerschlagen, ausgeplündert und hunderte Mitarbeiter auf die Straße gesetzt haben, trug ihnen den Beinamen „Heuschrecken“ ein.

In Deutschland beginnt der Boom gerade. Zwar haben Private-Equity-Fonds nach einer Studie der Wirtschaftsberatungsfirma Ernst & Young im ersten Halbjahr mit knapp 21 Milliarden Euro 51 Prozent mehr investiert als 2005. Mit einem Anteil von über 90 Prozent waren dies aber vor allem ausländische Finanzinvestoren. Nur eine gute Milliarde Euro haben deutsche Anleger in Beteiligungsfonds gesteckt, 2006 soll es etwas mehr werden.

Die Renditen sind der Hauptmagnet: Spitzenreiter Bain Capital erzielte etwa 90 Prozent binnen zwölf Monaten, Blackstone kam auf 70 Prozent. Wermutstropfen: Zugang zu solchen Gewinnchancen erhält nicht jeder. Einzelfonds, die sich direkt an Unternehmen beteiligen, haben die Einstiegshürden meist so hoch gesetzt, dass sich nur institutionelle Anleger oder sehr vermögende Privatanleger beteiligen können. Bei Brandenburg Capital etwa liegt die Mindestanlage zwischen 150 000 und 500 000 Euro. Für Kleinanleger bleiben da meist nur Dachfonds, die ihrerseits in Private-Equity-Fonds investieren.

Der Hauptnachteil: Grundsätzlich handelt es sich um geschlossene Fonds, die außerhalb der Zeichnungsfrist nicht mehr ge- oder verkauft werden können. Das Geld ist zudem sehr lange, meist zehn Jahre, nicht verfügbar. Und selbst bei Dachfonds liegen die Einstiegsschwellen selten unter 10 000 Euro. Da der Private-Equity-Anteil im Depot wegen des hohen Risikos aber keinesfalls über zehn Prozent betragen sollte, ist auch hier ein entsprechendes Vermögen notwendig.

Wer nicht über so viel Geld verfügt, hat jedoch Alternativen: Er kann sich eine Fondsgesellschaft ins Depot legen, die selbst an der Börse notiert ist, etwa die Aktie des Private-Equity-Giganten Kohlberg Kravis Roberts (KKR). Oder aber er kauft einen Fonds, der in solche Aktien investiert, beispielsweise den Deka Private Equity. Auch Investments auf den Branchenindex LPX Major Markets bieten sich an, etwa mit einem ABN Amro Zertifikat, das in diesen Index der 15 größten börsennotierten Gesellschaften investiert.

Wer die Private-Equity-Fonds selbst zeichnet, muss sich bewusst sein: Das Risiko ist so hoch wie die Gewinnchancen. Zwar seien jährliche Renditen im zweistelligen Prozentbereich in den letzten Jahren die Regel gewesen, sagt Stefan Loipfinger, Experte für geschlossene Fonds. Umgekehrt sei aber – außer bei Dachfonds – auch ein Totalverlust möglich. Loipfinger rät kleineren Anlegern daher von Engagements ab: „Wer in Private Equity gehen möchte, sollte ein mindestens sechsstelliges Vermögen haben.“ Zudem sei Fonds nicht gleich Fonds. Unter den rund 100 deutschen Produkten, von denen aktuell gut zehn zur Zeichnung offen stehen, seien eine „ganze Reihe, die die Anleger regelrecht abzocken“. Die Stiftung Warentest hat sogar mehrere Produkte auf ihre Warnliste gesetzt, weil „die hohen fixen Kosten und Risiken in einem krassen Missverhältnis zu den Renditechancen“ stehen. Unter anderem sind hier auch die Produkte von Marktführer RWB zu finden. Auf Loipfingers Empfehlungsliste stehen die Fonds aus den Häusern HCI, MPC oder der Credit Suisse.

Auch Michael Groß, Vorstand beim Branchenverband BVK, glaubt nicht, dass sich „Private Equity für die breite Anlegermasse eignet“. Das negative Image der Branche hält Groß, der Geschäftsführer der BC Brandenburg Capital in Potsdam ist, aber für abwegig. Die im Verband organisierten 180 Firmen seien an etwa 6000 Firmen beteiligt und repräsentierten rund 800 000 Arbeitsplätze. Oft sei es nur mit dem Einstieg von Private-Equity-Kapital möglich, Jobs zu schaffen oder überhaupt zu erhalten.

Auch Hubertus Mühlenburg hält Private-Equity-Investments „im Prinzip für eine sinnvolle Sache“. Der Analyst bei der Rating-Agentur Scope rät Anlegern aber, Erfahrung des Managements, Kosten und Seriosität unter die Lupe zu nehmen. Dies könne sehr lukrativ sein: So habe ein 2002 platzierter Blue-Capital-Fonds schon gut 80 Prozent der Anlagesumme ausgeschüttet. Statistiken zufolge erreichen drei Viertel der Anleger Renditen von elf Prozent und mehr pro Jahr. Ein Vorteil sei zudem, dass die Gewinne unabhängig von der Lage an den Börsen flössen. Sparpläne mit monatlichen Einzahlungen von 50 oder 100 Euro hält er jedoch für „bedenklich“. Auch Verbraucherschützer und Fondsexperte Loipfinger warnen wegen hoher Gebühren vor Mini-Investments.

Marktführer RWB macht trotzdem 60 Prozent des Geschäfts mit Sparplänen. Rund 30 000 von 50 000 Verträgen seien Sparpläne, sagt Norman Lemke. Davon gingen pro Kauf knapp 15 Prozent als Emissionskosten ab, ferner 1,75 Prozent Verwaltungskosten für den Dachfonds und ein bis zwei Prozent für die Zielfonds. Zusätzlich werde jenseits der zehn Prozent Gewinn ein Erfolgshonorar fällig. RWB rechtfertigt die anfänglich hohen Kosten mit einer Umlegung auf 15 (statt üblicherweise 10) Jahre Laufzeit. Und: „Die Verwaltung zehntausender Anleger mit kleinen Anlagesummen geht nicht billiger“, bedauert Lemke.

Veronika Csizi

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