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Wirtschaft: Parkplatz fürs Geld

Milliarden Euro sind 2006 in Geldmarktfonds geflossen. Für kurzfristige Anlagen sind sie eine gute Wahl

Sicherheit ist Trumpf, scheinen sich in diesen Tagen die Anleger zu denken. Während sie immer mehr Geld aus Aktienfonds abziehen, genießen Geldmarktfonds eine ungeahnte Renaissance. Nach Angaben des Bundesverbandes Investment und Asset Management (BVI) flossen ihnen im vergangenen Jahr bis Ende November knapp 12,6 Milliarden Euro an neuen Mitteln zu. Insgesamt beträgt das in Geldmarktfonds investierte Kapital 79 Milliarden Euro. Mit dieser Anlageform werden nur geringe Risiken eingegangen. Die Rendite liegt allerdings nur in seltenen Fällen über drei Prozent.

„Wer kurzfristig sein Geld parken will, um einen besseren Zeitpunkt für Investments abzuwarten, für den sind die Geldmarktfonds eine gute Wahl“, sagt Karin Baur von Finanztest.

Anleger können ihre Fondsanteile von heute auf morgen verkaufen. Damit sind die Fonds auch als Notnagel geeignet. „Für langfristige Anlagen sind immer noch Aktienfonds die bessere Wahl“, sagt Frank Bock vom Bundesverband Investment und Asset Management.

Es hat den Anschein, als hätten sich viele Anleger dazu entschlossen, ihr Kapital aus den Aktienfonds zu ziehen, als ihre zeitweiligen Verluste durch die steigenden Kurse wieder ausgeglichen waren. Karin Baur sieht diese Entwicklung kritisch: „In guten Phasen wird zu schnell verkauft, während in schlechten Phasen zu lange ausgeharrt wird.“ Die derzeitige Hochphase spricht dafür, sein Geld länger in Aktienfonds zu halten. Allerdings entwickeln sich auch die Zinsen für Geldmarktfonds günstig.

Geldmarktfonds profitieren direkt vom steigenden Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB), da sie mit wenigen Ausnahmen fast ausschließlich in geldmarktnahen Anlagen wie Termingelder, Schuldscheindarlehen oder Anleihen mit kurzer Restlaufzeit investieren. Die Rendite wird allein vom Markt bestimmt, während sich beim Tagesgeld die Höhe des Zinssatzes nach dem Ermessen der Bank bemisst. Und es kann oft Monate dauern, bis die Bank die Zinsen erhöht.

Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Fonds sind minimal. Für die Qualität eines Fonds entscheidend ist deshalb, welche zusätzlichen Kosten anfallen. Ein Ausgabeaufschlag sollte nicht verlangt werden. Gute Angebote wie der SEB Moneymarket veranschlagen lediglich 0,25 Prozent Verwaltungsgebühr. Viel mehr als 0,5 Prozent sollte man auch nicht bezahlen, denn angesichts der niedrigen Rendite fällt die Verwaltungsgebühr stärker ins Gewicht.

Viele Tagesgeldkonten sind hingegen kostenlos. Das richtige Schnäppchen zu finden erfordert jedoch einige Rechercheleistung. Nicht immer ist die Hausbank der beste Anbieter. Gute Zinsen bieten oft Direktbanken im Internet. Dabei ist zu beachten, dass Einlagen im Ausland gegebenenfalls nur bis 20 000 Euro vollständig abgesichert sind. Gegen Spitzenkonditionen für Tagesgeld von 3,5 Prozent Zinsen und mehr bei einigen Direktbanken kommen durchschnittliche Geldmarktfonds derzeit nicht an, heißt es bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Wer sich weiterhin in der Filiale seiner Hausbank am wohlsten fühlt, kann mit einem Geldmarktfonds nichts verkehrt machen. Die Suche nach guten Angeboten bleibt ihm so erspart. Lediglich ein- bis zweimal im Jahr sollte man einen Blick auf die Entwicklung des Fonds werfen.

Die verlangte Anlagesumme kann ganz unterschiedlich ausfallen: Beim SEB Moneymarket werden 20 000 Euro verlangt, während es beim Activest Euro-Geldmarkt Plus und beim DWS Geldmarkt Plus 50000 Euro sind, sofern man die Fonds bei einer der Gesellschaften kauft. Bei den Direktbanken gelten allerdings häufig niedrigere Mindestanlagesummen. So sind alle drei Fonds bei Comdirect schon für 1000 Euro zu haben.

Das Sicherheitsbedürfnis der Deutschen ist immens: Fast die Hälfte der Ersparnisse werden in Sparbücher, Geldmarkt- und Festgeldkonten oder in festverzinsliche Rentenpapiere investiert. Nur 21 Prozent machen Aktien und Investmentfonds aus. Das ist nicht einmal halb so viel wie in den USA. Würden die Deutschen ihr Anlageverhalten an das der US-Bürger angleichen, könnten sie pro Jahr nach Schätzungen des Bundesverbandes Investment und Asset Management rund 56 Milliarden Euro mehr Rendite erzielen.

Doch vorerst wird es bei der verhaltenen Anlagestrategie bleiben. „Die Entwicklung hatten wir schon häufiger“, sagt Frank Bock vom Bundesverband Investment und Asset Management. Während 2001 ein regelrechtes Boomjahr war, flossen im Jahr 2004 Milliarden Euro aus den Geldmarktfonds ab.

So können Geldmarktfonds auch strategisch als Geldparkplatz dienen: Das kurzfristig sicher deponierte Geld gibt genügend Spielraum, um günstige Einstiegschancen an den Aktienmärkten zu nutzen. Dies ist einfacher, als erst Aktien verkaufen zu müssen, um mit den neuen liquiden Mitteln wieder bei anderen Werten einzusteigen.

Henning Zander

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