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© Kai-Uwe Heinrich

Steuerberater: Die Steuer-Helfer

Wer seine Steuererklärung nicht allein machen möchte, kann sich Unterstützung holen – gegen Geld.

Nicht wenige Menschen packt in diesen Tagen das Grauen, wenn sie versuchen, ihre Steuererklärung zu machen. Deren Formulare sind für viele ein Buch mit sieben Siegeln. Das Steuerrecht wird Jahr für Jahr komplizierter. Wer alles richtig ausfüllen will, ist in vielen Fällen auf Hilfe angewiesen.

Wer Fragen zu den Formularen oder einzelnen Punkten der Steuererklärung hat, der bekommt bei den Service- und Infozentren der Finanzämter Auskunft. Eine ausführliche Steuerberatung allerdings dürfen die Finanzbeamten schon vom Gesetz her nicht bieten.

Anders die Lohnsteuerhilfevereine wie der Neue Verband der Lohnsteuerhilfevereine (NVL) oder die Vereinigte Lohnsteuerhilfe. Diese helfen Arbeitnehmern, Rentnern und Pensionären für vergleichsweise geringes Entgelt beim Ausfüllen der Steuererklärung. „Unsere Beiträge sind nach Einkommen gestaffelt“, sagt Bernhard Lauscher, Sprecher der Vereinigten Lohnsteuerhilfe. „Wer zum Beispiel weniger als 10 000 Euro verdient, etwa während der Ausbildung, zahlt jährlich 32 Euro.“ Für den Jahresbeitrag hat jedes Mitglied ganzjährig Anspruch auf Beratung. Und Service. Der reicht von der Abgabe der Steuererklärung bis hin zu einer Klage vor den Finanzgerichten. „Wer einen Termin bei uns vereinbart, sollte sämtliche Nachweise wie Lohnsteuerbescheinigungen, Quittungen für Spenden, Arztrechnungen oder Belege von Fortbildungen mitbringen“, sagt Bernhard Lauscher. Die Experten erstellen dann gleich vor Ort die Einkommensteuererklärung, berechnen die Höhe einer eventuellen Steuererstattung und schicken die Formulare per Elster-Software direkt ans Finanzamt. Mit maximal 300 Euro Jahresbeitrag (die erst bei einem Einkommen über 120 000 Euro fällig werden) ist die Lohnsteuerhilfe vergleichsweise preiswert. Einen Nachteil hat die Sache: Freiberufler und Gewerbetreibende sind von der Beratung ausgeschlossen. Und wer nur eine einfache Frage zu seiner Steuererklärung hat, für den ist der fixe Jahresbeitrag möglicherweise hinausgeworfenes Geld.

Die Alternative für Sparfüchse lautet: Selbermachen. Wer nicht mehr als sein jährliches Arbeitseinkommen zu versteuern hat, bekommt die Steuererklärung auch eigenständig hin. Voraussetzung ist, dass man bereit ist, sich ständig auf dem Laufenden zu halten über die Änderungen im Steuerrecht. Oder man legt sich ein Steuerprogramm zu. Spätestens, wenn zum gewöhnlichen Arbeitslohn auch Einkommen aus Kapitalvermögen, spezielle Sonderausgaben oder Einnahme-Überschuss-Rechnungen aus selbstständigen Arbeitseinkünften hinzukommen, ist die Profi-Software eine große Hilfe. Steuerprogramme leiten den Benutzer Schritt für Schritt durch die Steuerformulare, übernehmen komplizierte Berechnungen und geben hilfreiche Spartipps. Per Internet-Update sind sie ständig auf dem neuesten Stand, so dass Änderungen wie jüngst bei der Pendlerpauschale automatisch in die Steuererklärung einfließen. Ein Mausklick reicht in der Regel, um seine restliche Steuerschuld oder die Erstattung zu berechnen. Und eine Plausibilitätsprüfung warnt den Nutzer vor falschen Eingaben.

Das alles gibt es schon für wenig Geld: Gute Steuer-Software ist für 20 bis 30 Euro zu bekommen. In verschiedenen Tests der vergangenen Jahre, wie etwa dem der Stiftung Warentest, haben zwei Programme besonders gut abgeschnitten: Die Steuer-Spar-Erklärung der Akademischen Arbeitsgemeinschaft und das Wiso-Sparbuch von Buhl Data Service. Doch aufgepasst: Auch den Testsiegern konnten die Prüfer Fehler nachweisen. Ein weiterer Nachteil aller gängigen Steuerprogramme: Sie sind nur für Windows, nicht aber für Mac OS X verfügbar. Apple-Nutzer können eine Zusatzsoftware für eine virtuelle Windows-Umgebung installieren, zum Beispiel Parallels Desktop. Die kostet 80 Euro, hinzu kommt die Windows-Lizenz. Oder sie steigen auf ein Steuerportal im Internet um wie etwa steuerfuchs.de. Deren Funktionsumfang ist allerdings geringer als bei der Software für den Heim-PC.

Die mühselige Dateneingabe nimmt dem Nutzer aber kein Steuerprogramm ab. Wer sich Aufwand sparen will und fachmännischen Rat sucht, geht am besten zum Steuerberater. „Steuerberater bringen ihr Wissen regelmäßig durch Seminare und Fachlektüre auf den neuesten Stand“, sagt Wolfgang Wawro, Präsident des Steuerberaterverbandes Berlin-Brandenburg. Sollte dem Steuerberater trotz aller Fachkenntnis ein Fehler unterlaufen, muss er sich dafür gegenüber dem Finanzamt rechtfertigen und nicht sein Kunde.

Ein weiterer Vorteil ist, dass man mit Unterstützung des Steuerberaters die Steuererklärung erst zum Jahresende abgegeben muss und nicht schon Ende Mai. Nachzahlungen können damit um mehr als ein halbes Jahr hinausgezögert werden. Außerdem wissen Steuerberater am besten, wo sich noch Steuern sparen lassen: „Wir können nicht zaubern“, sagt Wolfgang Wawro. „Aber wir kennen uns aus.“

Andreas Menn

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