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Wirtschaft: Übernahmen treiben die Kurse

Eigentlich ist der September an der Börse als Krisenmonat gefürchtet. In diesem Jahr zeigte er sich aber von seiner guten Seite.

Eigentlich ist der September an der Börse als Krisenmonat gefürchtet. In diesem Jahr zeigte er sich aber von seiner guten Seite. Viele Aktien konnten kräftig zulegen. Unter den 30 Dax-Werten gab es lediglich acht Verlierer. Der Dax stieg um insgesamt 2,3 Prozent und beendete den Monat sogar über der wichtigen Marke von 6000 Punkten.

Abzulesen ist der ungewöhnlich rege Handel auch an der Orderbuchstatistik der deutschen Börsen. Demnach sind die Aktienumsätze im September um neun Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen.

Ein Grund für die gute Entwicklung war die robuste Konjunktur, in Verbindung mit der schwindenden Angst vor steigenden Zinsen. In den USA rechnen die Experten erst einmal nicht mit weiteren Zinserhöhungen. In Europa sind die beiden nächsten Zinsschritte – der eine am heutigen Donnerstag, der andere Anfang Dezember – schon eingepreist. Sie werden vermutlich keine großen Marktreaktionen mehr hervorrufen.

Dass der Ölpreis in den vergangen Wochen von mehr als 80 Dollar auf teilweise unter 60 Dollar gefallen ist, hat die Konjunktursorgen verringert und so auch die Aktienmärkte gestützt.

Einzelne Aktien wurden zudem durch Übernahmepläne- und Spekulationen getrieben. So konnte der Maschinen- und Lkw-Bauer MAN im September um knapp elf Prozent zulegen. Er legte ein Übernahmeangebot für den schwedischen Konkurrenten Scania vor, das die größten Scania-Aktionäre aber ablehnten. Volkswagen ist bisher mit 35 Prozent an Scania beteiligt und will diesen Anteil nicht hergeben. Nun hat VW den Spieß umgedreht und selbst 15 Prozent an MAN übernommen. Auch die VW-Aktie gehörte mit einem Plus von 8,6 Prozent zu den Gewinnern des Monats. Der Übernahmekampf wird wohl auch im Oktober weitergehen, die Aktien der beteiligten Unternehmen bleiben im Blickpunkt.

Zweitstärkster Wert war die Aktie der Deutschen Telekom mit einem Plus von zehn Prozent. Doch der Eindruck täuscht: Nach einer Gewinnwarnung im August und dem anschließenden Kursrutsch hat sich die Aktie lediglich wieder auf das – relativ niedrige – Niveau vom Juli zurückgekämpft.

Umsatzstärkster Dax-Titel war im September die Aktie des Energiekonzerns Eon. Sie verlor allerdings sechs Prozent an Wert. Die Übernahme des spanischen Unternehmens Endesa kommt nicht voran. Nachdem die politischen Hürden beinahe beseitigt waren, stieg der spanische Baukonzern Acciona bei Endesa ein und zwang Eon damit, sein eigenes Gebot deutlich zu erhöhen. Die Aktionäre quittierten dies mit Verkäufen.

Auch für Altana ging es bergab. Nach dem Verkauf seiner Pharmasparte schrumpfte das Unternehmen zum Mittelständler und wird demnächst wahrscheinlich nur noch im M-Dax vertreten sein.

Stefan Kaiser

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