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Panorama: 108 Morde – Krieg der Clans in Neapel Blutige Abrechnung

der Camorra-Bosse

Neapel/Rom Das Opfer saß in der Pizzeria Pellone in der Via Nazionale, mitten in Neapel. Der 51-Jährige hatte sich gerade eine Margherita bestellt, da trat der Killer auf ihn zu, tötete ihn blitzschnell mit einem Genickschuss und machte sich unerkannt davon. Einen Tag nach dem Mord in der Pizzeria schlägt die Camorra, die Mafia in Neapel, erneut zu, diesmal in Torre Annunziata auf halbem Wege nach Pompeji. Hier setzen die Killer eine andere Strategie ein: Die Opfer fahren ahnungslos im Auto, als sich die Bandenmitglieder per Motorrad nähern und mit Maschinenpistolen das Feuer auf die beiden Insassen eröffnen. Das Auto rast führungslos weiter, bis es gegen eine Mauer prallt.

„Blutige Abrechnung, Machtkampf der Camorra-Clans“, werden solche Morde genannt. Seit Monaten tobt in der Stadt am Vesuv ein Bandenkrieg wie seit Jahrzehnten nicht mehr. 108 Menschen starben dadurch seit Jahresbeginn, Polizei und Stadtverwaltung sind machtlos, die Bürger verängstigt, die Regierung in Rom weiß nicht mehr weiter. „Krieg wie in Bagdad“, warnen die Medien.

„Wir müssen dieses Morden beenden“, sagt Neapels Bürgermeisterin Rosa Russo Jervolino. Aber wie? Schon heute sind 13 000 Polizisten in Neapel stationiert, mehr als in jeder anderen italienischen Stadt. Genutzt hat das wenig. Regelrechte „staatsfreie Zonen“ entwickelten sich, in denen die Camorra das Sagen hat, Polizisten unter Feuer geraten. Experten sehen ein „Machtvakuum“ als Ursache. Die Hierarchie unter den 20 verschiedenen Camorra-Gangs sei ins Rutschen geraten, weil einer der „Paten“ die Führung zu früh an seinen Sohn abgeben wollte. Da hätten die Rivalen die Gunst der Stunde zum Angriff genutzt. Enden werde die Gewalt, sobald die Vorherrschaft einer neuen Macht anerkannt ist. Gemeint ist damit allerdings nicht der Staat, sondern ein Mafiaclan.dpa

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