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Panorama: Alarm am Rhein: Das Krokodil - eine Ente?

Die Rheinanwohner machen Jagd auf ein Krokodil. Wie die hessische Bereitschaftspolizei am Dienstag berichtete, wurde das Tier von Zeugen beobachtet, wie es gegen 6.

Die Rheinanwohner machen Jagd auf ein Krokodil. Wie die hessische Bereitschaftspolizei am Dienstag berichtete, wurde das Tier von Zeugen beobachtet, wie es gegen 6.24 Uhr an der Insel Mariannenaue bei Eltville an Land ging. Eine Suchaktion der Wasserschutzpolizei mit Booten und einem Hubschrauber blieb zunächst erfolglos. Das Krokodil war am Freitag erstmals in Baden-Württemberg gesichtet worden. Inzwischen müsste es, wenn es tatsächlich in Hessen wäre, mehr als 100 Kilometer zurückgelegt haben.

Der Vorgang erinnert an einen Fall, in dem ein Mann einen kleinen Kaiman in einem Baggersee ausgesetzt hatte. Der Wirbel um den Kaiman half damals den Medien über das Sommerloch hinweg. Polizeisprecher Jens Mohrherr appellierte an die Menschen im Rheingau, auf das Baden im Fluss vorerst zu verzichten. Sportbootfahrer sollten mit großer Vorsicht ihrem Hobby nachgehen. Die Zeugen, darunter der Kapitän eines Bootes, hatten am Dienstagmorgen zunächst die Wasserschutzpolizei in Rüdesheim alarmiert. Nach ihren Angaben soll das Krokodil eine Länge von 1,10 bis 1,50 Meter haben.

Nach Ansicht von Experten hat die Panzerechse durchaus Chancen, längere Zeit im Rhein zu überleben. "Krokodile sind sehr robuste Tiere", sagte Dieter Vogel, Tierpfleger im Frankfurter Zoo. Nicht alle Arten seien auf ein subtropisches Klima angewiesen. Im Rhein finde ein Krokodil genug Nahrung. Es sei anzunehmen, dass das Rheinkrokodil sich von Fischen, Enten und Wasserhühnern ernähre. Wie Vogel erklärt, könnte es sich bei dem Tier um einen ausgewachsenen Kaiman handeln. Möglicherweise sei es auch ein noch nicht ausgewachsenes Exemplar einer anderen Art. Der Dietzenbacher Tierfänger Orazio Martino, der selbst Kaimane und Alligatoren hält, bezeichnete die Gefahr, die von dem Rheinkrokodil ausgeht, als gering: Solange ein Krokodil nicht in die Enge getrieben werde, habe es Angst, einen Menschen anzugreifen.

Martino erklärte, sollte das Krokodil bis zum Beginn des Herbstes nicht eingefangen sein, werde es für das Tier allmählich lebensbedrohlich. Wie bei allen wechselwarmen Lebewesen werde der Stoffwechsel der Panzerechsen bei sinkender Umgebungstemperatur immer langsamer, was schließlich zum Tode führen könne. Tierpfleger Vogel verwies jedoch darauf, dass Kaimane in Deutschland auch schon einmal in der Natur überwintert hätten. Voraussetzung sei, dass die Tiere einen Platz finden, wo warmes Wasser eingeleitet werde. Dies könne nahe einem Kraftwerk der Fall sein.

Das Rheinkrokodil war am Freitag zunächst in der Nähe von Hockenheim in Baden-Württemberg, am Wochenende dann nochmals auf der Höhe von Speyer aufgetaucht. Die Polizei nimmt an, dass es ursprünglich einem Privatmann gehört hat und ihrem Besitzer mit zunehmender Größe und Fresslust lästig wurde. Möglicherweise sei das Krokodil daraufhin ausgesetzt worden.

Der Leiter der Reptilienforschung des Frankfurter Senckenbergmuseums, Gunther Köhler, glaubt nicht an die Existenz des "Rheinkrokodils". "Krokodile sind keine Langstreckenschwimmer, es ist undenkbar, dass ein Krokodil in wenigen Tagen über 100 Kilometer weit schwimmt", sagte Köhler. "Die Tiere legen in zwei bis drei Monaten maximal 30 Kilometer zurück."

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