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Afghanistan: Ex-Muslim droht Todesstrafe wegen Konvertierung

Einem aus Deutschland in seine Heimat zurückgekehrten früheren Muslim droht in Afghanistan wegen seiner Konvertierung zum Christentum die Todesstrafe. Der Fall könnte sogar Präsident Karsai in Bedrängnis bringen.

Kabul - Der heute 40 Jahre alte Abdul Rahman sei vor 15 Jahren zum Christentum übergetreten, sagte der zuständige Richter Ansarullah Mawlavizada am Montag in Kabul. «Ich habe ihn aufgefordert, zum Islam zurückzukehren, aber er hat leider abgelehnt.» Sollte Rahman dabei bleiben, habe das Gericht keine andere Wahl, als ihn zum Tode zu verurteilen.

Der gebürtige Muslim Rahman, der Mitte vergangenen Jahres aus Deutschland zurückgekehrt war, hatte am vergangenen Donnerstag vor Gericht gesagt: «Ich bin Christ und glaube an Jesus Christus.» Staatsanwalt Abdul Wasi forderte das Gericht zu einer harten Strafe auf.

Richter Mawlavizada sagte, das Gericht lasse Psychiater die Zurechnungsfähigkeit des Angeklagten prüfen. Man wolle Rahman zudem Zeit geben, sich um einen Rechtsbeistand zu kümmern. Nach der afghanischen Verfassung könnte Rahman bei einem Urteil in die Berufung gehen. Rahman war Anfang Februar in Kabul festgenommen worden, nachdem Mitglieder seiner eigenen Familie ihn angezeigt hatten.

Zwar wird davon ausgegangen, dass unter dem Ende 2001 gestürzten Regime der radikal-islamischen Taliban hunderte Afghanen heimlich zum Christentum konvertierten. Rahmans Fall ist aber der erste, wo der Beschuldigte nicht nur vor Gericht einräumt, konvertiert zu sein, sondern sich auch weigert, zum Islam zurückzukehren.

Der Fall könnte den vom Westen gestützten afghanischen Präsidenten Hamid Karsai in Bedrängnis bringen. Sollte Rahman durch alle Instanzen hinweg zum Tode verurteilt werden, müsste Karsai selber die Anordnung zur Hinrichtung unterzeichnen. Religiöse Fundamentalisten in Afghanistan dürften ihn drängen, an Rahman ein Exempel zu statuieren. Der Westen, der das kriegszerstörte Land und Karsais Regierung maßgeblich finanziert, und Menschenrechtsgruppen dürften dagegen Druck auf den Präsidenten ausüben, genau das nicht zu tun. (tso/dpa)

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