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Wirtschaft: Police für Knie und Knöchel

Eine Unfallversicherung lohnt sich – alle vier Sekunden verletzt sich jemand in Deutschland

In Deutschland passiert es alle vier Sekunden. 25-mal pro Minute stürzt jemand vom Fahrrad, verletzt sich im Haushalt oder verstaucht sich den Knöchel beim Fußballspielen. Allein im Haushalt ereignen sich jährlich etwa 2,7 Millionen Unfälle, die Hälfte davon sind Stürze, heißt es in einer Statistik der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin.

Unfälle passieren meist im Haushalt und in der Freizeit – und dann gilt die gesetzliche Unfallversicherung nicht. Sie greift nur, wenn der Unfall entweder bei der Arbeit oder etwa auf dem Weg dorthin oder auf dem Rückweg passiert.

Experten halten eine Unfallversicherung deshalb grundsätzlich für sinnvoll. „Vor allem für Kinder und Menschen, die noch nicht berufstätig sind, sollte man eine solche Versicherung abschließen“, sagt Andreas Droz von der Verbraucherzentrale Berlin. Hat man einmal einen Job, hält Droz die Berufsunfähigkeits-Versicherung für wichtiger, weil die auch immer eine Rentenzahlung beinhaltet. Allerdings ersetzt dies nicht die Unfallversicherung. Wenn eine kaufmännische Angestellte etwa ein Bein verliert, ist sie nicht berufsunfähig. Das Umrüsten des Autos zum Beispiel könnte aber sehr teuer werden – und dabei wäre die Leistung einer Unfallversicherung sehr hilfreich.

Eine Unfallversicherung greift dann, wenn man von einem Unfall dauerhafte Schäden davonträgt. Die ärztliche Behandlung übernimmt zwar die Krankenversicherung, aber wenn man etwa wegen einer Invalidität seine Wohnung behindertengerecht umbauen muss, kann die Unfallversicherung sehr wichtig sein. Man versichert sich für eine bestimmte Summe – Droz empfiehlt mindestens 100 000 Euro. Die Zahlung im Falle eines Unfalls richtet sich dann nach der Verletzung. Um die Summe zu bestimmen, gibt es die so genannte „Gliedertaxe“ , bei der für jedes Körperteil von den Versicherungen ein bestimmter Prozentsatz festgelegt wird. Verliert man etwa einen ganzen Arm, bekommt man 70 Prozent der versicherten Summe, der Verlust des Gehörs auf einem Ohr macht dagegen nur 30 Prozent der Versicherungssumme aus. Das sind die Mindestbedingungen. Da manche Versicherungen aber höhere Leistungen bieten, lohnt sich ein Vergleich. Meist sind es diese Einmalzahlungen, die Unfallversicherungen bieten – es gibt aber auch Modelle mit einer Rente, die dann aber auch teurer sind.

Um für schlimme Unfälle gut gewappnet zu sein, rät Versicherungsexperte Droz dazu, einen Vertrag mit hoher „Progression“ abzuschließen – das heißt, dass man bei hoher Invalididtät auch mehr Geld bekommt. Mindestens sollte es eine Progression von 350 Prozent sein, rät er, dann bekäme man bei 100-prozentiger Invalidität bei einer versicherten Summe von 100000 Euro 350000 Euro.

Von Extras bei Unfallversicherungen raten Experten ab. Oft bieten die Versicherer neben der Kernleistung „Geld bei Invalidität“ auch Zusatzleistungen wie Krankentagegeld, Schmerzensgeld oder etwa Kurkostenbeihilfe – diese Extras verteuern den Versicherungsschutz jedoch nur unnötig und sind auf anderen Wegen besser abzusichern, rät die Zeitschrift „Finanztest“, die in ihrem Juni-Heft über 500 Angebote genauer unter die Lupe genommen hat.

Auch Angebote, die einem versprechen, die monatlichen Versicherungszahlungen zurückzuzahken, wenn gar kein Unfall eintreten sollte, sollte man nicht unterschreiben. Bei einer „Unfallversicherung mit garantierter Beitragsrückzahlung“ schließt der Versicherte neben der Unfallversicherung eine Kapitallebensversicherung ab – zu schlechteren Bedingungen.

F.Wisdorff

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