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Wirtschaft: Sicher mehr Zinsen

Die Deutschen mögen das Sparbuch. Aber es gibt einfache Alternativen mit höherem Ertrag

Zehn Prozent Zinsen aufs Sparbuch? Das gibt es tatsächlich – allerdings in Großbritannien. Die Bank Alliance&Leicester will damit neue Kunden locken. Einzige Bedingung ist, dass gleichzeitig auch ein Girokonto eröffnet wird. Anleger in Deutschland müssen sich dagegen in der Regel beim klassischen Sparbuch mit einem mageren halben Prozent begnügen, deutlich weniger als die Inflationsrate von rund zwei Prozent. Und trotzdem setzen die Menschen zunehmend auf diese Sparform. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) hat in einer aktuellen Umfrage festgestellt, dass 57 Prozent der Bürger ein Sparbuch haben. 2001 lag die Quote bei 50 Prozent. Kein Wunder, denn gut 97 Prozent aller Sparer sehen die Sicherheit ihrer Anlagen als „sehr wichtig“ oder „wichtig“ an.

Doch auch wer zur Jahrtausendwende vielleicht an der Börse schlechte Erfahrungen mit Aktien gemacht hat, hat nicht nur das Sparbuch als Alternative. Die Banken bieten auch andere einfache Produkte, die schnell zu verstehen und sicher sind. Und wem ein regelmäßiger Wechsel seines Kontos nichts ausmacht, der kann sogar relativ ordentliche Zinsen einstreichen. Denn die Banken konkurrieren wieder um die Privatkunden. Auch die etablierten Großbanken mischen immer stärker mit, Vorreiter sind aber oft die Direktbanken. Bei der Comdirect Bank zum Beispiel erhalten in einer Sonderaktion, die diesen Donnerstag startet, bis zu 20000 Neukunden vier Prozent Festgeldzinsen für die nächsten zwölf Monate. Bis zu 5000 Euro können zu den Konditionen angelegt werden. Cortal Consors wiederum lockt mit drei Prozent aufs Tagesgeldkonto, die für ein Jahr garantiert werden. Dabei handelt es sich zwar um eine Sonderaktion. Sie werde es aber voraussichtlich noch bis zum Ende des Jahres geben, sagt ein Sprecher der Direktbank.

Überhaupt sind Tagesgeldkonten (siehe auch Zinsübersicht unten) weiterhin sehr beliebt. Auch die etablierten Banken haben sie mittlerweile im Angebot. Denn zum einen ist unsicher, wie sich das Zinsniveau weiter entwickeln wird. Die meisten Bankexperten raten dazu, auf moderat steigende Zinsen und vorerst bei den Anlagen auf kürzere Laufzeiten zu setzen – oder Produkte zu kaufen, deren Zinssatz nicht fest, sondern von der Kapitalmarktentwicklung abhängig ist.

Außerdem wissen viele Menschen wegen der Unsicherheit am Arbeitsmarkt nicht, wann sie Erspartes brauchen. Deshalb suchen sie nach flexiblen Anlageformen. „Ein Tagesgeldkonto trifft genau den Nerv“, sagt Stephan Jelinek, Produktmanager bei der Berliner Bank. „Man muss sich zeitlich nicht festlegen und kann jederzeit über sein Geld verfügen.“ Aus dem gleichen Grund seien Bausparverträge, bei denen der Anleger die Beiträge variieren kann, sehr gefragt. Die Verzinsung sei auch relativ gut, sagt Jelinek – bei einem speziellen Tarif der LBS Nord für Unter-25-Jährige zum Beispiel drei Prozent.

Michael Hermann, Vertriebsbereichsleiter der Berliner Sparkasse, sieht wiederum für das Sparbuch eine wichtige Rolle: als Aufbewahrungsort für den Notgroschen. Doch sobald mehr als zwei bis drei Monatsgehälter dort liegen, sollten Anleger für die darübergehenden Mittel nach anderen Anlageformen suchen. Das befristete Aktionsangebot FestzinsPlus bietet Anlegern funf Prozent Verzinsung vorausgesetzt, dass die Hälfte der Anlagesumme in Investmentsfonds investiert wird. Wer wiederum für längerfristige Ziele Geld ansparen will, könne das zum Beispiel über das „Vorsorgesparen“, sagt Hermann. Dabei geht monatlich ein fester Betrag auf dieses Konto, das Zinsen von derzeit zwei Prozent bietet. Je nach Kapitalmarktlage kann der Satz variieren. Ab dem dritten Jahr, in dem der Sparer das Geld auf dem Konto nicht anfasst, gibt es auf die in dem Jahr eingezahlte Summe eine festgelegte Prämie , die jährlich steigt.

Die Postbank kombiniert den Nervenkitzel der Börse mit der Sicherheit des Sparbuchs im Dax-Sparbuch. Bei einer Mindestanlage von 2500 Euro garantiert das Institut eine Grundverzinsung auf dem üblichen, also niedrigen Niveau. Entwickelt sich der Deutsche Aktienindex (Dax) aber innerhalb eines Monats positiv, gibt es einen Aufschlag.

Für sicherheitsorientierte Anleger haben die meisten Banken neben den leicht verständlichen Produkten aber auch eine ganze Reihe von Zertifikaten und Fonds im Angebot. Sie tragen zum Beispiel bei Union Investment, der Fondstochter der Volks- und Raiffeisenbanken, Namen wie „Maxirent 8“ oder „UniGarant Top Europa“. Sie bieten alle Varianten von einer kompletten Kapitalgarantie bis hin zu einem Puffer, der die Ausschläge mildert, und natürlich eine höhere Gewinnchance. Allerdings kosten diese Produkte im Gegensatz zu den einfachen Anlageangeboten Geld, nämlich in der Regel einen Ausgabeaufschlag. Der muss erst einmal verdient werden. Um genaues Nachrechnen kommt man dann nicht herum.

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