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Nettes, aufgeräumt-gemütliches Ambiente: die Antipasteria Garbatella in Zehlendorf

© Antipasteria Garbatella/promo

Von TISCH zu TISCH: Antipasteria Garbatella

Ein Italiener, bei dem man draußen und drinnen schön sitzt. Bei Küche und Service ist allerdings noch Luft nach oben

Fast alle Italiener haben enthusiastische Stammkunden. Die Antipasteria Garbatella ist da keine Ausnahme. Unter neuer Bewirtschaftung feiert sie in diesem Sommer zweijähriges Jubiläum. Vielleicht ist diese Feier ja ein Sprungbrett in eine neue Phase. Etwas abgelegen vom Trampelpfad könnte das Ristorante im Innern einen Modernisierungsschub zur Aufwertung des Ambientes vertragen, obwohl ein vergrößerter alter Lire-Schein an der Wand dezidiertes Traditionsbewusstsein signalisiert.

Unter Bäumen

Ganz schön sitzt man draußen auf der von Bäumen umgebenen, relativ ruhigen Terrasse. Der Chef plaudert mit Leuten, die er kennt und die gerade die Pizza als neue Attraktion des Hauses ausprobieren. Von den Kellnern ist einer betont charmant, der andere etwas mürrisch, eine Bandbreite also wie im Leben des wirklichen Berlin. Immer mal wieder probieren wir Leserempfehlungen wie diese aus. Bis ein kühles Bier (2,60 Euro), ein fröhlich moussierender Prosecco (5 Euro) und in deren Begleitung ein Schälchen voller weithin nach Knoblauch duftender Oliven auf dem Tisch steht, werden erst mal die Stammgäste versorgt. Hier ein kleiner Tipp: Bei den bislang unbekannten Gästen könnte es sich um Zugezogene handeln, also um potenzielle neue Stammkunden. Um deren Bindung ans Haus zu stärken, dürfte der Chef ruhig mal wenigstens kurz in deren Richtung nicken, könnten sich die Kellner bemühen, die ersten Drinks mindestens zeitgleich auf den Tisch zu bringen.

Krosses Pizzabrot

Auf einer schwarzen Tafel sind mit Kreide die Tagesgerichte verzeichnet. Aber erst mal wagen wir uns an die Vorspeisenvarianten heran, einmal an die für Allesesser und dann auch an die für Vegetarier. Paprikastreifen, Zucchinischeiben und reichlich Champignons bieten beide, außerdem ein kross gebackenes Pizzabrot, das wie Dachschindeln über die Teller gelegt war. Unter diesem, von ordentlichem Parma-Schinken gekrönten Dach finden die Allesesser einen ganz gelungenen Flusskrebs-Cocktail mit grünem Spargel und einer kräftig senfigen Orangensauce. Umringt ist das von einer Mozzarella-Pesto-Roulade, einer mittelprächtigen Artischocke, einigen Oliven, die zwei Nummern größer sind als ihre Apéro-Geschwister, zwei Scheiben Kalbfleisch mit einer schaumigen Thunfischsauce und einer dicken halbierten Kaper, Auberginen und einem Radicchio-Blatt voller Gemüsesalat (13,50 Euro). Bei den Vegetarieren gibt es eine durchaus großzügige Portion eines Rote-Bete-Kartoffelsalats, der in verschiedenen Farben Rot leuchtet, außerdem ein Stückchen Gemüse-Quiche, halbierte Cherrytomaten, Staudensellerie, getrocknete Tomate und überbackene Aubergine (10,50 Euro). Das Brot dazu war frisch aufgebacken und ganz gut.

Durchschnittliche Hauptgänge

Auf die Hauptgänge mussten wir nicht mehr ganz so lange warten. Die Dorade, die da in voller Schönheit auf dem Teller lag, hätten wir auch filetieren lassen können, übernahmen das aber lieber selber. War sie frisch gefangen, war es Zucht- oder Tiefkühlware? Da niemand Infos zur Herkunft offerierte, würden wir Letzteres nicht ausschließen, zumal das Innenleben dann doch eher trocken war, vielleicht auch, weil etwas zu lang gegart. Dazu gab es Kartoffeln, Karotten, Spinat (19,90 Euro). Auch zu den Lammkoteletts auf erstaunlich süßem Rucola-Salat gab es den Gemüseteller, hier in der Variante mit Blumenkohl. Das Fleisch war weder zäh noch zart und mit reichlich Knoblauch aufgepeppt (21,50 Euro).

Der Eindruck: durchwachsen

Bliebe noch das Dessert, das wir aus der sehr konventionellen Karte den Kindern am Nebentisch abgeguckt hatten, ein Mandelparfait namens Torroncino. Das tat gut und kühlte nach der unvermuteten Knoblauchattacke. Die offenen Weine, von denen wir einen Weißen und einen Rosé probierten, sind okay, wenngleich nicht ganz auf der Höhe dessen, was innerstädtisch auch bei Alltags-italienern inzwischen zu haben ist.

Ein bisschen Ehrgeiz täte dem Hause gut, ein selbstkritischer Blick aufs Preis-Leistungs-Verhältnis ebenfalls. Einfach mal essen gehen und schauen, was die anderen so treiben.

- Antipasteria Garbatella, Onkel-Tom-Straße 21, Zehlendorf, Tel. 22015069, Mo–So von 11.30–24 Uhr

Dieser Beitrag ist auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

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