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Privatinsolvenzen: Immer mehr Verbraucher tappen in die Schuldenfalle

Jobververlust, gescheiterte Selbstständigkeit oder familiäre Probleme: Immer mehr Menschen in Deutschland haben mit hoher Überschuldung zu kämpfen - die Anzahl der Verbraucherinsolvenzen ist erschreckend gestiegen.

Die Anzahl der Privatinsolvenzen stieg nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2006 um knapp ein Drittel auf mehr als 92.000. Im Jahr 2005 waren noch 68.000 Verbraucher überschuldet. Hauptgründe sind nach Angaben der Statistiker Arbeitslosigkeit, familiäre Probleme sowie gescheiterte Selbstständigkeit. Sie werteten die Angaben von rund 124 Schuldnerberatungsstellen in Deutschland aus, bei denen im vergangenen Jahr etwa 47.000 Menschen Hilfe suchten.

Die Hilfesuchenden waren bei einem monatlichen Nettoeinkommen von durchschnittlich 1150 Euro mit rund 37.000 Euro verschuldet. Knapp 60 Prozent der Schuldner verdienten sogar weniger als 900 Euro. Für viele Menschen war Arbeitslosigkeit Auslöser ihrer finanziellen Schwierigkeiten: Knapp ein Drittel der Befragten gab den Jobverlust als Hauptgrund der Überschuldung an.

Über 50 Prozent ohne Job

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes war mehr als die Hälfte der Schuldner arbeitslos gemeldet. Zehn Prozent der Befragten machten außerdem eine gescheiterte Selbstständigkeit für die finanziellen Probleme verantwortlich, als weitere Gründe wurden eine Erkrankung, Sucht-Probleme oder ein Unfall sowie eine unwirtschaftliche Haushaltsführung genannt.

Eine Trennung oder ein Todesfall in der Partnerschaft führte bei knapp 13 Prozent der Hilfesuchenden in die Schuldenfalle. Single-Haushalte waren mit 45 Prozent überproportional an der Überschuldung beteiligt, wobei deutlich mehr alleinlebende Männer als Frauen auf die Hilfe von Beratungsstellen angewiesen waren. Kinder waren in 36 Prozent der Fälle von den Folgen einer Überschuldung betroffen.

400.000 insolvente Verbraucher

Mit hohen Schulden haben vor allem Männer und Frauen zwischen 35 und 45 Jahren zu kämpfen. Rund 30 Prozent aller Hilfesuchenden gehörten dieser Altersgruppe an, obwohl sie nur 20 Prozent an der Gesamtbevölkerung über 18 Jahren ausmachen. Jüngere Menschen unter 20 Jahren sowie Senioren über 65 Jahren nahmen nur ganz selten die Dienste einer Beratungsstelle in Anspruch.

Seit Einführung der neuen Insolvenzordnung im Jahr 1999 haben insgesamt rund 400.000 Verbraucher einen Insolvenzantrag gestellt. Die neue gesetzliche Grundlage ermöglicht ihnen, nach einer Phase des Wohlverhaltens von sieben Jahren von den Restschulden befreit zu werden. Während die Zahl der verschuldeten Verbraucher im vergangenen Jahr stark anstieg, gingen die Insolvenzen von Unternehmen zurück. Im Jahr 2006 mussten mit 30.000 Unternehmen knapp 20 Prozent weniger Insolvenz anmelden als noch im Jahr zuvor. (mit AFP)

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