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Wirtschaft: Wer den Schaden hat

Klirrende Scheiben, schepperndes Blech: Jeder sollte haftpflichtversichert sein – die teuerste Police muss dabei nicht die beste sein

Erst macht es Spaß, dann macht es Krach – und damit beginnt meist der Ärger.

In keiner Jahreszeit passieren so viele Unfälle wie im Sommer. Klar, denn bei heißer Sonne, langen Tagen und lauen Nächten sind viel mehr Menschen draußen als in der trüben Jahreszeit. Doch wer öfter radelt, skatet, grillt oder mit dem Hund Gassi geht, der hat eben auch ein erheblich höheres Risiko, dass etwas passiert. Da kann der Fußball des siebenjährigen Sohnes in die Fensterscheibe des Nachbarn fliegen, dem Familienvater ein Stück glühende Grillkohle auf den nackten Fuß des Gastes fallen oder der Terrier sich in die Wade eines fremden Joggers verbeißen. „Das kann richtig ins Geld gehen – vor allem dann, wenn andere Personen zu Schaden kommen“, sagt Bianca Höve vom Bund der Versicherten (BdV).

Wer einen Schaden versehentlich oder fahrlässig verursacht, muss ihn auch begleichen, schlimmstenfalls mit seinem gesamten Vermögen. Er muss dem Nachbarn die zerbrochene Fensterscheibe ersetzen, dem Geschädigten die Behandlungskosten und gegebenenfalls eine lebenslange Rente bezahlen. Damit der Unfall nicht gleich in die Pleite führt, raten Verbraucherschützer zum Abschluss einer privaten Haftpflichtversicherung. „Das ist eine der wichtigsten Versicherungen von allen“, sagt Versicherungsexpertin Höve. Ein Drittel aller Singles besitzt nach Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft trotzdem keine. Am Preis kann es nicht liegen: Die günstigsten Tarife für Singles gibt es schon für etwas mehr als 40 Euro im Jahr (siehe Tabelle), die teuersten kosten mehr als 200 Euro. Dass die teuersten auch die besten sind, bestätigen Versicherungsexperten nicht. „In der Grundsicherung sind alle etwa gleich“, sagt Höve.

Wichtig beim Abschluss ist vor allem die Höhe der Versicherungssumme . „Sie sollte mindestens drei Millionen Euro, besser fünf Millionen Euro betragen“, rät Höve. Der Unterschied von zwei Millionen in der Versicherungssumme macht beim Jahresbeitrag nur ein paar Euro aus. Es lohnt sich zudem, genauer auf die Vertragsbedingungen zu sehen. So sind bei einigen Anbietern Schäden durch das Surfbrett mitversichert, bei anderen gibt es das nur gegen Aufpreis. „Jeder sollte prüfen, welche speziellen Risiken er versichern muss – und dann das günstigste Angebot mit einer möglichst hohen Deckungssumme wählen“, rät „Finanztest“.

Doch so hochgelobt die Haftpflichtversicherung ist, es gibt auch Lücken . „Es tauchen immer wieder Situationen auf, die für die Versicherten enttäuschend sind“, sagt Katrin Rüter de Escobar vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GdV). Böse Überraschungen erleben oft Eltern, deren kleine Kinder bei einem Besuch den Teppich der Gastgeber mit Johannisbeersaft vollkleckern. Da Kinder unter sieben (im Straßenverkehr unter zehn) Jahren nicht schuldfähig sind, muss die Versicherung für den Schaden nicht aufkommen. Sie zahlen nur, wenn die Eltern nachweisen, dass sie ihre Aufsichtspflicht verletzt haben – denn dann sind sie schuld. Keine Haftpflichtversicherung zahlt für vorsätzlich herbeigeführte Schäden, etwa durch Graffitti-Schmierereien an Hauswänden. Auch wer sich ein Fahrrad oder Auto von einem Freund leiht oder mietet und kaputt zurückgibt, sollte nicht auf Versicherungsschutz hoffen.

Nie mitversichert sind Schäden, die durch das eigene Auto, Segelboot oder Haustiere verursacht werden. Für den Fall, dass der Dackel dem Postboten die Hose zerreißt, sollte man sich mit einer Extra-Police absichern (siehe Tabelle).

Wer Beratung in Versicherungsfragen sucht, kann sich an den Bund der Versicherten (www.bundderversicherten.de) wenden, der für Mitglieder auch eigene Policen anbietet. Auch die Verbraucherzentralen in Berlin (Tel. 0190/887711, donnerstags von 14 bis 17 Uhr) oder Brandenburg (Tel. 0190/778082, montags, mittwochs, donnerstags von 9 bis 17 Uhr) helfen weiter. Die Telefonberatung ist gebührenpflichtig, beide Zentralen beraten aber auch persönlich.

Maren Peters

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