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Aaron Swartz: Tod eines Internet-Genies

Aaron Swartz galt als Wunderkind der Internet-Revolution, für viele Hacker und Computer-Freaks war er ein Held. Kurz vor dem Beginn seines Prozesses wegen Datendiebstahls nahm Swartz sich das Leben.

Aaron Swartz, der als „Wunderkind“ der Internet-Revolution galt, ist im Alter von 26 Jahren gestorben. Nach Angaben der Polizei hat er sich in seiner New Yorker Wohnung erhängt. Nun spekulieren US-Medien, was das Motiv für den mutmaßlichen Selbstmord war: seine Depressionen oder die Furcht, in einem Prozess um Urheberrechte und Betrug, der im Februar beginnen sollte, zu einer langjährigen Gefängnisstrafe verurteilt zu werden?

Für Computer-Freaks seiner Generation, für Hacker und Anhänger des freien Zugangs zu allen Inhalten im Internet war Swartz ein Held. Bereits im Alter von 14 Jahren war er an einer bahnbrechenden Neuerung beteiligt: Er gehörte zu den Autoren des RSS-Codes, der das Abonnieren von Internet-Informationen zu bestimmten Themen und Stichworten erleichtert.

Später gründete er Firmen für die kostenlose Verbreitung von Inhalten im Internet, aus denen sich erfolgreiche Portale wie Reddit und Demand Progress entwickelten. „Aaron hat Erfindungen gemacht, die den Informationsfluss rund um die Welt verändert haben“, sagte Susan Crawford, Professorin an der Cardozo School of Law, der „New York Times“. Er sei ein Genie gewesen, aber ein „kompliziertes Genie“. Seine intellektuellen Fähigkeiten trugen ihm breiten Respekt ein und den Zugang zu den besten Universitäten wie Stanford und dem Ethik-Zentrum in Harvard.

Swartz setzte sich auch politisch für absolute Informationsfreiheit ein. Er war daran beteiligt, Gesetze gegen Internetpiraterie, die Filmkonzerne in Hollywood forderten, zu verhindern.

Sein Onkel Michael Wolf sagte, Aaron habe offen über sein Ringen mit den Depressionen und Selbstmordgedanken geschrieben. Er werde ihn als jungen Mann in Erinnerung behalten, dessen „Gehirn nach einer eigenen Logik funktionierte, zu der die Welt nicht immer passte, und das war manchmal schwierig“.

In der realen Welt geriet Swartz’ Ideal der kostenlosen digitalen Informationsfreiheit immer wieder in Konflikt mit dem Urheberrecht. 2008 ging er gegen PACER vor, die elektronische staatliche Datenbank für juristische Dokumente, die von Nutzern zehn Cent pro Seite verlangt. Swartz schrieb ein Programm für den kostenlosen Zugang. Die Regierung ermittelte gegen ihn, schloss seine Webseite, verzichtete aber auf eine Anklage.

2010 verschaffte sich Swartz illegalen Zugang zu JSTOR, einem Abonnementdienst für wissenschaftliche Beiträge. Er hackte sich in Computernetzwerke des Massachusetts Institute for Technology (MIT) ein und lud 4,8 Millionen Beiträge herunter.

Als gegen ihn ermittelt wurde, gab er die Festplatten mit den Daten zurück. JSTOR verzichtete auf eine juristische Verfolgung. Bundesstaatsanwältin Carmen Ortiz sagte jedoch: „Diebstahl ist Diebstahl, ob jemand Daten oder Dollars klaut.“ Sie erhob Anklage. Bei einer Verurteilung drohten Swartz nun bis zu 35 Jahre Gefängnis und eine Million Dollar Geldstrafe.

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