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Wirtschaft: Spekulieren mit dem Euro

Wie Anleger am Devisenmarkt verdienen – und ihr Risiko begrenzen können

Wie teuer wird der Euro noch? Oder anders gefragt: Wie wertvoll wird er? Seit seiner Einführung im Januar 1999 hat die Europäische Gemeinschaftswährung gegenüber dem US-Dollar rund zwölf Prozent an Wert gewonnen. Gemessen am Tiefststand des Wechselkurses – 0,8272 US-Dollar am 25. Oktober 2000 – lag der Zuwachs sogar bei mehr als 58 Prozent. Da fragen sich Anleger, ob sich von diesen Wechselkurssteigerungen nicht profitieren lässt – und wie man sich am besten gegen mögliche Verluste absichert.

Bevor sich Privatanleger auf den Devisenmarkt wagen, sollten sie allerdings wissen, dass hier ein besonders rauer Wind weht. „Devisenkurse lassen sich viel schwerer kalkulieren als Zinsen“, warnt Stephan Kühnlenz, Projektleiter Finanzdienstleistungen bei der Stiftung Warentest. „Das ist vergleichbar mit dem Risiko bei einzelnen Aktien.“ Und: Ein Großteil der Währungsgeschäfte läuft zwischen Banken ab. „Die Kontrollinstanz Börse fällt häufig weg“, sagt Kapitalmarktberater Dietmar Vogelsang von der Sachverständigensocietät Vogelsang&Sachs.

Will man dieses Risiko trotzdem eingehen, sollte man sich zunächst eine Meinung über den weiteren Wechselkursverlauf bilden. Wird eine Trendwende erwartet – also mit einem in der Zukunft wieder steigenden Dollar gerechnet – bieten sich einfache Lösungen an: Wer etwa im kommenden Jahr eine Reise in die USA plant, kann heute entweder Dollars direkt oder Travellerschecks kaufen.

Alternativ bietet sich die Einrichtung eines Währungskontos an. Dabei zahlt der Anleger einen Dollarbetrag zum aktuellen Wechselkurs auf das Konto ein, das meist in Abhängigkeit von der Währung auch verzinst wird. Der Zins fällt allerdings meist sehr niedrig aus. So zahlt die American Express Bank zurzeit für Guthaben unter 25000 Dollar nur 0,1 Prozent pro Jahr. Achten sollten Anleger auch auf die Gebühren und zu welchem Kurs die Bank abrechnet. „Ein Vergleich lohnt sich, denn die Konditionen schwanken ständig“, rät Dietmar Vogelsang. Einen echten Wechselkursgewinn macht man mit Währungskonten aber nur, wenn das Geld in der Zukunft auch zum niedrigeren Einzahlungskurs wieder abgehoben und ausgegeben werden kann – andernfalls muss für die Reisekasse zu höheren Kursen neu getauscht werden. Anleger sollten deshalb auf eine Kombination mit einer Kreditkarte Wert legen, mit der in den USA direkt vom Währungskonto Geld abgehoben werden kann.

Tut man sich bei der Einschätzung des künftigen Euro-Verlaufs schwer, kann man auch mit so genannten Derivaten auf verschiedene Wechselkurs-Szenarien setzen. „Nur mit Optionen oder Zertifikaten kann man sowohl auf einen fallenden als auch auf einen steigenden Dollar spekulieren“, sagt Stephan Kühnlenz. „Anleger müssen aber wissen: Hier werden Produkte eingesetzt, die einen Renditehebel haben. Geht die Wette nicht auf, besteht das Risiko eines Totalverlusts.“ Schon mit relativ kleinem Kapitaleinsatz können Anleger in so genannte Mini-Futures investieren. Diesen standardisierten Terminkontrakten liegt der Dollar nur als Basiswert zugrunde. Von steigenden aber auch fallenden Kursen profitiert man mit einem „Hebel“, der Mini-Future reagiert also um einen bestimmten Faktor stärker als der Basiswert. Eine Fülle von Produktvarianten bieten etwa ABN Amro (www.abn-zertifikate.de) oder Trinkaus&Burkhardt (www.hsbc-tip.de) an. Vorteil: Anders als bei herkömmlichen Futures besteht keine Nachschusspflicht. Im schlechtesten Fall ist zwar der Kapitaleinsatz weg – aber der Anleger muss nicht noch zusätzlich Geld nachlegen.

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