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"Heute bleibt die Küche kalt, wir gehen in den Wienerwald!" Ein Wienerwald-Besuch ist ein Trip in die Vergangenheit.

© facebook.com/wienerwald.de

Von der HAND in den MUND: Wienerwald

Grillhendl, Backhendl, Kartoffelsalat - die Hähnchenbräterei aus alten Zeiten macht jetzt Fast Food. Und wie schmeckt's?

Eindeutig: Heilbronn, frühe sechziger Jahre, diagnostiziert mein Gegenüber. Für mich ist der Fall genauso klar: Essen-Rüttenscheid, Mitte der Sechziger. Wir beißen uns, in der Mall of Berlin, geradewegs in unsere Kindheit zurück, eine Zeit, als es eine Sensation war, mit der Familie essen zu gehen, und unsere Mütter mindestens so entzückt waren wie wir über die Verlockung: „Heute bleibt die Küche kalt, wir gehen in den Wienerwald!“

Ja, es gibt ihn wieder, wenn auch nicht ganz im alten Format. Dem steilen Aufstieg von Deutschlands erster großer Restaurantkette folgte der tiefe Fall, jetzt ist die Hähnchenbraterei als Fast-Food-Lokal mit wenigen Filialen wieder auferstanden. Der alte Werbespruch ist geblieben. Noch heute, da die kalte Küche für viele eher Alltag als Ausnahme ist, steht er auf der Serviette. Zusammen mit der Henne, die, ihre drei Kleinen im Schlepptau, flott-fröhlich vorwärts marschiert. In ihr Verderben, wie wir wissen, denn das Schicksal des Huhns im Wienerwald ist es, wahlweise auf dem Spieß oder in der Fritteuse zu landen.

Der Kartoffelsalat besteht den Schwabentest

Wir haben uns das volle Programm bestellt, Grillhendl, Backhendl, Kartoffelsalat, Krautsalat, Pommes Frites. Und siehe da: Wir hatten es uns, inzwischen kulinarisch erwachsen, schlimmer vorgestellt. Der Kartoffelsalat mit Essig und Öl besteht selbst den Schwabentest, der Krautsalat schmeckt – ja, nach Krautsalat, nicht nach Chemie. Zumindest die dunklen Teile des Grillhendls sind ganz saftig, die Haut kross, das Fleisch des Backhendls ist eher trocken und zu fest geraten, dafür sind die Pommes knusprig.

Woran es fehlt, ist die Würze, alles schmeckt merkwürdig neutral. Mein Gegenüber meint: um niemandem weh zu tun. Kümmel im Krautsalat empfinden einige Zeitgenossen offenbar als Affront. Ein anderer möglicher Grund: Im Foodcourt der Mall of Berlin werden die Sinne eh schon bombardiert, da flimmert’s und blinkt’s und dudelt’s um uns herum – da muss das Essen offenbar Zurückhaltung üben. Billig ist das nicht, 25 Euro für zwei, inklusive Wasser, und die Hähnchen kommen kaum vom Biohof. In vielen Berliner Restaurants bekommt man zu dem Preis ein gutes Mittagsmenü in angenehmer Atmosphäre serviert. Und eine Kinderattraktion haben wir schmerzlich vermisst: die Zitronenerfrischungstücher.

Adresse Mall of Berlin, Leipziger Platz 12, 10117 Berlin, Tel. 20 64 40 66, außerdem am Lehniner Platz 2 und an der Falkenseer Chaussee 221.
Geöffnet Mo-Sa 10-21 Uhr
Im Netz wienerwald.de
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