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Verbraucher-Ausgaben: Mehr Lust aufs Einkaufen

Die Tarifabschlüsse der jüngsten Zeit wecken Konsumwünsche - doch die Einzelhändler merken davon noch nichts.

Die Deutschen kommen wieder in Kauflaune. Hohe Tarifabschlüsse und sinkende Arbeitslosigkeit hätten die Verbraucher wieder zuversichtlicher gemacht, berichtet die Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in ihrem monatlichen Konsumklimabericht, der am Montag vorgestellt wurde. Der Index, der einen Hinweis auf die künftige Wirtschaftsentwicklung in Deutschland gibt, prognostiziert für den Mai trotz anhaltend hoher Preise für Energie und Lebensmittel einen überraschenden Anstieg auf 5,9 Punkte. Im April waren es noch 4,8 Punkte. „Damit haben sich die Voraussetzungen verbessert, dass sich der Konsum im weiteren Verlauf des Jahres weiter erholen kann“, sagte GfK-Experte Rolf Bürkl.

Sollte der Trend anhalten, könnte sich die Hoffnung der Konjunkturforscher erfüllen. Die Ökonomen setzen darauf, dass ein stärkerer privater Konsum die nachlassende wirtschaftliche Dynamik auffangen und das Wachstum stabilisieren könnte. Denn trotz voller Auftragsbücher schätzen die Unternehmer ihre Zukunft schon wieder pessimistischer ein. Der Ifo-Geschäftsklimaindex, der die Stimmung in den Firmen wiedergibt, war im April von 104,8 Punkten im Vormonat auf 102,4 Punkte gefallen. Der starke Euro und Rezessionsängste trüben die Erwartungen.

Ob die Verbraucher das Wachstum retten können, hängt aber davon ab, ob die verbesserte Konsumlust die Deutschen tatsächlich dazu verführt, mehr Geld auszugeben. Bisher warten die deutschen Einzelhändler darauf vergeblich. „Nachdem das Jahr gut begonnen hatte, sind die Verbraucher wieder etwas skeptischer geworden“, sagt Hubertus Pellengahr, der Sprecher des Deutschen Einzelhandelsverbandes (HDE). Als Gründe nannte er hohe Energie- und Lebensmittelpreise sowie das Schmuddelwetter. Auch der März sei nur ein „durchwachsener Monat“ gewesen, sagt der HDE-Sprecher, auch deshalb, weil es wegen der Osterfeiertage zwei Verkaufstage weniger gegeben habe als im Vorjahresmonat. Die Verkaufszahlen für März wird das Statistische Bundesamt am Freitag vorlegen. Trotz des schwachen Auftakts hält der HDE für das Gesamtjahr aber weiter an seiner Prognose fest. Danach wird der Umsatz nominal, also ohne Berücksichtigung von Preissteigerungen, um zwei Prozent steigen.

Ob die Deutschen wieder mehr einkaufen, hängt auch von der weiteren Entwicklung der Inflation ab, die in den vergangenen Monaten einen Großteil der tariflichen Lohnzuwächse wieder aufgefressen hatte. Die Aprilzahlen deuten darauf hin, dass sich die Situation trotz anhaltend hoher Energie- und Lebensmittelpreise leicht entspannt. Nach ersten Daten aus fünf Bundesländern erwarten die Statistiker hochgerechnet auf das Gesamtjahr nun einen Anstieg der Verbraucherpreise auf 2,2 bis 2,9 Prozent. Im März lag die Inflation noch bei 3,1 Prozent. Als Grund für den überraschenden Rückgang nannten die Statistiker vor allem das frühe Osterfest. Die Ferien fielen in den März, der übliche saisonale Anstieg der Preis ebenfalls. Keine Entspannung sehen sie dagegen bei den Energie- und Lebensmittelpreisen.

„Spätestens ab der Jahresmitte sollte die Inflation wieder deutlich zurückgehen“, erwartet Stefan Cooths vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Die Anfang 2007 erhöhte Mehrwertsteuer habe die Teuerung im vergangenen Jahr um rund ein Prozent nach oben getrieben. Dieser preistreibende Effekt schwäche sich jetzt mit jedem weiteren Monat ab.

Mit einem Rückgang der Inflation rechnet auch die EU. Für Deutschland erwartet die Kommission in diesem Jahr 2,9 Prozent, für Gesamteuropa geht sie von 3,6 Prozent für das Gesamtjahr aus. Beide Werte liegen aber noch deutlich über dem von der Europäischen Zentralbank ausgegebenen Inflationsziel von zwei Prozent.

Maren Peters

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