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Wirtschaft: Zu viel Bewegung um dicke Kinder

Die Opposition wirft der Regierung vor, sich bei den verschiedenen Projekten gegen Übergewicht zu verzetteln

Berlin - Die Opposition befürchtet, dass bei den vielen Initiativen, die die Regierung angeschoben hat, um dicke Kinder wieder dünn zu machen, am Ende wenig herauskommt. „Die Projekte müssen gebündelt werden“, fordert CDU-Verbraucherpolitikerin Ursula Heinen. In einem erster Schritt sollten sich die Ministerinnen für Gesundheit und Verbraucherschutz zusammensetzen und überlegen, wer die Federführung beim Thema Ernährung übernehmen soll, fordert sie. „Sonst zerfieselt das alles.“

Verbraucherministerin Renate Künast (Grüne) hat eine klare Meinung von Kindern. „Sie bewegen sich zu wenig und essen zu viel fett- und kohlenhydrathaltige Produkte wie Chips, Pommes Frites oder Burger“, wie sie unlängst beklagte. Ergebnis: Jedes fünfte Kind und jeder dritte Jugendliche sind zu dick. Aus dicken Kindern können leicht dicke Erwachsene werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie später an ernährungsbedingten und für die Krankenkassen teuren Krankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck leiden, ist groß.

Künast will rechtzeitig gegensteuern. Und nicht nur sie: Auch Gesundheitsministerium, Kassen, Sportvereine und sogar die Ernährungsindustrie konkurrieren inzwischen um die besten Modelle, um übergewichtige Kinder abzuspecken. Doch statt zusammenzuarbeiten, laufen die Programme nebeneinander her – mit zweifelhaftem Effekt. „Es gibt unendlich viele Initiativen“, kritisiert Erik Harms, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin. „Aber sie sind völlig unkoordiniert.“

Auch Harms ist Leidtragender dieser Entwicklung. Er ist Vorsitzender des Vereins „Plattform Ernährung und Bewegung“, den das Verbraucherministerium vor vier Monaten mit einem großen Kongress ins Leben gerufen hat. Unter den Gründungsmitgliedern ist auch das Verbraucherministerium. Doch während die Plattform, die sich über Beiträge finanzieren soll, noch Mitglieder sammelt und den Beirat zusammenstellt, plant das Ministerium schon eine neue Offensive, um Pilotprojekte für bessere Kinderernährung und Sport anzuschieben. Für den Wettbewerb hat das Künast- Ministerium gerade 15 Millionen Euro bereitgestellt.

Einen Widerspruch sieht das Ministerium darin nicht: „Das ist unser Wettbewerb“, sagt eine Sprecherin, „wir werden versuchen, ihn mit der Arbeit der Plattform zu vernetzen.“ Welche Projekte die Plattform plant, ist zurzeit aber noch unklar.

Konkurrenz kommt zudem vom Bundesgesundheitsministerium. Mit dem Geld der geplanten Präventionsstiftung sollen auch Kurse für gesunde Ernährung finanziert werden, auch für Kinder. Insgesamt sollen 250 Millionen Euro pro Jahr für Prävention zur Verfügung stehen.

„Ich finde es überhaupt nicht lustig, dass die Bundesregierung zwei Ministerien mit dem gleichen Thema beauftragt hat“, sagt Harms. Der „Plattform“-Vorsitzende hat aber die Hoffnung auf Zusammenarbeit noch nicht aufgegeben. „Wir wollen Programme ausarbeiten, von denen wir hoffen, dass die Präventionsstiftung sie später mitfinanziert“, sagt er. Im Bundesgesundheitsministerium weiß man davon allerdings noch nichts. „Es gibt keine konkreten Überlegungen“, sagt eine Sprecherin.

Maren Peters

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