zum Hauptinhalt
Auch Produkte von namhaften Herstellern können für Kinder zum Problem werden.

© dpa

21 von 30 sind "mangelhaft": Stiftung Warentest warnt vor Schadstoffen in Kuscheltieren

Viele Kuscheltiere können für Kinder gefährlich werden. Eine Prüfung der Stiftung Warentest kam zu einem erschreckenden Ergebnis.

Alle Jahre wieder lassen sie zu Weihnachten Kinderaugen größer werden, und alle Jahre wieder warnt die Stiftung Warentest vor ihren gefährlichen Inhaltsstoffen. Die Rede ist von Kuscheltieren wie Teddys, Katzen und Mäusen.

Anders als es ihre niedlichen Formen und die fröhlichen Gesichter vermuten lassen, sind ein Großteil der im Handel befindlichen Plüschtiere mit für Kinder gefährlichen Chemikalien belastet. Das ergab eine am Donnerstag in Berlin vorgestellte Prüfung der Stiftung Warentest. Das erschreckende Ergebnis: Mit gerade einmal acht der 30 überprüften Plüschtiere können Kleinkinder unbedenklich spielen. 21 Kuscheltiere fielen durch – für sie vergaben die Prüfer die Note „mangelhaft“.

Drei Spielzeuge der Hersteller Karstadt, Käthe Kruse und Steiff seien so gesundheitsgefährdend, dass sie gar nicht verkauft werden dürften, sagten die Experten. Ihre Nähte seien zu schwach verarbeitet. Bei intensiver Benutzung drohe ein Aufreißen. Das Füllmaterial könnte von Kindern verschluckt werden, was schlimmstenfalls zum Ersticken führen könne. „Die Produkte verstoßen damit gegen gesetzliche Vorgaben“, sagte Holger Brackemann, der Bereichsleiter Untersuchungen bei der Stiftung. Bislang reagierte nur Karstadt. Das Warenhaus nahm den „Kuschelwuschel Pegasus Cerise“ aus den Verkaufsregalen. Die Unternehmen Steiff und Käthe Kruse waren bis zum Donnerstagabend nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Es ist nicht klar, ob noch weitere Produkte der Unternehmen von den zu schlecht verarbeiteten Nähen betroffen sind.

Die restlichen mit der Note „mangelhaft“ bewerteten Spielzeuge entsprechen zwar den gesetzlichen Vorgaben, enthalten jedoch große Mengen des aromatischen Kohlenwasserstoffs Chrysen (PAK). Die Chemikalie steht im Verdacht, krebserzeugend zu sein. Zudem fanden die Tester in vielen Tieren Duftstoffe mit möglicherweise allergener Wirkung und hohe Konzentrationen Nonylphenol-Ethoxylate (NPE), die in Wasser toxisch wirken. Im Teddybär von Käthe Kruse fanden die Prüfer sogar Phthalate. Der Weichmacher kann die Fortpflanzung gefährden und ist daher in der EU seit Jahren verboten.

Hoher Preis ist nicht gleich gute Qualität

Dass der Test so negativ ausfiel, überrascht die Experten der Stiftung Warentest nicht. Rund 150 Kuscheltiere durchliefen seit 2010 die Testlabore des Instituts. Das Ergebnis sei kein Ruhmesblatt für die Spielzeugindustrie, sagte Brackemann. „Ich kenne aus unseren Tests keine Branche, die mit so konstanter Regelmäßigkeit rechtliche Sicherheitsbestimmungen nicht einhält.“ Jedes Jahr seien in durchschnittlich zehn Prozent der getesteten Tiere Schadstoffe nachgewiesen worden, die nach dem Gesetz gar nicht erst hätten verwendet werden dürfen. Die Stiftung sieht deshalb nun die Politik in der Pflicht. Dort sei Sicherheit von Kinderspielzeugen kaum ein Thema, sagte Brackemann, es mangele an verpflichtenden gesetzlichen Vorgaben. So war auf keinem der Spielzeuge das Prüfsiegel „Geprüfte Sicherheit“ (GS) zu finden, obwohl das von unabhängiger Seite kontrolliert werde.

Für den Kunden macht es das nicht einfacher. Denn viele gehen immer noch davon aus, dass ein hoher Preis oder ein bestimmtes Herstellerland Qualität gewährleisten. Doch der Test belegt das nicht. Die überprüften Spielzeuge kosten zwischen fünf und 58 Euro. Hergestellt wurden sie den Anbietern zufolge in Deutschland, Europa, Ägypten und Fernost. Das Plüschtier, das am schlechtesten wegkam – „Hoppi Schlenker Hase“ der Firma Steiff – ist mit einem Preis von stolzen 50 Euro sogar das zweitteuerste. Noch mehr zahlen muss man mit 76,50 Euro für den „Felsenpinguin“ von Kösen. Mit der Note 4,6 fiel jedoch auch er durch den Test.

Obwohl sich die einzelnen Inhaltsstoffe im Geschäft nicht nachvollziehen lassen, haben Kunden durchaus Möglichkeiten, die Sicherheit der Ware zu prüfen. „Dazu sollte man durchaus auch an Nähten, Etiketten oder Knopfaugen ziehen“, sagte Holger Brackemann von Stiftung Warentest. „Geht hierbei schon im Laden etwas kaputt, ist das Spielzeug sicher auch den Anforderungen des Alltags nicht gewachsen.“

Daniel Mosler

Zur Startseite