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Schluss mit lustig. Bis zum vergangenen Donnerstag konnte man in Hamburgs U-Bahnen unbehelligt Alkohol trinken. Doch das ist jetzt vorbei – und ab dem 1. Oktober droht ein Bußgeld von 40 Euro. Ob das Alkoholverbot überhaupt kontrolliert werden kann, ist allerdings umstritten.

© dpa

Alkoholverbot im Hamburger Nahverkehr: Das Bier schmeckt immer noch

Der Alkoholkonsum in Hamburgs Nahverkehr ist seit 1. September verboten – doch mancher trinkt sein Bier weiter wie gewohnt.

Rote Karte für Bier, Wein und Schnaps in Hamburgs Bussen und Bahnen – die Hansestadt reiht sich mit dem seit Donnerstag geltenden Alkoholverbot des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV) ein in eine Liste von Weltstädten wie New York, Tokio oder London. Im Öffentlichen Personen-Nahverkehr der Elbmetropole ist zum Monatswechsel ein Verbot in Kraft getreten, das auch über Hamburg hinaus eine Signalwirkung bekommen könnte. Was der HVV sich jetzt auf seine Fahnen schreibt, das wünscht sich der Deutsche Städte- und Gemeindebund als bundesweite Regelung.

Grundsätzlich ist das Trinken von Bier, Wein oder Schnaps in fast allen Verkehrsverbünden Deutschlands seit Jahren verboten. Anders als in Hamburg wird dort ein Verstoß bislang jedoch kaum geahndet. Sofern überhaupt etwas passiert, werden die Fahrgäste etwa wie in Köln nur der Bahn oder des Busses verwiesen.

Mit dem strikten Tabu des Alkoholkonsums in Hamburger Bussen, Bahnen sowie an Bushaltestellen und Bahnsteigen reagiert man in der Hansestadt auf einen Wunsch der Fahrgäste. In einer Umfrage hatten sich 86 Prozent für ein Verbot ausgesprochen. Hamburgs parteiloser Verkehrssenator Frank Horch erhofft sich von der Maßnahme auch, dass künftig mehr Hanseaten Busse und Bahnen benutzen.

Es sind immer wieder Szenen wie etwa ein Vorfall vom 13. Februar, denen die Verantwortlichen nun mit dem Verbot Einhalt gebieten wollen: Damals war ein 19-Jähriger morgens in einer S-Bahn brutal von einem Mitreisenden attackiert worden, der sein Opfer zudem mit einer zerbrochenen Flasche traktierte. Der Sicherheitsgedanke steht beim Verbot des HVV ganz oben, doch hofft man bei dem Verkehrsverbund auch, dadurch den Vandalismus einzudämmen.

Lesen Sie auf Seite 2, wie die der HVV seine Mitarbeiter seit Monaten im Hinblick auf die neue Regelung schult.

Einen Monat lang herrscht noch eine Aufklärungs- und Verwarnphase. Wer vom 1. Oktober an gegen das Verbot verstößt, wird mit 40 Euro zur Kasse gebeten. Die Umstellung wurde vom HVV seit Monaten vorbereitet, indem man die eigenen Mitarbeiter sowie das angestellte Sicherheitspersonal geschult hat.

Um die komplizierten Regelungen besser zu vermitteln, dreht das Sicherheitspersonal des HVV derzeit in U- und S-Bahnen seine Runden und verteilt Infokarten. „Alkoholfreie Zone. Danke, dass Sie mitmachen“, steht auf den feuerroten Karten. „Für alle eine gute Sache“, leuchtet es in weißen Lettern. Bei vielen Fahrgästen ist die Neuregelung allerdings noch gar nicht richtig angekommen – mancher trinkt sein Bier wie gewohnt.

Verboten ist der Konsum von Alkohol, nicht jedoch das Mitführen verschlossener Flaschen oder Dosen. Alkoholisiert darf man die Haltepunkte weiter nutzen und zusteigen. Kritiker hatten dem HVV vorgehalten, die Umsetzung des Verbotes lasse sich kaum durchsetzen. Der Verkehrsverbund wird es künftig wie beim Aufspüren von Schwarzfahrern ohne Ticket halten und stichprobenartig kontrollieren. Taschen- und Leibesvisitationen sollen nach Angaben einer HVV-Sprecherin aber tabu sein. Für die Überwachung stehen immerhin über 500 Sicherheitskräfte zur Verfügung.

Vom Alkoholverbot ausgenommen ist der Zugdienst von DB-Regio, da er die Hamburger Stadtgrenze überschreitet. Die Deutsche Bahn will vorerst nichts von solch einem Entzugsprogramm wissen.

Schon seit Wochen hat sich nach der Hamburger Ankündigung im Internet bei Facebook eine Gruppe zusammengeschlossen, die zu einem „HVV-Abschiedstrinken“ am 30. September in U- und S-Bahnen aufruft. Darf man den Facebook-Einträgen Glauben schenken, ist mit über 5000 Teilnehmern zu rechnen. Das ruft natürlich die Polizei auf den Plan, die diesen Partyappell sehr ernst nimmt und sich mit der Innenbehörde abstimmen will. (mit dpa)

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