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Steigende Ölpreise dürften sich auch für Verbraucher an den Tankstellen bemerkbar machen.

© picture alliance / Patrick Pleul

Öl- und Goldpreise steigen: Das bedeutet der USA-Iran-Konflikt für Anleger

Die Krise im Nahen Osten beeinflusst die Börsen. Nach einer ersten Schockreaktion hat sich der Aktienmarkt wieder erholt.

Während die politische Welt wegen des USA-Iran-Konflikts Kopf stand, blieben die Börsen verhältnismäßig ruhig. Am Mittwochabend trug US-Präsident Donald Trump weiter zur Deeskalation bei. An den Märkten herrschte Erleichterung: Nachdem zuvor vor allem Ölpreis und der Goldmarkt stark gestiegen waren, trennten sich die Investoren teilweise wieder von ihren Öl- und Goldenengagements. In Erwartung einer größeren Auseinandersetzung hatten sich viele Profis zuvor mit Investitionen in Gold, Dollar und Yen abgesichert. Hier ein Überblick über die aktuelle Lage an den Märkten:

AKTIEN

Der Dax war nach dem Tod von Soleimani und der Sorge um eine rasche Ausweitung des Konflikts zwischen den USA und dem Iran in einer Art Schockreaktion: Er tauchte vergangene Woche von 13.416 Punkten aus sogar kurz unter die Marke von 13.000 Punkten ab, drehte jedoch bei 12.962 Punkten bereits wieder nach oben ab. Nach einer Erholung bis auf 13.226 Punkte war er im frühen Handel am Mittwoch, nach dem nächtlichen Angriff auf die US-Militärbasen, nur leicht um 0,67 Prozent auf 13.139 Punkte gerutscht. Im späteren Tagesverlauf drehte er erneut deutlich ins Plus und stieg zusammen mit den US-Futures. Bis zum Abend kletterte er auf 13.320 Punkte und stand damit keine 100 Punkte mehr unter seinem Vorkrisenniveau.

Auch der zuvor größte Verlierer im Dax, die Lufthansa, ging wieder auf Steigflug. Zum Börsenschluss lag die Kranich-Airline 1,14 Prozent im Plus. Die Anleger legten damit auch Befürchtungen wieder beiseite, die steigenden Ölpreise und Einschränkungen im Flugverkehr könnten die Gewinne beschneiden. Gegen steigende Ölpreise ist die Lufthansa indes stärker abgesichert als die meisten Konkurrenten: 85 Prozent der Kerosinkäufe der nächsten Monate sind gehedgt, also vor einer Verteuerung des Ölpreises geschützt.

Allerdings steckt die Lufthansa-Aktie bereits seit Anfang 2018 im Sinkflug fest, die Krise am Golf hatte das Papier um insgesamt 9,5 Prozent weiter gedrückt. Die Aktien von Air France KLM waren seit dem 3. Januar sogar um 10,3 Prozent abgesackt, drehten nun aber wieder ins Plus. Schwäche hatten auch die Papiere der BASF, des Kunststoffriesen Covestro und die Autos gezeigt. Während der Ludwigshafener Chemiekonzern von den Entspannungssignalen aus Washington nicht profitieren konnte, gingen 27 Dax-Aktien mit grünen Vorzeichen in den Feierabend.

Auch die Börsen in den USA reagierten eher besonnen. Der Dow Jones hatte direkt nach der Tötung von Soleimani etwa 400 Punkte verloren, das waren jedoch nur etwa 1,3 Prozent. Auch hier hatte es vor allem den Chemieriesen Dow getroffen, dazu weltweit tätige Konsum-Konzerne wie Procter & Gamble, Coca Cola oder Wal-Mart. Energiekonzerne, Chiphersteller oder Transportunternehmen wie Boeing legten dagegen deutlich zu.

Am Mittwoch hievten erleichterte Investoren den US-Leitindex wieder nahe an sein altes Allzeithoch bei 28.870 Punkten. Umgekehrt mussten einige Hauptprofiteure des Konflikts etwas Federn lassen: Rüstungskonzerne wie Raytheon, Lockheed Martin und Northrop Grumman, die seit vielen Monaten sehr fest tendieren, hatten durch die Krise weiter Schützenhilfe erhalten.

Die Märkte könnten sich „absurd schnell“ von geopolitischen Risiken erholen, insbesondere von denen im Nahen Osten, schrieb Marktanalyst Neil Wilson von Markets.com bereits am Dienstag. Der Analyst ist sicher, dass die iranische Führung weiter einen schweren offenen Konflikt mit den USA scheuen werde.

