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Lukrative Patienten. Ärzte können für die Behandlung von Privatpatienten höhere Honorare verlangen als für die gesetzlich Versicherter.

© dpa

Private Krankenversicherung: Immer teurer

Viele private Krankenversicherungen erhöhen die Beiträge – aber unterschiedlich stark. Warum steigen die Prämien?

Knapp neun Millionen Menschen sind nicht in der Kasse, sondern privat versichert. Ein Großteil von ihnen wird in den nächsten Tagen – wie schon in den Jahren zuvor – Post von ihrem Versicherer bekommen. Der Inhalt wird ihnen nicht gefallen: Es geht um Beitragserhöhungen für 2011.

Und die fallen von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich hoch aus, wie eine Umfrage des Tagesspiegels ergeben hat. Im Schnitt um zwei Prozent will die Signal Iduna die Prämien erhöhen, „unter 3,5 Prozent“ sind es bei der Allianz. Marktführerin Debeka lässt zwar die Beiträge für die Beamten stabil, die Angestellten müssen sich aber auf Erhöhungen um fünf bis sieben Prozent einstellen. Die Axa hebt die Beiträge im Schnitt um 4,6 Prozent an. „Darin spiegeln sich die längere Lebenserwartung und die steigenden Kosten im Gesundheitswesen wider“, betont Axa-Sprecher Klaus Tekniepe, „mit den niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt hat das nichts zu tun.“

Das ist keine wirklich gute Nachricht. Denn hält die Zinsflaute an, könnten die Beiträge künftig noch deutlicher steigen. Die Unternehmen legen nämlich einen Teil der Versicherungsbeiträge als Alterungsrückstellung am Kapitalmarkt an, 144 Milliarden Euro sind es derzeit bei allen 46 Versicherern zusammen. Das Polster soll helfen, Prämienexplosionen im Alter zu vermeiden. Bei ihrer Beitragskalkulation unterstellen die Gesellschaften eine Rendite von 3,5 Prozent auf ihre Anlagen. Doch die ist immer schwerer zu realisieren. Glaubt man der „Financial Times Deutschland“, werden in diesem Jahr mindestens zehn Versicherer die 3,5-Prozent-Latte reißen. Dazu könnte auch die Axa gehören, die im vergangenen Jahr nur eine Nettoverzinsung von 2,8 Prozent erwirtschaftete.

Der PKV-Verband sieht keinen Anlass zur Besorgnis (siehe Interview). Experten rechnen jedoch damit, dass das Anlagegeschick ein zunehmend wichtigeres Wettbewerbskriterium wird. Tatsächlich gibt es innerhalb der Branche große Unterschiede. So hat die Ergo-Tochter DKV nach eigenen Angaben 2009 eine Nettoverzinsung von 4,6 Prozent erzielt, die Debeka kommt sogar auf 5,3 Prozent.

Angesichts der unsicheren Kapitalmärkte ist es für die Privatversicherer hilfreich, dass sie sich zumindest auf die schwarz-gelbe Regierung verlassen können. In den Reformpaketen zur Krankenversicherung, die in dieser Woche vom Bundestag beschlossen werden, finden sich für die Privaten gleich zwei Bonbons: Angestellte müssen mit ihrem Einkommen künftig nur ein Jahr und nicht mehr wie bisher drei Jahre über der Versicherungspflichtgrenze (2010: 49 950 Euro im Jahr) liegen, um sich privat versichern zu dürfen. Und: Von den Zwangsrabatten, die die Pharmahersteller einräumen müssen, profitieren jetzt erstmals nicht nur die gesetzlichen Krankenkassen, sondern auch die privaten Anbieter.

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