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Aktion ''Himmel'': Panne bei den Ermittlungen im Kinderporno-Skandal?

Der Kinderporno-Skandal in Deutschland hat ungeheure Ausmaße angenommen. Über 12.000 Verdächtige sind bei der Geheimoperation "Himmel" festgestellt worden. Jetzt könnten jedoch viele Täter davon kommen.

Die bundesweite Geheimaktion läuft wegen ihres unglaublichen Umfanges schon seit mehreren Monaten. Ein Sprecher der Berliner Polizei, die die Ermittlungen übernommen hat, bestätigte die "Ermittlungen in einem Großkomplex". Die Federführung liegt bei der Staatsanwaltschaft und Polizei in der Hauptstadt, die eng mit den zuständigen Behörden in zahlreichen Bundesländern zusammenarbeiten. Die Experten befänden sich "mitten in den Ermittlungen". Mit Rücksicht auf die laufenden Untersuchungen wollte sich die Polizei nicht zu Details äußern.

Seit über einem Jahr wird in dem Fall ermittelt. Ein Berliner Internetprovider hatte die Behörden informiert, weil die Firma wegen extremen Datenverkehrs misstrauisch wurde. Bei der Analyse habe sich herausgestellt, dass es sich um Zugriffe auf ein kinderpornografisches Portal gehandelt habe. Dass es sich um die Firma "Strato" handelt, wollte die Polizei nicht bestätigen.

"Wir wollten die nicht vorwarnen"

Bundesweit gebe es zurzeit 12.000 Verdächtige, sagte der Oberstaatsanwalt Peter Vogt aus Halle. In Sachsen-Anhalt werde wegen des Verdachts des Besitzes kinderpornografischer Dateien gegen mehr als 300 Personen ermittelt. Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg hatte bereits am Freitag Ermittlungen gegen etwa 1700 Beschuldigte des Bundeslandes wegen desselben Verdachts bestätigt. Bei den Ermittlungen unter dem Namen "Himmel", die durch Hinweise eines Berliners Internetanbieters ausgelöst worden seien, gebe es weitere Verdächtige in etwa 70 Ländern.

Und genau diese könnten nun gewarnt sein. Selbst in den deutschen Fällen sind die Ermittlungen noch lange nicht beendet. In Bayern seien erst einem Drittel aller Verdächtigungen nachgegangen worden. Der Fall scheint die Grenzen der Polizeiarbeit zu sprengen. Deshalb sind gerade die bayerischen Fahnder verärgert, dass der Fall an die Öffentlichkeit gelangte. "Wir wollten die nicht vorwarnen", sagt Peter Burghardt vom bayerischen Landeskriminalamt dem "Spiegel". Andere Täter könnten jetzt Beweismaterial vernichten.

Burghardt wies Berichte zurück, er habe mit seiner Kritik am Bekanntwerden der Ermittlungen Vogt gemeint. Es sei ihm nicht um Kritik an dem Oberstaatsanwalt gegangen, sondern nur grundsätzlich um die Medienarbeit in dem Fall.

Kinderpornografie grassiert im Internet

Lob gibt es hingegen für den Internet-Provider, der vorbildlich mit der Polizei kooperierte und so dem gravierenden Problem der Kinderpornografie im Internet beizukommen half. Wahrscheinlich hatten sich die Verdächtigen in Chatrooms und Foren Links zu den Rechnern des Anbieters gesendet, der dann den auffällig hohen Datentransfer registrierte.

Daher weist der Staatsanwalt aus Sachsen Anhalt darauf hin, dass sich Internetnutzer bei Kinderpornografie sehr schnell strafbar machten. "Schon wenn zielgerichtet mit bestimmten Begriffen nach Kinderpornografie gesucht wird, macht man sich strafbar", so Vogt. Internetnutzer, die Mails mit kinderpornografischem Inhalt erhielten, sollten sich bei der Polizei melden und die Mail den Behörden weiterleiten, riet der Oberstaatsanwalt. "Schon als Adressat solcher Mails kann man ins Visier der Ermittler geraten." (mist/ddp/dpa)

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