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© dpa-Zentralbild

Test: Würzöle können giftige Tropfen sein

Würzöle versprechen ein leckeres Aroma. Doch mehr als ein Drittel sind „mangelhaft“, eines kann sogar krank machen.

Eines der ersten Dinge, die gesunder Ernährung zum Opfer fällt, ist die Butter. Sie wird beim Kochen und Braten ersetzt durch Olivenöl oder durch das noch gesündere Rapsöl. Das ist zwar gut fürs Herz-Kreislauf-System, schmeckt aber nicht halb so gut. Für Butterliebhaber gibt es aber Abhilfe – durch Würzöle, die mit Aromen versetzt sind. Zum Beispiel gesundes Rapsöl, das nach Butter schmeckt. Oder nach Pilzen und Trüffeln. Wer kein Geld für echte Trüffel hat, kann mit dem Öl den Geschmack ins Essen träufeln. Doch manchmal gelangen damit auch giftige Stoffe in die Nahrung.

Die Stiftung Warentest hat 19 Würzöle getestet, darunter verschiedene Sorten wie Raps- oder Olivenöl und unterschiedliche Geschmacksrichtungen wie Rosmarin oder Chili. Die Ergebnisse sind alarmierend: Sieben der getesteten Produkte waren „mangelhaft“, darunter enthielt ein Öl aus China einen ganzen Cocktail aus Schadstoffen. Ein Produkt von Aldi Nord war ebenfalls belastet.

Die Warentester prüften Geruch, Geschmack und Aussehen der Öle. Im Labor wurde die chemische Zusammensetzung untersucht und auf Schadstoffe überprüft. Außerdem bewerteten die Tester die Verpackungen, zum Beispiel dahingehend, ob die Werbeaussagen stimmten.

Vor dem „mangelhaften“ Lee Kum Kee Chili Oil aus China musste die Stiftung Warentest sogar warnen. Es enthielt Pestizidrückstände, zu viel vom Lösemittel M-Xylol und war stark mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen belastet. Darunter fand sich der Stoff Benzopyren in einer höheren Konzentration als zulässig. Er steht im Verdacht krebserregend und fortpflanzungsschädigend zu sein.

Die Sprecherin für Ernährung und Landwirtschaft der FDP-Bundestagsfraktion, Christel Happach-Kasan, fordert deshalb stärkere Kontrollen chinesischer Produkte. „Besonders bei knappen Kassen muss man sich bei den Kontrollen auf Bereiche konzentrieren, die für Verbraucher besonders gefährlich werden können“, sagte Happach-Kasan dem Tagesspiegel. Ein Importverbot könne man zwar nicht aussprechen. „Die Kontrollen chinesischer Produkte sollten aber verstärkt werden.“ Auch Foodwatch kritisiert die Kontrollen: „Solche Fälle treten häufig auf“, sagte Foodwatch-Sprecher Martin Rücker. „Oft werden die Verbraucher aber nicht über die belasteten Produkte informiert und in manchen Fällen verschwinden sie auch nicht aus den Regalen.“

Im Test gab es noch mehr belastete Produkte: Im Rosmarin-Traubenkernöl von Aldi Nord fanden sich zu viele 3-Monochlorpropandiol-Ester (3-MCPD-Ester). Diese Schadstoffe entstehen bei der Raffination. Für freies 3-MCPD hat die EU-Komission eine täglich tolerierbare Menge von zwei Mikrogramm pro Kilo Körpergewicht festgelegt – diesen Wert erreicht man beim Rosmarin-Öl von Aldi Nord schon mit zwei Esslöffeln.

Fünf Öle fielen wegen ihrer chemischen Qualität durch. Sie waren weit vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum durch Sauerstoff verändert. Das passiert bei alten Produkten oder solchen, die nicht richtig gelagert wurden.

Ob die Würzöle mit synthetischem oder natürlichem Aroma hergestellt werden, ist egal – die Hersteller müssen es aber korrekt angeben. Bei den Ölen von International Collection, Vom Fass und von der Teutoburger Ölmühle waren die Aromen synthetisch, die Verpackung wies das aber anders aus. Wegen der Verbrauchertäuschung waren sie nur „mangelhaft“. Teutoburger Ölmühle widerspricht dem Urteil. Man könne mit Studien belegen, dass das verwendete Butteraroma natürlich sei.

Doch es gab auch gute Produkte: Testsieger war das Rapsöl mit Buttergeschmack von Albaöl. Das mit acht Euro günstige Produkt war als einziges chemisch „sehr gut“. Auch vier Bioprodukte von Ölmühle Solling, Aldi Nord, Rapunzel und Bio Planète schnitten „gut“ ab.

Wer trotzdem verunsichert ist, kann sein Würzöl auch ganz leicht selbst herstellen. Dafür braucht man rund einen Liter Öl, ein paar frische Kräuterstängel und zehn Minuten Zeit.

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