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Wirtschaft: Vorsorge für alle

Der Staat hilft Jungen und Alten beim Sparen für die Rente. Wer nicht zugreift, verschenkt bares Geld

Rentner, die sich im Alter etwas hinzuverdienen müssen, werden bald keine Seltenheit mehr sein. Das Deutsche Institut für Altersvorsorge (Dia) geht davon aus, dass viele Arbeitnehmer künftig länger arbeiten müssten, um ihren Lebensstandard zu halten. Obwohl jeder weiß, dass die Staatsrente als einziges Standbein in Zukunft nicht mehr reichen wird, haben viele Deutsche noch nicht reagiert. Nur ein Viertel der unter 50-Jährigen hat eine private oder betriebliche Altersvorsorge abgeschlossen, heißt es in einer Dia-Studie. Das ist nicht nur kurzsichtig, es ist auch Geldverschwendung. Da der Staat beim Sparen für das Alter hilft, verschenkt derjenige, der die Vorsorge in den Wind schießt, Geld.

WAS ÄLTERE TUN SOLLTEN

RÜRUP-RENTE

Seit Anfang des Jahres gibt es die Rürup-Rente, von den Versicherern Basisrente genannt. Die Rürup-Rente ist steuerlich begünstigt: 60 Prozent der Beiträge können in diesem Jahr als Sonderausgaben abgesetzt werden, höchstens jedoch 12000 Euro bei Singles und 24000 Euro bei Ehepaaren. Bis 2025 steigt der steuerlich absetzbare Teil der Versicherungsprämien auf 100 Prozent an, jedoch maximal auf 20000 Euro bei Alleinstehenden und 40000 Euro bei Ehepaaren. Der Preis für die Steuerersparnis ist die mangelnde Flexibilität: Die Rürup-Rente ist nicht kapitalisierbar, nicht beleihbar und nicht vererbbar. Da die Beiträge zur Rürup-Rente von der Steuer abgesetzt werden können, muss man die Auszahlungen versteuern. Attraktiv ist die neue Rente für Selbstständige. Denn diese können keinen Riester-Vertrag abschließen, da sie nicht förderberechtigt sind. Zudem können sie in die Rürup-Rente eine Berufsunfähigkeits-Absicherung integrieren, sagt der unabhängige Versicherungsberater Kai Friedrichsen aus Itzehoe – als Bestandteil der Versicherungsprämie sind dann auch diese Einzahlungen teilweise steuerfrei.

RIESTER-VERTRÄGE

Der Ladenhüter wird entstaubt. Die Riester-Rente, die lange Jahre ein Schattendasein führte, gehört heute zu den Topempfehlungen von Verbraucherschützern und Versicherungsvertretern. Auch für Ältere lohnt sich das Sparen mit Riester, sagt Susanne Meunier von der Stiftung Warentest. Das liegt an der staatlichen Förderung. Ein 50-Jähriger mit Familie, der zwei Riester-Verträge abschließt – wobei einer als reiner Zulagenvertrag gilt – kann allein durch Zulagen und Steuervorteile eine Rendite von 4,7 Prozent (bei einem Bruttoeinkommen von 50000 Euro im Jahr) erzielen. Ein 50-jähriger Single kann bei gleichem Einkommen eine Mindestrendite von 6,9 Prozent erzielen. Statt eines Rentenvertrags empfiehlt Verbraucherschützerin Meunier älteren Sparern jedoch einen Riester-Banksparplan, der eine sichere und regelmäßige Verzinsung garantiert. Und: In aller Regel sind die Kosten bei Banksparplänen niedriger als bei Rentenpolicen.

RENTENPOLICE

Wer kurz vor dem Ruhestand steht, sollte keine lange laufenden Versicherungsprodukte mehr abschließen. Die Prämien sind zu hoch, die Rendite zu gering. Einzig aus steuerlichen Gründen könnte eine private Rentenversicherung interessant sein, weil diese bei Auszahlung nur mit dem Ertragsanteil versteuert werden muss und der Ertragsanteil durch das neue Alterseinkünftegesetz abgesenkt worden ist. Wer sich die private Rente mit 65 Jahren auszahlen lässt, muss nur noch 18 statt 27 Prozent versteuern. Statt einer privaten Rentenversicherung sollten Ältere das Geld lieber anlegen – etwa in festverzinslichen Wertpapieren oder Rentenfonds. Fühlen Sie sich fit, können Sie das angesparte Kapital immer noch als Einmalbeitrag in eine Sofortrente einzahlen. Brauchen Sie das Geld, weil Sie pflegebedürftig sind, sind Sie auch in diesem Fall abgesichert.

