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Zeitreise in die Neunziger. Das Restaurant 1687 in Mitte kultiviert das Edel-Luxuriöse.

© promo/1687

Von Tisch zu Tisch - die Restaurantkritik: Moderne französische Küche im Restaurant 1687

Dieses „Café“ ist doch eher ein feines französisches Restaurant: mit nettem Service, stimmiger Küche und gehobenen Preisen.

Wenn die Baugerüste erst weg sind , wird es sicher richtig hübsch hier, auf der Terrasse nahe dem Brandenburger Tor. Der Name „1687“ soll an die Eröffnung der ersten protestantischen Kirche nach der Reformation an diesem Ort erinnern, die von Hugenotten besucht und zu DDR-Zeiten abgerissen wurde.

Der gebürtige Pole Tomasz Trabski, der schon in Frankreich und England gekocht hat, bietet hier seine Interpretation europäischer Küche mit französischen Akzenten. Mit der Wahl des Ortes liegt er sicher richtig, aber ein paar Kleinigkeiten stören doch. Warum stehen die festlich gedeckten Tische im Gastraum so eng beieinander? Bis der Laden richtig gut läuft, könnte man doch, um eines großzügigeren Eindrucks willen, einen oder zwei entfernen. An unserem Abend war es nicht voll, so konnten wir glücklicherweise auf dem Schokoladenplatz direkt am Fenster sitzen. Und: Das Prinzip „Restaurant & Café“ funktioniert im beschaulichen Görlitz, der letzten Wirkungsstätte des Kochs, vielleicht besser als in Berlin mit Tausenden von Lokalen unterschiedlicher Prägung. Wenn man die Klammer wagt, sollte man sie nicht zu weit fassen. „Café“ weckt Begehrlichkeiten an ein Preis-Leistungs-Verhältnis, das ein feines französisches Restaurant schwer bis gar nicht bieten kann.

Zum Auftakt: Ein Miniatur-Carpaccio vom Seeteufel auf Fenchelsalat

Ein Glas Champagner zum Aperitif? Allein die Frage des übrigens sehr netten Oberkellners signalisierte, dass man sich hier in einem gehobenen Restaurant befindet. Der Crémant d’ Alsace, ein prickelnd kalter Rosé, für den wir uns entschieden, erwies sich als sehr gute Wahl (6 Euro). Zudem kam ein auch optisch gelungenes Amuse Gueule dazu, ein Miniatur-Carpaccio vom Seeteufel auf Fenchelsalat. Begleitet wurde das von einer schönen, frischen Brotauswahl.

Elegant wurden die Suppen serviert. Zunächst präsentierte der Ober die Einlage auf weißem Porzellan von Stefanie Hering, um dann aus einem Kännchen die Flüssigkeit darüberzugießen. Bei der zart säuerlichen Kalbsconsommé waren es zarte Artischocken sowie Kringel und Würfel buntes Babygemüse (9,50 Euro). Bei der mit Crème Fraiche angereicherten Hummerbisque waren kleine Thunfischquadrate aufgefächert neben rosigen Flusskrebsen und weißem Fenchel (12,50 Euro). Beide Suppen hätten etwas wärmer sein können, aber der Geschmack stimmte.

Zarte Scheiben vom geräuchertem Stör, nuancenreich angerichtet

In der Zwischenzeit waren wir bei einem provencalischen Rosé angelangt, einem 2016er Minuty aus dem unteren preislichen Segment. Zu den Speisen passte er auf eine erfrischende Art gut (30 Euro). Die zarten Scheiben vom geräucherten Stör zerfielen beinahe auf der Zunge. Auch dieses Gericht war nuancenreich angerichtet, mit Radieschen, winzigen Pancetta-Chips, maigrünen Meerrettich-Tupfen, tiefroter Brunnenkresse. Durchaus verzichtbar wäre die Geleeschicht obenauf, deren Sinn erschloss sich weder optisch noch geschmacklich (13 Euro). Eine gute Idee sind die Zwischengänge allemal, besonders für Gesellschaften mit unterschiedlichen Appetit-Größen.

Riesig waren die Scheiben vom Kalbsrücken mit Bäckchen nicht, aber einigermaßen zart und auch geschickt angerichtet mit zwar nicht reichlich, aber doch dekorativ verkleckster Bratensauce, Kapernbutter, Sellerie und Pilzen (27 Euro). Das Dessert warb für den Café-Betrieb mit einem raffinierten, von französischen Keksen inspirierten, von innen nach außen gehärteten Biskuit-Teig mit angeschmolzener Meringue, kalter Kirschfüllung und einem Hauch Grand-Marnier (10 Euro). Sah nicht so pittoresk aus wie die anderen Gerichte, schmeckte aber umso besser.

Ob sich dieser Newcomer so halten kann? Eine um einige Café-Gerichte oder Theater-Tapas ergänzte Karte würde die Chance sicher erhöhen.

Restaurant und Café 1687, Mittelstraße 30, Mitte, Tel. 20 63 06 11, täglich außer sonntags 12 – 23 Uhr

Dieser Beitrag ist auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

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