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© dpa

Air-France-Unglück: Schiffe nehmen Kurs auf mögliche Absturzstelle

Ein Passagiersitz, eine Boje, Metallteile, Spuren von Öl und Kerosin: Die brasilianische Luftwaffe hat auf der Route der im Atlantik verschollenen Air-France-Maschine Wrackteile entdeckt. Mehrere Schiffe nehmen derzeit Kurs auf die mögliche Unfallstelle. In dem Unglücksflieger saßen offenbar auch zwei Berliner und eine fünfköpfige Familie aus Süddeutschland.

Die von Brasiliens Luftwaffe im Atlantik gesichteten Flugzeugwrackteile treiben in einem Seegebiet mit großer Tiefe. "Durchschnittlich wird in diesem Bereich eine Tiefe von 4000 Metern gemessen", sagte Moysés Tessler vom Ozeanologischen Institut der Universität São Paulo am Dienstag dem Internet-Portal globo.com. Die Luftwaffe versucht derzeit, die Wrackteile, darunter ein Passagiersitz, zu bergen, um sicher zu stellen, dass sie zu der vermissten Air-France-Maschine gehören. Die Ortungsstelle liegt etwa 650 Kilomter nordöstlich der brasilianischen Insel Fernando de Noronha. Nach Medienberichten halten sich zwei Handelsschiffe in dem Gebiet auf. Sie sollen bei der Bergung der Wrackteile helfen.

Zahlreiche Schiffe haben nach der Sichtung von treibenden Flugzeug-Wrackteilen im Atlantik Kurs auf die Fundstelle genommen. Die brasilianische Marine schickte fünf Schiffe in das Gebiet. Voraussichtlich am Mittwoch werden sie an der angenommenen Absturzstelle ankommen.

Zwei Berliner unter den Opfern

Nach Tagesspiegel-Informationen war der Berliner Harald W. (44) an Bord der Unglücksmaschine. Er war auf dem Weg in seine Heimatstadt, um Unterlagen für seine Hochzeit in Brasilien zu holen. Informationen von Tagesspiegel zufolge soll auch ein weiterer Berliner namens Alexander C. an Bord gewesen sein. Der offenbar aus Zehlendorf stammende junge Mann, der in Hamburg Jura studieren soll, hat in Berlin sein Abitur gemacht. Aus Brandenburg stammt ein weiterer Passagier, der Architekt Moritz K. Insgesamt wollten sechs Passagiere nach Berlin weiterfliegen. Das bestätigte die französische Fluggesellschaft dem RBB-Sender Radio Berlin 88,8 am Dienstag. Wie der Sender weiter mitteilte, wurde laut Berliner Polizei am Montagabend ein Angehöriger auf dem Flughafen Tegel psychologisch betreut, der auf einen Vermissten gewartet hatte.

Bei dem Absturz war auch eine fünfköpfige Familie aus Fellbach in Baden-Württemberg an Bord. Ein Ehepaar, seine zwei erwachsenen Töchter sowie eine kleine Enkelin seien in der Maschine gewesen, sagte der Oberbürgermeister des Ortes.

Insgesamt hatten nach Angaben des bayerischen Landeskriminalamts elf Passagiere einen Anschlussflug nach Stuttgart gebucht. Zu der Gruppe gehörte auch eine Darstellerin des Stuttgarter Musicals "Wicked - Die Hexen von Oz", die 29-Jährige Juliana de Aquino, teilte das Musical-Unternehmen Stage Entertainment (Hamburg) mit. Die Polizei in Konstanz meldete, dass eine Frau aus Bodman-Ludwigshafen unter den Opfern sei.

Neun der Passagiere der A330 hatten einen Weiterflug nach Bayern gebucht. Dem Innenministerium Bayerns zufolge sind darunter drei wohl allein reisende Münchner sowie ein Passagier, der nach Sachsen weiterreisen wollte. Ein Fluggast stamme vermutlich aus Erlangen.

Noch keine Erkenntnisse über Unglücksursache

Experten diskutieren unterdessen weiter über die möglichen Ursachen des Verschwindens. "Es ist noch zu früh, um zu rekonstruieren, was wirklich passiert ist", sagte der Flugexperte François Grangier dem Sender i-tele. Es sei ungewöhnlich, dass es derart wenige Anhaltspunkte gebe. Die Maschine habe zwar ein automatisches Signal ausgesendet, dass es ein Problem mit der Stromversorgung gebe. "Die Frage ist, ob dies ein Auslöser oder die Folge eines anderen Problems war", erklärte Grangier.

Die Fluggesellschaft hatte recht früh von der Möglichkeit eines Blitzeinschlags gesprochen. "Schlimmer als Blitze sind die Turbulenzen, in denen beispielsweise die Flügel des Flugzeugs abbrechen können", erläuterte Grangier. Möglicherweise seien im Sturm auch die Antennen und das Radar der Maschine zerstört worden. Ein Sprecher des französischen Pilotenverbandes verwies unterdessen auf die sogenannte Intertropische Konvergenzzone, durch die das Flugzeug geflogen sei. In der Nähe des Äquators träfen Winde von Nord und von Süd aufeinander. "Dort gibt es regelmäßig heftige Gewitter und Hagelschauer", sagte Eric Derivy vom Pilotenverband.

Die These eines Terroranschlags gilt inzwischen als höchst unwahrscheinlich. Das Flugzeug, das von Rio nach Paris unterwegs war, ist mit Sendern ausgestattet, die im Fall eines Absturzes 48 Stunden lang Signale aussenden. Auch der Flugschreiber sendet Signale aus. Falls die Maschine in den Tiefen des Atlantiks versunken sein sollte, gilt es als so gut wie ausgeschlossen, ihn zu bergen und auszuwerten. (mit dpa)

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