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Zuschauer mit weißen Rosen bei der zweiten Beisetzung von Richard III am Donnerstag in Leicester.

© dpa

530 Jahre später: Königliche Beisetzung für Richard III.

Royale Verwandtschaft, ein Oscar-nominierter Star und weiße Rosen - wenigstens bei der zweiten Beerdigung Richards III. sollte es an nichts fehlen. Statt unter einem Parkplatz ruhen die lange verschollenen Knochen des englischen Königs nun in einer Kathedrale.

Sie haben viel mitgemacht, die Knochen von Richard III. 1485 wurden sie auf dem Schlachtfeld zerschmettert, eilig und ohne Sarg im englischen Leicester beerdigt, bald vergessen und irgendwann vom Asphalt eines Parkplatzes bedeckt. Im Sommer 2012 dann buddelten Forscher das königliche Skelett wieder aus und untersuchten es mit allen erdenklichen Methoden. Jetzt endlich, 530 Jahre nach seinem Tod, hat der englische König seine letzte Ruhe gefunden. Wenigstens die zweite Beerdigung sollte eines Monarchen würdig sein.

Die Kathedrale der Stadt war am Donnerstag mit weißen Rosen geschmückt, dem Symbol des Hauses York, dessen Herrschaft mit Richards gewaltsamem Tod zu Ende ging. Queen Elizabeth II, die einen Termin in Kent hatte, sandte Grüße: Richard III. werde nun „in Frieden in der Stadt Leicester im Herzen Englands“ ruhen. Dass sie ein paar Worte schickte, war vorab als eine Art royale Rehabilitierung des berüchtigten Königs gewertet worden, der immerhin zu Unrecht auf dem Thron gesessen und seine beiden Neffen auf dem Gewissen haben soll - bewiesen ist es nicht.

Machtgierig und skrupellos?

Der Knochenfund hatte einer alten Debatte neuen Schwung verliehen: War Richard III. wirklich so machtgierig und skrupellos, wie William Shakespeare ihn darstellt, oder hat das nachfolgende Herrscherhaus der Tudors für diesen Ruf gesorgt? Im Gottesdienst wurde der Gelehrtenstreit kurz angerissen, ohne Stellung zu beziehen. Mit feierlicher Miene saßen auch Vertreter des Königshauses unter den Ehrengästen: Gräfin Sophie, Frau von Prinz Edward und damit Schwiegertochter der Queen, sowie ein Cousin der Königin namens Prinz Richard, Herzog von Gloucester - so hieß auch Richard III., bevor er den Thron bestieg.

Justin Welby, der Erzbischof von Canterbury, bei der (zweiten) Beisetzung von König Richard III am Donnerstag in der Kathedrale von Leicester.
Justin Welby, der Erzbischof von Canterbury, bei der (zweiten) Beisetzung von König Richard III am Donnerstag in der Kathedrale von Leicester.

© AFP

Noch mehr Glamour brachte Benedict Cumberbatch in die Kathedrale. Der „Sherlock“-Star las ein Gedicht vor, dass die Schottin Carol Ann Duffy extra verfasst hatte, Titel: „Richard“. Passenderweise hatte die Universität Leicester am Vortag bekanntgegeben, dass der Schauspieler, wenn auch entfernt, mit Richard III. verwandt sei. In einem BBC-Film soll er den Monarchen außerdem bald auch noch darstellen.

„Es gibt keine Trauergäste“

Orgelmusik und Chorgesang unterstrichen die feierliche Stimmung, ein Trauergottesdienst war es aber nicht. „Es gibt keine Trauergäste“, erklärte der Gemeindevorsitzende David Monteith. „Stattdessen ist es eher eine Begrüßung, ein Willkommen, eine Anerkennung unserer Geschichte.“

Benedict Cumberbatch am Donnerstag in der Kathedrale von Leicester. Der Schauspieler ist ein entfernter Verwandter von Richard III.
Benedict Cumberbatch am Donnerstag in der Kathedrale von Leicester. Der Schauspieler ist ein entfernter Verwandter von Richard III.

© AFP

Zehntausende hatten in den vergangenen Tagen Richards III. letzte Reise von den Forschungsräumen der Universität in die Kathedrale begleitet oder stundenlang vor der Kirche gewartet, um einen Blick auf den Sarg zu werfen. Ab Freitag ist die Kirche wieder offen und das Grabmal zur Besichtigung frei. Die Stadt Leicester hofft auch reichlich Touristen, ging die Nachricht vom „König unter dem Parkplatz“ doch um die ganze Welt.

Allerdings sind nicht alle Briten dem Richard-Fieber verfallen. Es erinnere an den Heiligenkult im Mittelalter, bemängelte im „Guardian“ der stets kritische Historiker David Priestland. Die Fernsehbilder aus Leicester ließen Großbritannien im Ausland wirken wie eine „völlig unwichtige Freizeitpark-Nation, die besessen von ihrer royalen Vergangenheit ist“. (dpa)

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