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Verträge und Policen: Voller Schutz zum halben Preis

Überflüssige Verträge kündigen, Policen im Internet abschließen, Ratenzahlung vermeiden.

Über 2000 Euro gibt jeder Deutsche im Schnitt für Versicherungen aus – viel zu viel, sagen Verbraucherschützer. „20 Prozent kann jeder Haushalt sparen“, sagt Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten. „Wer besonders viele teure Versicherungen hat, kann seine Ausgaben sogar um 50 Prozent senken“, weiß der Versicherungsexperte. Und das, wohlgemerkt, ohne Einbußen beim Versicherungsschutz hinzunehmen. Wie das geht, lesen Sie hier:

1. UNNÖTIGE POLICEN KÜNDIGEN

„Richtig wichtig sind nur die Versicherungen, die existenzbedrohende Risiken absichern“, betont Gerald Archangeli vom Bundesverband der Versicherungskaufleute. „200, 300 Euro kann man notfalls auch aus eigener Tasche zahlen“, meint auch Verbraucherschützer Rudnik. Das heißt: Auf Handy- und Glasversicherungen kann man verzichten, gleiches gilt auch für eine spezielle Fahrradversicherung, es sei denn, das Zweirad ist außergewöhnlich teuer. Auch eine Insassen-Unfallversicherung kann man sich nach Meinung des Versicherungsberaters schenken, weil der Unfallschutz bereits in der Kfz-Haftpflichtversicherung enthalten ist.

2. DOPPELVERSICHERUNGEN AUFLÖSEN

Familien und Paare haben oft mehrere Policen, obwohl eine einzige Versicherung reichen würde. So sind Kinder in der Privathaftpflicht und Hausratversicherung ihrer Eltern mitversichert, solange sie noch in der Ausbildung sind. Auch Paare, die zusammenziehen, brauchen nur eine Privathaftpflichtversicherung. Die jüngere Police kann man fristlos kündigen. „Bei gemeinsamen Verträgen besteht jedoch untereinander keine Haftung“, gibt Henrich Blase vom Verbraucherportal MoneyWorld.de zu bedenken.

Pro Paar oder Familie reichen auch jeweils eine Hausrat- und eine Rechtsschutzversicherung. Allerdings kann man hier nicht fristlos kündigen, sondern man muss Kündigungsfristen beachten. Diese betragen meist drei Monate. Achtung: Für ältere Verträge, die vor 2008 geschlossen sind, gilt noch das alte Versicherungsvertragsgesetz. Wer kündigt, muss auch nach der Kündigung seine Prämien weiterzahlen, bis der Vertrag endet. In diesen Fällen sollte man daher erst zum nächsten Fälligkeitstermin kündigen. Dann bekommt man für seine Beiträge wenigstens einen Versicherungsschutz.

Sparen kann man auch, indem man einen Blick in seine Kreditkartenbedingungen wirft. Die „Gold“-Karten von Mastercard, Visa oder American Express enthalten beispielsweise eine Auslandsreisekrankenversicherung. Auch wer Mitglied in bestimmten Vereinen ist, kann auf die eine oder andere Versicherung verzichten. So hat man als Mitglied im Deutschen Mieterbund bereits einen Rechtsschutz in Mietsachen. Gewerkschaftsmitglieder bekommen rechtliche Unterstützung bei arbeitsrechtlichen Auseinandersetzungen. Und auch ADAC-Mitglieder haben Anspruch auf eine Rechtsberatung.

3. KEINE HALBEN SACHEN MACHEN

Auch bei Versicherungen gilt: Billig kann ganz schön teuer sein. „Eine Berufsunfähigkeitsrente von 300 Euro im Monat kann man sich sparen“, meint Versicherungskaufmann Archangeli. Die spätere Rente aus einer Berufsunfähigkeitsversicherung sollte auf jeden Fall dem heutigen Nettoverdienst entsprechen, mahnt Archangeli. Denn nur dann kann die Versicherung ihren Zweck erfüllen. Der liegt darin, die finanziellen Nachteile durch einen Verlust der Arbeitskraft auszugleichen. Wer hier eine zu niedrige Summe versichert, um die Versicherungsprämien niedrig zu halten, ist auf dem Irrweg und sollte lieber an anderer Stelle sparen.

