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Wirtschaft: Scharfe Zähne sägen an der Kapsel

DAS TESTURTEIL: 9 Punkte 0 Punkte: Hände weg und alle Bekannten warnen, 5 Punkte: Noch mal drüber schlafen, 10 Punkte: Sofort kaufen testet einen Korkenzieher Die Zivilisation schreitet voran, aber eines ihrer Hauptprobleme ist noch immer weitgehend ungeklärt: Wie kriegt man den Korken aus der Flasche? Es gibt archaische Rebwurzelkorkenzieher, die uns unters Kinn knallen, wenn der Korken nachgibt, es gibt teflonbeschichtete High-Tech-Teile, die nur so lange halten wie die superintelligente Beschichtung (also zu kurz), es gibt Mini-Flaschenzüge mit niedlichen Seilen, Hebelmechanismen in Dutzenden von Formen, Spritzen, die den Korken per Luftdruck austricksen und Geräte, die nur zu Geschenkzwecken existieren, weil ihre Funktionsweise auf Dauer rätselhaft bleibt.

DAS TESTURTEIL: 9 Punkte 0 Punkte: Hände weg und alle Bekannten warnen, 5 Punkte: Noch mal drüber schlafen, 10 Punkte: Sofort kaufen

testet einen Korkenzieher Die Zivilisation schreitet voran, aber eines ihrer Hauptprobleme ist noch immer weitgehend ungeklärt: Wie kriegt man den Korken aus der Flasche? Es gibt archaische Rebwurzelkorkenzieher, die uns unters Kinn knallen, wenn der Korken nachgibt, es gibt teflonbeschichtete High-Tech-Teile, die nur so lange halten wie die superintelligente Beschichtung (also zu kurz), es gibt Mini-Flaschenzüge mit niedlichen Seilen, Hebelmechanismen in Dutzenden von Formen, Spritzen, die den Korken per Luftdruck austricksen und Geräte, die nur zu Geschenkzwecken existieren, weil ihre Funktionsweise auf Dauer rätselhaft bleibt.

Profis, die es ja wissen müssen, lassen exakt zwei Geräte gelten: Den fest an der Theke verschraubten Hebelkorkenzieher für den Kneipengebrauch und das so genannte Kellnerbesteck, groß wie ein Taschenmesser: Die Spirale wird in den Korken gedreht, dann stützt man mit einem seitlich angebrachten Hebel ab, zieht am anderen Ende und, flupp, ist der Korken raus. Meist jedenfalls, dann auch dieses an sich einfache Gerät kann gut und schlecht konstruiert werden. Reden wir nicht lange drum herum: Das teuerste ist das beste. Er wird gebaut in der Mitte Frankreichs, in Laguiole. Der Ort ist weltberühmt wegen der dort auf traditionelle Art gefertigten Messer, und dieses Wissen von Generationen steckt auch im Kellnerbesteck.

Das „Forge de Laguiole Sommelier“ wurde von Philippe Starck entworfen, was man ihm gottlob nicht ansieht. Matter Stahl und Holzgriffschalen in verschiedenen Sorten, Olive, Wacholder, Bruyere, Thuja, auch in Horn – die handwerkliche Sorgfalt, die zu einem Preis von 114 Euro führt (Punktabzug), ist auf den ersten Blick erkennbar. Man sollte sich eins aussuchen, wie man eine Tabakspfeife aussucht. Und das Ding funktioniert: Mit scharfen Zähnen sägt das halbrund geformte Messer die Kapsel auf, die aufwendig geschmiedete und raffiniert gehöhlte Spirale will mit Nachdruck in den Korken gedreht werden, dann fahren wir die seitliche Stütze aus, und zack! Kein kurzlebiges Teflonwunder, kein fauler Trick, sondern jene dauerhafte Funktionalität, die Sinn und Verstand bei der Konstruktion voraussetzt.

Dieses Gerät kennt nur einen Feind: den Schraubverschluss. Aber falls der sich beim Wein wirklich durchsetzt, liegen ja immer noch so viele verkorkte Flaschen im Keller, dass es längst nicht zu spät ist zum Kauf. Gewiss: 114 Euro je nach Ausführung sind ein Haufen Geld. Aber wer das Forge de Laguiole durch vermehrte Anschaffung von Aldi-Weinen finanziert – der hat es definitiv nicht verdient.

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