WAS JÜNGERE TUN SOLLTEN

RIESTER-VERTRÄGE

Gerade für Jüngere lohnt sich die Vorsorge mit Riester. Das spricht sich langsam herum und freut die Anbieter: 6500 neue Verträge hat allein der Branchenführer, die Allianz Leben, seit Jahresanfang verkauft – deutlich mehr als die 2500 Policen im Vorjahreszeitraum. Allein die staatliche Förderung macht die Riester-Verträge unschlagbar: 76 Euro pro Jahr schenkt der Staat derzeit jedem Erwachsenen, für jedes Kind gibt es noch einmal 92 Euro. Ab dem Jahr 2008 steigt die Grundzulage sogar auf 154 Euro jährlich plus 185 Euro pro Kind. Eine vierköpfige Familie kassiert dann allein 678 Euro im Jahr an Zulagen. Und das Jahr für Jahr. Gutverdiener können statt der Zulagen mit Steuervorteilen kalkulieren: 1050 Euro kann man dieses Jahr steuerfrei einzahlen, ab 2008 sind es 2100 Euro. Dafür muss die Riester-Rente jedoch später versteuert werden. Das neue Alterseinkünftegesetz hat die Riester-Verträge entbürokratisiert: Seit diesem Jahr muss man die staatlichen Zulagen nicht mehr jedes Jahr neu beantragen, es reicht jetzt ein einziger Dauerzulagenantrag. Und: Statt 20 Prozent können jetzt 30 Prozent des Ersparten bei Rentenbeginn auf einen Schlag ausgezahlt werden. Vor allem Männer, die „riestern“ wollen, sollten ihren Vertrag noch in diesem Jahr abschließen: Ab 2006 werden Unisex-Tarife (gleiche Prämien für Männer und Frauen) Pflicht, Rentenversicherungen für Männer werden dann um zehn bis 15 Prozent teurer.

BETRIEBSRENTEN

Bei der so genannten „Eichel-Rente“ (ein Teil des Gehalts wird per Entgeltumwandlung in eine betriebliche Altersversorgung eingezahlt) kann man im laufenden Jahr steuer- und sozialabgabenfrei 2496 Euro einzahlen. In einigen Branchen legt der Arbeitgeber sogar etwas drauf, etwa in der chemischen Industrie. Weiterer Vorteil: Über die betriebliche Altersvorsorge können auch ältere Arbeitnehmer noch einen Berufsunfähigkeitsschutz bekommen, da die Gesundheitsprüfung lockerer ausfällt als bei einer speziellen Berufsunfähigkeitspolice. Der Nachteil der Entgeltumwandlung: Die Sozialversicherungsfreiheit der Einzahlungen läuft nach 2008 aus, Betriebsrenten müssen bei der Auszahlung versteuert werden, außerdem gehen dann auch noch Krankenkassenbeiträge ab. Besserverdiener, die eine vor 2005 abgeschlossene Direktversicherung haben, sollten diese behalten. Bei der Auszahlung muss nämlich nur ein Bruchteil versteuert werden.

IMMOBILIEN

Mit Zinsen um die vier Prozent ist Baugeld so billig wie nie. Zudem unterstützt der Staat den Kauf oder den Bau von Immobilien mit Eigenheimzulage und Wohnungsbauprämie. Auch mietfreies Wohnen kann eine gute Altersvorsorge sein.

VERSICHERUNGEN

Besonders Familien sollten sich für den Fall absichern, dass der Hauptverdiener ausfällt. Zwei Policen sind hier wichtig: Eine Risikolebensversicherung springt – für vergleichsweise niedrige Beiträge – beim Tod des Versicherten ein; eine Berufsunfähigkeitsversicherung federt die möglichen Folgen von Krankheit oder Unfall ab.

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