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Panorama: Alles Flaschen

Eine dosenfreie Zone gibt es schon: auf der Nordseeinsel Föhr

Insel der Seligen in einem Meer von Müll – die Einzelhändler der Nordseeinsel Föhr haben bereits vor 12 Jahren mit dem „Dosen-Schwur" eine Vorreiterrolle übernommen. Seither gibt es dort keine Getränke mehr in Dosen.

Wer in die Supermärkte der Insel geht, wie Skymarkt oder Edeka, sieht in den Regalen nur Bier in Mehrwegflaschen.

Die Bewohner von Föhr und die Urlauber, die dort jedes Jahr hinkommen, haben sich an diesen Anblick längst gewöhnt. Er ist gar nicht so schlimm. Es stehen statt Dosen eben Flaschen im Regal.

Kein einziger hat sich damals an der neue Regelung gestört. Sie war ein freiwilliger Verzicht der Groß- und Einzelhändler. Die in Deutschland einmalige Aktion brachte einen Imagegewinn als umweltfreundliche Urlaubsinsel.

Auslöser für den „Dosen-Schwur“ war das große Seehundsterben 1988. Ähnliche Bemühungen auf Sylt scheiterten am Widerstand von Supermarktketten.

Auf Föhr plant Aldi im kommenden Jahr eine Filiale, Bier verkauft Aldi wegen des Dosenpfands dann ohnehin nicht mehr.

Bei allen Einzelhandelsbetrieben auf Föhr ist das Mehrwegprinzip seit Jahren gute Praxis. Diese durchzuhalten, war nicht immer einfach. Denn jeder Betrieb, der ein Mehrwegsystem anbietet, benötigt eine größere Betriebsfläche und eine größere Anzahl von Mitarbeitern, als Betriebe, die nur Dosen anbieten.

Auch deckt sich das Mehrweg-Angebot nicht immer mit den Kundenwünschen. Trotzdem wurde die Akzeptanz und Anerkennung des „Dosen-Schwures" honoriert: als Beitrag zu nachhaltigem Wirtschaften und einer bundesweiten Positivwerbung für die Insel Föhr.

Ein neuer Schwur zum neuen Jahr

Am 1. Januar 2003 wird bundesweit das Dosenpfand eingeführt. Das bedeutet, auf alle Einweg-Verpackungen für Bier, Mineralwasser und Erfrischungsgetränke mit Kohlensäure wird Pfand erhoben.

Das betrifft vor allem Getränkedosen und Einweg-Flaschen aus Glas und Plastik (PET). Das Pfand beträgt für Einweg-Getränkeverpackungen, die bis zu 1,5 Liter Flüssigkeit fassen, 25 Cent, ab 1,5 Liter 50 Cent.

Der Handel ist jetzt verpflichtet, ein Rücknahmesystem aufzubauen, dessen Kosten dann auf den Verkaufspreis der Einweg-Getränke, also auf den Kunden umgelegt werden. Die Föhrer Einzelhändler wollen einen Beitrag dazu leisten, dass dies auf ihrer Insel nicht eintritt. Stattdessen wollen sie ihr gut funktionierendes Mehrwegsystem ausbauen.

Sie haben sich daher entschlossen, ab 1. Januar nur noch Mehrweg-Getränke in ihrem Sortiment zu führen. Das bedeutet für die Föhrer Kunden keine zusätzliche Belastung durch ein zweites Pfandsystem und eine bundesweite Werbung für die Insel: „Dosen-Schwur getoppt – durch Mehrweg- Schwur".

Dieser neue Schwur findet heute statt. Als „Zeugen des Schwures" sind anwesend: Schleswig-Holsteins Umweltminister Klaus Müller, Kreis Nordfrieslands Landrat Dr. Olaf Bastian, der Bürgermeister von Wyk auf Föhr, Heinz-Georg Roth, und natürlich die Einzelhändler der Insel.

Föhr wird seiner Vorreiterrolle in der nachhaltigen Abfallvermeidung und Stärkung des bewussten Einkaufens also wieder neu gerecht. Zum Vorteil der Kunden.

Annemarie Lübcke[Wyk auf Föhr]

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