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Von TISCH zu TISCH: Garage Dupont

Currywurst auf französisch.

Man muss nur den Weg der Spione gehen, ein paar Schritte über die Glienicker Brücke nach Potsdam hinein, wo sich die ausgetauschten Russen in Zeiten des Kalten Krieges endlich wieder zu Hause fühlen durften. Dort liegt die Garage Dupont, eine der ältesten Tankstellen der Gegend, bereits 1937 etabliert. Das französische Restaurant propagiert typisches Savoir Vivre. Auf der großzügig rot beschirmten Terrasse sitzt man auf freundlichen Sesseln an gediegenen Holztischen, es gibt Oldtimer und lustig aussehende Gefährte für Kinder, drinnen kann man Kuchen kaufen.

Doch was entdecken wir, beschwingt blauweißrot eingestimmt, oh Schreck, als erstes auf der Karte? Die Currywurst „Monte Carlo“. Seit wann bitte mampft der Spieler im Casino Berliner Fastfood? Probieren geht über studieren. Die Wurst vom Bio-Apfelschwein wird im Ganzen serviert, hausgemachte Currysauce und kleine Häubchen mit dem Gewürz kurbeln den Durst mit Wucht an. Aber es schmeckt. Diese „Monte Carlo“ hat gute Chancen auf einen achtbaren Platz in meiner persönlichen Currywurst-Hitparade. Dazu werden Zwiebelwürfel und eine aberwitzig große Portion goldgelber, sehr guter, aber fast salzloser Pommes Frites serviert (8,50 Euro). Wer zarter besaitet ist, wird mit dem Rote-Bete Salat bestimmt glücklicher. Das Lieblingsgemüse aller Spitzenköche wird hier kombiniert mit Blattsalat, Walnüssen, Apfelscheiben und dezent gewürzter Vinaigrette (8,50 Euro). Dazu Baguette, dunkles Brot, Butter, Öl und Salz. Alles, was man so braucht.

Was man auch dringend bräuchte an lauen Sommerabenden in der Nähe so vieler Gewässer, wären möglichst starke Duftkerzen, die Mücken dorthin verweisen, wo sie hingehören, nämlich in die tiefste Finsternis. Immerhin stellt die nette Kellnerin nach einer Weile eine Flasche Autan auf den Tisch. Soventol zur Behandlung frischer Stiche wäre da fast schon angebrachter gewesen.

Es ist ein populäres Restaurant, die Terrasse praktisch voll, der Veranstaltungsraum vibriert mit einer Geburtstagsrunde, und die Zeit, bis das Hauptgericht aufgetragen wird, dehnt sich. Glücklicherweise bieten sie hier eine gut durchdachte Getränkeauswahl mit vernünftigem Preis-Leistungs-Verhältnis. Den verwässerten „Sekt mit Eis“ von der Schiefertafel verschmähten wir zugunsten eines erfrischenden, pur servierten Sekts aus Wissembourg im Elsass. Als Zugeständnis an die Currywurst verzichteten wir auf den Sancerre von der Loire und widmeten uns stattdessen dem 2011er Rheingau Riesling Eins-Zwei-Dry von fruchtiger Leichtigkeit (25 Euro) Während wir warteten, wurden an den umliegenden Tischen immer wieder köstlich aussehende Flammkuchen aufgetragen. Der Hit ist die Elsässer Kurve „4-Royal“. Nächstes Mal.

Jetzt endlich die Hauptgerichte. Die provencalische Gemüsepfanne, vielleicht nicht furchtbar originell, schmeckt aber gut und ist frisch gemacht: Auberginen, Zucchini, Rübchen, Paprika, Tomaten, Pilze unter einer Kruste aus Schafskäse und Kräutern der Provence (14 Euro). Die einfachsten Genüsse sind manchmal die angenehmsten. „Steak Frites“ gehört zu den Klassikern der französischen Küche, aber scheitert oft an der Ausführung. In diesem Fall war das Entrecôte einwandfrei zart, zwar nicht so englisch gebraten, wie es bestellt war, aber immer noch saftig. Dazu gab es Kräuterbutter, und unsere alten Bekannten, Salat und „Pommes vom Fritz“ (24,50 Euro).

Desserts sind immer so ein Sache. Wenn man nicht in der Haute Cuisine unterwegs ist, gibt es meistens Creme Brulée. Hier auch. Aber daneben ein Schokoladen-Fondue mit Obstteller für zwei Personen. Das sollte unbedingt Schule machen. Auf einem weißen Porzellanstövchen thronte eine kleine Schüssel mit flüssiger Schokolade, ringsum drapiert Erdbeeren, Johannisbeeren, Trauben, Apfel- und Birnenwürfel, Kapkirschen, aufzupicken mit winzigen Cocktailgäbelchen. Die Erdbeeren passten am besten, gefolgt von den Kapkirschen. Johannisbeeren sind für so was eher zu klein (15 Euro). Wie gesagt, das ist Mäkeln auf hohem Niveau, die Idee an sich ist ausgezeichnet. Dazu passte der freundliche, manchmal studentisch höfliche, manchmal forsch herzliche Service.

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