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Seit 1865 setzt sich die Heilsarmee für Notleidende ein und finanziert sich über Spenden.

© epd

150 Jahre Heilsarmee: Hilfe nach militärischen Grundsätzen

Bewaffnet mit der Bibel setzen sich die Heilssoldaten für Arme und Benachteiligte ein – und kämpfen gegen den Sekten-Verdacht.

In dunkelblauer Uniform mit einem großen „H“ am Revers: So kennt die halbe Welt die Soldaten und Soldatinnen der Heilsarmee. Nach militärischen Grundsätzen organisiert und mit einem ungebrochenen Willen zur Missionierung der Welt nimmt die methodistisch geprägte Freikirche einen Sonderplatz unter den Hilfsorganisationen der Welt ein – und wird oft auch kritisch beäugt. Heute wird die Organisation 150 Jahre alt. Rund 18.000 ihrer weltweit agierenden Heilssoldaten werden dieser Tage in London erwartet, wie Nigel Bovey sagt, Redakteur der englischen Ausgabe des Heilsarmee-Magazins. In der O2 Arena wird vom 1. bis zum 5. Juli der Geburtstag der Organisation zelebriert.

Hilfe bei Erdbeben und Überschwemmungen

William Booth gründete die Organisation im Jahr 1865 in London. Die Industrialisierung im East End hatte auch Elend gebracht: Viele Arbeiter lebten in Schmutz und mit Krankheiten. Booth rief eine christliche Erweckungsgesellschaft ins Leben, aus ihr wurde später die „Salvation Army“, die Heilsarmee. Zur Organisation nahm er sich das Militär zum Vorbild und nannte sich selbst General. Die Geistlichen der Freikirche sind bis heute „Offiziere“. Booth stammte selbst aus ärmlichen Verhältnissen und kannte ein Leben im Elend. Seine Organisation machte es sich zur Aufgabe, der Unterschicht mit christlichem Glauben und sozialer Nächstenliebe zu helfen. Die Bandbreite der Hilfe wurde über die Jahre immer größer und auch internationaler. Inzwischen gibt es weltweit Obdachlosenfürsorge, Heime für Kinder, Schulen, Krankenhäuser, Gefängnisfürsorge, Katastrophenhilfsdienste, Seelsorgearbeit, Personensuchdienste und Suchthilfe. Nach eigenen Angaben zählt die Organisation mittlerweile über 1,5 Millionen Mitglieder in 126 Ländern. Und eines blieb: die strenge Ausrichtung an der Bibel.

Nach den schweren Überschwemmungen in Chile, Ecuador und Peru verteilten mehrere Divisionen der Heilsarmee Lebensmittel und Trinkwasser. Beim Erdbeben in Nepal waren die Salutisten mit Katastrophenhilfsdiensten zur Stelle. Ihre Notfallseelsorger standen auch am Düsseldorfer Flughafen bereit, nachdem im März die Germanwings-Maschine in den französischen Alpen im März dieses Jahres abgestürzt war.

Organisation wird Homophobie vorgeworfe

Kritik an der Heilsarmee kam in der Vergangenheit unter anderem von Schwulen und Lesben. Sie warfen der christlichen Organisation Diskriminierung und Homophobie vor. So befanden sich auf der US-Website der Heilsarmee Links zu Seiten, auf denen eine „Heilung“ von Homosexualität beworben wurde. In der Schweiz war 2012 die Leiterin einer Züricher Behindertenwerkstatt der Heilsarmee entlassen worden, weil sie eine lesbische Beziehung mit einer Mitarbeiterin hatte. 2013 distanzierte sich die Heilsarmee von den Vorwürfen und stellte heraus, dass sie jedem Menschen helfen wolle, frei von Geschlecht, Gruppenzugehörigkeit oder sexueller Orientierung. „Gott liebt jeden, ohne Ausnahme“, sagt Nigel Bovey.

Die deutsche Heilsarmee wurde 1886 in Stuttgart gegründet. Lange Zeit wurde sie in die Nähe einer Sekte gerückt. Sie erhält keine staatliche Kirchensteuer und finanziert sich nach eigenen Angaben durch Spenden, Mitgliederbeiträge und Verkaufserlöse des „Heilsarmee-Magazins“. (dpa)

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