Auch die UBS beruhigt: Auch für den Fall, dass das Säbelrasseln sich fortsetzen könnte, sei klar, dass Aktienmärkte in der Vergangenheit nur unter drei Bedingungen nachhaltig unter geopolitischen Schocks gelitten hätten, sagt Chefanlagestratege Maximilian Kunkel: wenn erstens gleichzeitig ein wirtschaftlicher Abschwung in Gang war, wenn zweitens Aktien deutlich überbewertet waren oder wenn drittens die Geldpolitik deutlich restriktiver wurde.

ÖL

Schon während Trumpf versöhnlicher Rede trennten sich die Anleger wieder von ihren Ölengagements. Der schwarze Schmierstoff galt zuletzt als eine Art Seismograph, der auf jede Nachricht vom Golf deutlich reagierte, denn viele Firmen, etwa die chemische Industrie, Transportunternehmen oder auch Kunststoffproduzenten, benötigen Öl als Rohstoff, müssen also bei steigenden – und nicht abgesicherten – Preisen deutlich tiefer in die Tasche greifen.

Auch Verbraucher leiden unter steigenden Ölpreisen, etwa an der Tankstelle oder bei der Rechnung für die Ölheizung. Nach dem Tod Soleimanis war der Preis für die Sorte WTI binnen drei Tagen von 60,77 auf 64,16 Dollar je Barrel gestiegen, um dann wieder auf gut 62 Dollar zurückzufallen. Kurz nach den iranischen Attacken auf die US-Militärbasen im Irak in der Nacht zum Mittwoch schnellte WTI-Öl kurz auf 65,65 Dollar in die Höhe, beruhigte sich jedoch rasch wieder, nachdem eine US-Reaktion ausgeblieben war. Am Vormittag notierte Öl mit gut 62 Dollar etwa drei Prozent höher als vergangene Woche vor der Tötung Soleimanis. Nordsee-Öl der Marke Brent stieg zeitweise sogar über 71 Dollar, doch auch hier sackte der Preis inzwischen wieder deutlich ab.

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Nach der Trump-Rede, die eine Eskalation am Golf unwahrscheinlicher werden ließ, ging WTI sogar zeitweise unter die Marke von 60 Dollar. Unklar ist, ob die großen Tanker der brasilianischen Petrobras oder der saudischen Bhari, die am Mittwoch ihre Durchfahrt durch die Straße von Hormuz am Persischen Golf eingestellt hatten, nun wieder Öl durch die Meerenge transportieren. Der Iran hatte gedroht, die Straße, durch die jeden Tag Öl im Gegenwert von mehr als einer Milliarde Dollar oder etwa 20 bis 25 Prozent des Weltbedarfs transportiert wird, zu sperren.

Viele Analysten und Unternehmen glauben auch nicht mehr an einen nachhaltig massiven Anstieg der Ölpreise. „Die US-Schieferölproduzenten werden die Produktion steigern, wenn die Ölpreise höher gehen“, sagt etwa Toshiaki Kitamura, der Vorsitzende des japanischen Öl- und Gasproduzenten Inpex Corp. Die US-Bank Goldman Sachs glaubt, dass das weiter schwache Wachstum der Weltwirtschaft allein schon begrenzend wirken werde. Sollte der Konflikt jedoch erneut aufflammen und zu Unterbrechungen der Ölversorgung führen, dann seien höhere Preise denkbar. Andere Marktbeobachter rechnen mit Aufschlägen von maximal fünf Prozent.

GOLD

Stark im Aufwind lag auch der Goldpreis, der mit knapp 1613 Dollarsein höchstes Niveau seit 2013 erreicht hat. Für europäische Anleger, die in Euro kauften, war Gold mit mehr als 1443 Euro sogar teuer wie nie zuvor. Gold gilt seit jeher als sicherer Hafen, in dem Anleger in Krisenzeiten einen Teil ihres Geldes in Sicherheit bringen. Der Trend ins Gold besteht bereits seit vielen Monaten. In der zweiten Jahreshälfte 2018 noch unter 1200 Dollar je Feinunze, stieg das Edelmetall in mehreren Etappen bis 1550 Dollar im September. Seit dem 3. Januar pushten Käufer das Edelmetall um bis zu 61 Dollar je Feinunze nach oben, das war ein Plus von vier Prozent.

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Seither knickte Gold nach Gewinnmitnahmen wieder auf 1578 Dollar ein. Mittwochabend dämpften die neuen Zeichen einer Entspannung den Kurs weiter auf 1562 Dollar. Über der Marke von 1600 Dollar sei Gold „massiv überkauft“ gewesen, lautet das Urteil von CMC-Markets-Analystin Margaret Yang Yan. Komme es zu einer endgültigen diplomatischen Lösung im Konflikt, dann stehe ein kräftiger Schub nach unten bevor.

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