Um die Versicherungsbeiträge trotz der hohen Versicherungssummen nicht ins Unbezahlbare schießen zu lassen, gibt es einige Möglichkeiten: So sollte man bei einer Unfallversicherung, die im Fall von unfallbedingter Invalidität einspringt, auf Zusatzbausteine wie Krankenhaustagegeld oder Assistance-Leistungen (Putz-, Einkaufs- und Essensdienste) verzichten. Eine Berufsunfähigkeitsrente sollte möglichst frühzeitig abgeschlossen werden. Um die Kosten einer Risikolebensversicherung klein zu halten, sollte man die Versicherung nur für 20 oder 25 Jahre abschließen – so lange, bis die Kinder finanziell aus eigener Kraft über die Runden kommen.

4. DIREKTVERSICHERUNGEN PRÜFEN

Wer seine Versicherung im Internet abschließt und auf Versicherungsvermittler verzichtet, kann Hunderte Euro sparen. 500 bis 600 Euro im Jahr sind es bei einer Kfz-Haftpflichtversicherung, weiß Verbraucherschützer Rudnik. Bei einer privaten Haftpflichtversicherung liegen die Jahresprämien zwischen einer Online- und einer Versicherung, die mit Vertretern arbeitet, zwischen 40 und 150 Euro – bei gleicher Leistung. „Bei einer Auflistung der günstigsten Anbieter gehören Onlineversicherungen immer zum besten Drittel“, berichtet Rudnik. Auch Versicherungsmakler bieten im Internet immer häufiger spezielle Deckungskonzepte an. Dahinter stecken Angebote bestimmter Versicherer, die um bis zu 30 Prozent unter den Tarifen liegen, die die Versicherer im eigenen Namen anbieten.

Auch bei Tchibo oder C&A gibt es seit einiger Zeit Versicherungen. Verbraucherschützer sehen das mit gemischten Gefühlen. „Wenn ich eine Versicherung abschließe, brauche ich eine Beratung. Und die gibt es bei diesem Verkaufsmodell nicht“, sagt Peter Grieble, Versicherungsexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Nur bei Versicherungssparten mit geringem Beratungsbedarf, zum Beispiel bei Auslandsreisekrankenversicherungen, sei es vertretbar, eine Versicherung ohne Experten-Ratschlag abzuschließen, meint der Verbraucherschützer.

5. RATENZAHLUNGEN VERMEIDEN

Wer seine Beiträge monatlich zahlt, zahlt drauf. Ratenzuschläge von acht Prozent bei monatlicher Zahlung, fünf Prozent bei vierteljährlicher und immerhin noch drei Prozent bei halbjährlicher Zahlung verteuern den Versicherungsschutz unnötig. Zahlen Sie Ihre Beiträge daher einmal im Jahr, raten Versicherungsexperten. Damit nicht alle Versicherungsprämien im Januar abgebucht werden und das Konto wegen Überforderung in die Miesen rutscht, sollte man für die verschiedenen Policen unterschiedliche Fälligkeitstermine wählen.

6. SELBSTBEHALTE VEREINBAREN

Auch wer sich verpflichtet, einen Teil des Schadens selbst zu zahlen, spart Versicherungsbeiträge. 150 bis 200 Euro kann man bei der Haftpflichtversicherung als Eigenanteil selbst tragen, 500 Euro bei der Rechtsschutzpolice und 500 Euro bei der Vollkaskoversicherung, meint Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten. „Zudem kommt man auch nicht in Versuchung, jeden Kleinschaden zu melden“, sagt der Versicherungsberater. Das kann von Vorteil sein, weil die Versicherungen nach einem Schaden den Vertrag kündigen können. Selbstbehalte muss man sich jedoch auch leisten können. Und das hängt von der Lebenssituation ab. Wer keine großen Reserven hat, sollte auf Selbstbehalte verzichten. „Denn gerade in einem solchen Fall braucht man die Versicherung besonders“, mahnt Rüdiger Strichau, Versicherungsberater bei der VZ Berlin. Selbstbehalte könnten hier schnell teuer werden.

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