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Wirtschaft: Teures Geld

Wer sein Konto überzieht, die Handygebühren schuldig bleibt oder seine Miete nicht zahlen kann, muss mit Extrakosten rechnen

Über drei Millionen Privathaushalte in Deutschland sind nach Angaben des Verbraucherschutzministeriums überschuldet. Angesichts der wachsenden Arbeitslosigkeit werden es ständig mehr. Das Problem: Menschen, die bereits einen Berg voller Schulden aufgetürmt haben, kommen aus dem Schlamassel nur schlecht wieder heraus. Raten- und Dispokredite, Pfandleihe und Mahnungen kosten Zinsen und Gebühren – und erhöhen den Schuldenstand.

Beispiel Kredit: Die Zins- und Gebührenspanne bei Ratenkrediten ist enorm. Das zeigen die regelmäßigen Kreditkostenvergleiche der Verbraucherzentrale Berlin. Wer bei der DHB-Bank ein Darlehen über 5000 Euro und 36 Monaten Laufzeit aufnimmt, muss knapp 5423 Euro zurückzahlen. Die Deutsche Bank hingegen verlangt für dieselbe Summe und Laufzeit 6085 Euro zurück. Differenz: 662 Euro.

Auskunft über die tatsächliche Zins- und Gebührenbelastung gibt der so genannte effektive Jahreszins, der alle Kosten wie Nominalzins, Bearbeitungs-, Darlehensvermittlungsgebühr sowie die tilgungsfreien Zeiträume enthält. Allerdings ist die Restschuldversicherung gegen Arbeitslosigkeit, Arbeitsunfähigkeit oder Todesfall beim Effektivzins oftmals nicht einberechnet. Für eine solche Police berechnet die Berliner Bank knapp 500 Euro. Verbraucherschützer sind skeptisch: „Bei dieser Versicherung sollte man wegen der Vielzahl an Risikoausschlüssen vorsichtig sein“, rät der Justitiar der Berliner Verbraucherzentrale, Ernst Ungerer. Die Crux: Wer die Versicherung ablehnt, läuft Gefahr, den Kredit erst gar nicht zu bekommen.

Ein weiteres Problem sei die „intransparente Bonitätsprüfung“, sagt Dieter Korczak vom Münchener Institut für Grundlagen- und Programmforschung, „für bestimmte Gruppen verteuert sich die Kreditaufnahme“. Die Banken legen die Kriterien ihrer Bonitätsprüfung jedoch nicht offen. Nach einem Gutachten, das Korczak kürzlich für das Verbraucherschutzministerium erstellt hat, gilt eine Kreditaufnahme von bis zu 15 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens als risikoarm, ab 30 Prozent dagegen als „hochriskant“. Kredithaie, die ihre Angebote gerne im Internet mit Slogans wie „schnelles Geld ohne Bonitätsprüfung“ offerieren, verteuern den Kredit noch zusätzlich, weil sie weitere Vermittlungsgebühren berechnen.

Beispiel Girokont o: „Ratenkredite sind günstiger als Dispokredite auf Girokonten“, sagt Frank Weide von der Berliner Verbraucherzentrale. Bei 1000 Euro „Disposchulden“ und einem branchenüblichen Zinssatz von zwölf bis 16 Prozent zahlt der Schuldner 120 bis 160 Euro im Jahr - also zehn bis 14 Euro monatlich. Entlastung für Schuldner verspricht hingegen ein aktuelles Urteil des Bundesgerichtshofs: Weist eine Bank eine Lastschrift für ein überzogenes Konto zurück, darf sie vom Kunden kein Entgelt verlangen (Az.: XI ZR 154/04).

Beispiel Kreditkarten: Üblicherweise werden die Umsätze, die mit Kreditkarten gemacht werden, ein Mal im Monat vom Konto abgebucht. Neuerdings bieten Finanzdienstleister aber auch eine Teilrückzahlung in Form flexibler Ratenkredite an – so genannte „Revolving Credits“. Die Berliner Bank berechnet dafür 12,68 Prozent Zinsen, die immer aufs aktuelle Saldo bezogen werden. Bei 500 Euro Miesen sind das immerhin rund 60 Euro.

Beispiel Mahngebühren: Auch Mahnungen können ins Geld gehen. Wer seine Miete nicht pünktlich zahlt, muss nach Angaben des Berliner Mietervereins mit fünf bis zehn Euro pro Mahnung rechnen. Auch wer seine Stromrechnung nicht begleicht, brockt sich Unannehmlichkeiten ein. Zahlt man auch nach wiederholter Mahnung nicht, schalten viele Versorger den Strom ab und schicken weitere Mahnungen. Hartnäckige Verweigerer bekommen bis zu 40 Euro Mahngebühren aufgebrummt, bevor sie vor Gericht verklagt werden.

Beispiel Pfandleihe: Schnell und unbürokratisch Geld ins Portemonnaie, das versprechen Leihhäuser, die Darlehen auf Wertgegenstände geben. Bei einer Kreditsumme von 300 Euro fallen im Monat drei Euro Zinsen und 6,50 Euro Gebühren an. Macht 9,50 Euro im Monat. Die Gebühren sind bis zu einer Darlehenssumme von 300 Euro gesetzlich festgelegt, ab dann darf der Pfandleiher den Betrag selbst bestimmen. Bei Grüne’s Leihhäusern, mit 22 Filialen einer der größten Anbieter in Deutschland, kostet dies drei Prozent des Darlehens, bei 600 Euro also 18 Euro im Monat. Zu beachten ist, dass Pfandleiher ihre Zinsen und Gebühren monatlich erheben, im Gegensatz zu Kreditinstituten, die jährlich kassieren.

Beispiel Handys: Nach Untersuchungen des Instituts für Jugendforschung in München sind 18 Prozent der 18- bis 20-Jährigen verschuldet. Schuld daran sind vor allem zu hohe Ausgaben für Handys. Aber: Wer einmal beim Bonitätsprüfer Schufa gemeldet ist, dem geben Vodafone, T-Mobile und andere Anbieter ohnehin keinen Vertrag mehr.

Martin Benninghoff

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