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Panorama: Adios Alemanes

Von Ralph Schulze, Palma de Mallorca „Wir sind stolz darauf, dass die Balearen zum beliebtesten Reiseziel der deutschen Urlauber geworden sind. Und wir wollen, dass dies auch so bleibt“, hat dieser Tage der Inselfürst Francesc Antich gesagt, der auf Mallorca und den drei Nachbarinseln Ibiza, Menorca und Formentera den Ton angibt.

Von Ralph Schulze,

Palma de Mallorca

„Wir sind stolz darauf, dass die Balearen zum beliebtesten Reiseziel der deutschen Urlauber geworden sind. Und wir wollen, dass dies auch so bleibt“, hat dieser Tage der Inselfürst Francesc Antich gesagt, der auf Mallorca und den drei Nachbarinseln Ibiza, Menorca und Formentera den Ton angibt. Der regionale Regierungschef muss irgendetwas falsch verstanden haben. Denn die Zeiten, in denen viele Deutsche in Mallorca das Paradies auf Erden sahen, sind vorbei.

Das Feriengeschäft mit den Germanen ist dramatisch eingebrochen. Die Reisekonzerne schätzen, dass sie dieses Jahr rund 30 Prozent weniger Deutsche nach Mallorca schicken werden als im Vorjahr. Viele „Alemanes“, deren massenhafte Ankunft in den vergangenen 20 Jahren die Inseln zur reichsten Region Spaniens machten, haben offensichtlich keine Lust mehr auf Mallorca. Die Leserbriefspalten des deutschen Inselsprachrohrs „Mallorca Magazin“ sind voll von Abschiedsbriefen: „Nie mehr Mallorca-Urlaub.“ Zu teuer, zu unfreundlich, zu viele Streiks – so lautet der Tenor. Immerhin hat sich deshalb Inselpräsident Antich genötigt gefühlt, zur Charme-Offensive auszuholen und in Berlin eine „Balearen-Botschaft“ zu eröffnen. Mallorca-Botschafter Josep Moll Marques beschreibt seinen Auftrag so: „Wir wollen zeigen, dass die Balearen mehr zu bieten haben als Sonne, Strand, Suff und Sex.“

Moll Marques gilt als Kenner jener Mallorquiner, die sich in den vergangenen Jahren zunehmend gegen die „deutsche Invasion“ aufgelehnt hat. Beliebt waren die Deutschen auf Mallorca noch nie, eher als touristische Goldesel geduldet. Das ewig schwierige Verhältnis der Insulaner zu den Deutschen beschrieb Moll in einer lesenswerten Seelenstudie (So sind wir Mallorquiner) folgendermaßen: „In den Augen der Mallorquiner sind sie schon immer ,caps quadrats’ gewesen – Quadratköpfe, nämlich: stur und unflexibel, protzig und arrogant, rechthaberisch und starrköpfig.“

Andererseits dürfen sich auch die Mallorquiner Arroganz gegenüber den Deutschen vorhalten lassen, wenn sie für die angestrebte Tourismuswende (“Klasse statt Masse") mit unfreundlichen Sprüchen werben wie: „Die Käferfahrer können künftig in der Türkei oder Kroatien Urlaub machen.“

Die Botschaft ist offenbar angekommen.

Nicht nur die Deutschen, auch andere Nordlichter und sogar viele Spanier bleiben in diesem Jahr lieber zu Hause: Die Touristengesamtzahlen auf den Balearen liegen mittlerweile rund 12 Prozent unter jenen des Vorjahrs, als noch rund zehn Millionen Feriengäste auf die Inseln kamen – nur die Briten halten Mallorca noch die Treue.

Reiseveranstalter sprechen von einer „katastrophalen Saison“, die durch die angedrohten Streiks Ende Juli und August im Hotel- und Gaststättengewerbe noch schwärzer werden kann. Schnäppchenjäger können sich derweil die Hände reiben: Viele Hoteliers senken panisch die Preise – eine Woche Mallorca mit Flug, Hotel und Vollpension gibt es nun schon für 200 Euro.

Die balearische Linksregierung, die angetreten war, um Mallorca vor dem Umwelt-Urlauber-Kollaps zu bewahren, sei im Zerstören erfolgreich, urteilt Hans von Rotenhan, prominenter Rechtsanwalt in Palma. Die Politik von Tourismusminister Celesti Alomar bestehe daraus, „dem Tourismus, immerhin die Haupteinnahmequelle der Inseln, zu schaden".

In der Tat erweckt die auf Mallorca laufende Debatte den Eindruck, dass die Touristen an allen Übeln schuld seien: An Wassermangel, Müllbergen, Küstenverschandelung – dabei seien die Probleme hausgemacht, meint die „Mallorca Zeitung“ und befindet: „Der Fisch stinkt vom Kopf.“

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