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Panorama: Ärzte stoppen Exekution in Kalifornien

Rettet der Aufschub Kenneth Starrs Mandanten vor dem Tod?

Die Hinrichtung des 45 Jahre alten Michael Morales in Kalifornien per Giftspritze ist in der Nacht zum Dienstag wegen der ethischen Bedenken von zwei Ärzten abgebrochen worden. Möglicherweise retten die beiden Anästhesisten ihn damit vor dem Tod, denn der Exekutionsbefehl verlor am Dienstagabend um Mitternacht seine Gültigkeit, und der zuständige Richter wird ihn nicht erneuern.

Morales soll 1981 die 17-jährige Terri Winchell grausam vergewaltigt und umgebracht haben. Sein Fall hatte in der vergangenen Woche, wie berichtet, Aufsehen erregt, weil sein Anwalt Kenneth Starr mit gefälschten Unterlagen die Begnadigung bei Gouverneur Arnold Schwarzenegger betrieben hatte. Starr wurde berühmt als der Sonderermittler, der ein Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident Bill Clinton wegen der Lewinsky-Affäre einleitete.

Ein Gericht hatte verlangt, bei der Exekution müssten zwei Anästhesisten anwesend sein, um einzugreifen, falls der Verurteilte Schmerzen zeige. Die beiden Ärzte weigerten sich jedoch in letzter Minute: Der Auftrag widerspreche ihrem ärztlichen Eid. Morales sollte nun in der Nacht zu Mittwoch mit einer Überdosis Betäubungsmittel getötet werden.

Wenn die Exekution abermals aufgeschoben wird, wäre Morales wohl dem Tod entronnen. Denn die Frist, innerhalb der er auf Grund des vorliegenden Urteils hingerichtet werden kann, lief um 23 Uhr 59 am Dienstag ab. Für einen neuen Exekutionstermin müsste der Richter aus dem Mordprozess, Charles McGrath, einen neuen Hinrichtungsbefehl ausstellen. McGrath hat jedoch inzwischen Zweifel an seinem Urteil, nachdem herauskam, dass ein Hauptbelastungszeuge gelogen hatte. Der Mithäftling Bruce Samuelson hatte behauptet, Morales habe ihm gegenüber den Auftragsmord an der 17-Jährigen gestanden. Morales spricht aber nicht Spanisch, wie herauskam. Morales hat die grausame Vergewaltigung mit Todesfolge gestanden, bestreitet aber, dass es ein Mord war. Diese Annahme war der Grund, dass das Todesurteil verhängt wurde, statt lebenslänglich.

In jüngster Zeit haben Bedenken gegen die Giftspritze mehrfach zur Aufschiebung von Exekutionen geführt. Das Oberste Gericht stoppte zwei Hinrichtungen in Florida und eine in Missouri. Seit Ende der 70er Jahre wird an Stelle des elektrischen Stuhls in den meisten Staaten eine Mischung aus drei Wirkstoffen injiziert mit dem Ziel, das Herz zum Stillstand zu bringen, ohne Schmerzen zu verursachen. Die Gegner argumentieren, der Todeskandidat leide sehr wohl, deshalb sei die Hinrichtungsart grausam.

Das Oberste Gericht hat bisher nicht erkennen lassen, dass es diese Auffassung teilt. Parallel zu den Fällen in Florida und Missouri wies es drei Klagen aus Texas und Indiana ab. In den drei gestoppten Fällen argumentierte der Supreme Court: Todeskandidaten mit glaubhaften Bedenken haben das Recht auf gerichtliche Anhörung vor der Exekution.

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