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Wirtschaft: Schnell noch zum Zahnarzt

Kronen und Brücken werden 2005 anders abgerechnet. Das kann teuer werden

Wenn die Zahnprothese brüchig wird, sollten Sie schleunigst zum Arzt gehen. Denn ab 2005 wird der Zahnersatz in vielen Fällen deutlich teurer als bisher. Das gilt vor allem dann, wenn die Behandlung kompliziert ist. Mit einem Zahnimplantat sollten Sie dagegen noch bis Januar warten – vom kommenden Jahr an gibt es dafür erstmals einen Zuschuss von den gesetzlichen Krankenkassen.

Der Grund: Mit Beginn des neuen Jahres wird das Abrechnungssystem umgestellt. Für Kronen, Brücken und Prothesen müssen die Krankenkassen dann nur noch einheitliche, feste Zuschüsse zahlen, die sich nach dem Befund des behandelnden Zahnarztes richten. Bisher wurden Patienten prozentual an den tatsächlichen Kosten ihrer individuellen Behandlung beteiligt.

Für Verbraucher, die keinen Standard-Zahnersatz im Mund tragen, wird das neue System mit Festzuschüssen nach Einschätzung von Verbraucherschützern und Kassen teurer. Für eine herausnehmbare Prothese, die außerhalb der Eckzähne verankert ist, zahlten Patienten bisher zum Beispiel durchschnittlich 247 Euro dazu (siehe Tabelle). Den Rest übernahm die Kasse. Mit der Umstellung auf den Festzuschuss müssen Patienten vom kommenden Jahr an für die gleiche Teleskopkrone 444 Euro dazubezahlen – und damit 197 Euro mehr als bisher, wie der IKK-Bundesverband berechnet hat. „Für komplizierte Fälle wird der Zahnersatz künftig teurer“, sagt Dörte Elß, Patientenexpertin bei der Verbraucherzentrale Berlin. „Da kommen einige Unwägbarkeiten auf die Verbraucher zu“, befürchtet sie.

Elß rät Patienten mit planbaren, schwierigen Zahnbehandlungen daher, möglichst noch in diesem Jahr zum Zahnarzt zu gehen. Wichtig sei, dass die Behandlung noch in diesem Jahr ausgeführt und abgerechnet werde, sagt die Patientenexpertin. Wird der Abdruck für Prothese oder Brücke zwar in diesem Jahr gemacht, die Behandlung aber erst im kommenden Jahr abgeschlossen, dann werde unwiderruflich nach dem neuen Zuschusssystem abgerechnet, sagt Elß. Ähnliche Erfahrungen haben Verbraucher im vergangenen Jahr bei Brillengläsern gemacht, für die der Zuschuss 2004 gestrichen wurde. Wurde die im Dezember 2003 bestellte neue Brille erst in der ersten Januarwoche 2005 abgeholt, zahlen die Kassen nichts mehr dazu.

Thomas Isenberg von der Verbraucherzentrale Bundesverband schätzt, dass bis zu zehn Prozent der gesetzlich Versicherten mit dem neuen Zahnfestzuschuss draufzahlen müssen. Das entspricht auch den Erwartungen des Bundesgesundheitsministeriums. „Für die breite Masse wird sich aber nichts ändern, für einige wird es sogar billiger“, sagt Isenberg.

Sollten Sie zum Beispiel einen fehlenden Backenzahn durch ein Implantat ersetzen wollen, empfiehlt es sich, bis zum nächsten Jahr zu warten. Denn ab dem kommenden Jahr werden Implantate zur Wahlleistung der gesetzlichen Kassen. Wenn etwa der obere kleine Backenzahn durch ein Implantat ersetzt wird, zahlten Patienten bisher den vollen Betrag von durchschnittlich 1600 Euro aus eigener Tasche. Künftig gibt es dafür einen Festzuschuss von 350 Euro von den Kassen. Der Patient zahlt also nur noch 1250 Euro.

Neben dem Zahnarztbesuch sollten vor allem chronisch Kranke mit planbarem Arzneimittelbedarf noch einen Besuch in der Apotheke machen. „Die Zuzahlungsbefreiungen für Arzneimittel gelten nur jeweils bis zum Jahresende“, sagt Verbraucherschützerin Elß. Im neuen Jahr muss die Befreiung, die für Chroniker ab einer Belastung von einem, für alle anderen ab einer Belastung von zwei Prozent des Bruttogehaltes gilt, neu beantragt werden. Und bis zur erneuten Bewilligung durch die Kasse das Geld für die Zuzahlungen erst einmal vorstrecken.

Auch Menschen, die 2004 bislang nicht von der Zuzahlung befreit sind, rät Elß, alle Medikamenten-Quittungen zu sammeln. „Vielleicht wird die Grenze bis zum Jahresende ja doch noch erreicht.“ Der Antrag auf Befreiung kann aber auch noch im kommenden Jahr rückwirkend bei der Kasse gestellt werden.

Außerdem haben Pharmaverbände bereits angekündigt, dass viele Medikamente im nächsten Jahr teurer werden. Es kann sich also lohnen, planbaren Bedarf noch in diesem Jahr zu kaufen – und auf Halde zu legen.

Maren Peters

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