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Am Montag in Wien; Szenen wie in Dresden: Pegida-Anhänger beim "Abendspaziergang".

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400 Anhänger der Islamkritiker an Abendspaziergang gehindert: Keine Chance für Pegida in Wien

Wird Pediga jetzt international? Am Montag kam es auch in Wien zu einem sogenannten "Abendspaziergang" der Bewegung. Auf 400 Pegida-Anhängern kamen mehr als 5000 Gegendemonstranten.

Die Haare und der Bart des alten Mannes sind schon lange grau, doch die Gesinnung ist braun. "Wir müssen etwas machen, damit das Gesindel aus dem Ausland nicht mehr hierher kommt", sagt der gebürtige Wiener voll Hass. Mit seinen 84 Jahren ist er an diesem Montag zum ersten Mal auf eine Demonstration gegangen, er hat viel Hoffnung in den österreichischen Ableger der Pegida-Bewegung gesteckt. Nicht nur der rechts gesinnte Wiener hegte Hoffnung auf den ersten Aufmarsch der Bewegung, die bis zu ihrem Führungschaos in Dresden so erfolgreich war. Ein junges Pärchen kam auf die Freyung in die Wiener Altstadt. "Wenn wir jetzt nicht was machen, tragen wir in 20 Jahren alle Kopftuch", sagte sie. Er gab Angst vor islamistischen Gewalttätern für sein Interesse an Pegida an.

Zurückhaltung der Organisatoren

Im Vorfeld des ersten Pegida-Auftritts in Österreich gab es viele Zweifel, ob die Gruppe im Nachbarland überhaupt einen Boden findet. Gut 20 Prozent bekam die rechtspopulistische FPÖ bei der letzten Nationalratswahl. Die Positionen, die Pegida vertrete, vertrete seine Partei schon lange, sagte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache vor der Wiener Demonstration. Entsprechend zurückhaltend waren auch die Organisatoren in Wien. Nur 250 Teilnehmer meldeten sie für ihren ersten sogenannten Abendspaziergang an. Mehr als 700 sagten im Internet ihre Teilnahme zu - am Ende kamen dann laut Polizei 400 Männer, Frauen und auch vereinzelt Kinder.

Die Österreicher haben sich was Schlechtes von Deutschland abgeschaut: "Abendspaziergang" von Pegida-Anhängern auch in Wien.
Die Österreicher haben sich was Schlechtes von Deutschland abgeschaut: "Abendspaziergang" von Pegida-Anhängern auch in Wien.

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Der Sprecher des österreichischen Pegida-Ablegers, Georg Immanuel Nagel, zeigte sich mit dem Zulauf zufrieden. Es seien mehr Menschen gekommen, als sie erwartet hätten, sagte Nagel. Doch damit versuchte er auch zu rechtfertigen, dass die Pegida-Premiere organisatorisch eine Blamage war. Nagel hatte sich nicht einmal ein Podest besorgt, von dem er zu den Demonstranten sprechen konnte. Verloren stand er mit einem Megafon mitten auf der Freyung. Zunächst riefen seine Anhänger noch ungeduldig "lauter".

Gegendemo überschallte Pegida-Anhänger

Doch auch damit waren die Parolen gegen die angebliche Islamisierung Österreichs nicht zu hören. Später dann wäre Nagel sowieso nicht mehr zu verstehen gewesen. Denn so wie in vielen deutschen Städten gingen auch in Wien wesentlich mehr Pegida-Gegner als -Anhänger auf die Straße. Gut 5000 Menschen demonstrierten zunächst friedlich gegen die Bewegung. Ein Teil davon schaffte es nach dieser Demonstration in unmittelbare Nähe zu der Pegida-Kundgebung.

Mit lauten Rufen "nieder, nieder, nieder mit Pegida" übertönten sie den aus Dresden übernommenen Ruf "Wir sind das Volk". Und mit vereinter Kraft verhinderten sie den geplanten Abendspaziergang durch Wien. Ob Pegida sich nach diesem durchwachsenen Start überhaupt in Österreich wird durchsetzen können? Nagel wollte sich am Abend nicht festlegen, ob er für kommenden Montag erneut eine Demonstration anmeldet. Es werde aber auf jeden Fall in Zukunft weitere Demonstrationen geben. (AFP)

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