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Panorama: "Amerika - Ein Porträt in Porträts": Wie der Journalist Jordan Mejias das Rätsel des Starruhms löst

Der direkte Weg, sich Amerika zu nähern, ist offensichtlich die Wohnzimmerwand von Shirley MacLaine. Überall Fotos von Menschen, die das Leben der Schauspielerin geprägt haben - und die man als eine Art Konzentrat dieses Buchs betrachten kann.

Der direkte Weg, sich Amerika zu nähern, ist offensichtlich die Wohnzimmerwand von Shirley MacLaine. Überall Fotos von Menschen, die das Leben der Schauspielerin geprägt haben - und die man als eine Art Konzentrat dieses Buchs betrachten kann. "Wo aber starten?", schreibt Jordan Mejias in seinem Porträt über den Wandschmuck. "Warum nicht bei Billy Wilder? Das unverschämte Grinsen steuert, wer sonst, Jack Nicholson bei. Frank Sinatra leistet seiner Kollegin auf der Bühne Gesellschaft... Die Politik, vormals Herzenssache der MacLaine, entsendet Fidel Castro, in gehörigem Abstand die Kennedy-Brüder, Jimmy Carter..."

Um sich einem Land wie Amerika zu nähern, muss man sich seinen Stars nähern. Jordan Mejias lebt seit 1974 in den USA, er war Korrespondent des "FAZ"-Magazins, heute schreibt er für das Feuilleton derselben Zeitung. Nun hat er eine Auswahl seiner Porträts zusammengestellt, liebevoll gedruckt auf Hochglanzpapier mit den alten Magazin-Fotos versehen.

Es ist ein Vergnügen, den Autor zu begleiten. Der Box-Promoter Don King erzählt ihm, er sehe sich als Figur aus einem Roman von Victor Hugo. Der Anwalt Alan M. Dershowitz sagt, er sei zwar Jude, aber wenn Adolf Hitler in den sechziger Jahren aus dem brasilianischen Dschungel gekrochen wäre, hätte er, Dershowitz, trotzdem nicht gezögert, den Fall zu übernehmen. Und Joanne Woodward, Ehefrau von Paul Newman, sagt über ihre große Liebe den liebevollen Satz: "Superstar ist ein schwieriger Begriff für jemanden, der neu definiert hat, was unter einem vorsichtigen und gelassenen Menschen zu verstehen ist."

Jordan Mejias selbst beschreibt seinen eigenen Blick indirekt in einer Geschichte über die Porträt-Fotografin Annie Leibovitz: "Ihre Porträts spielen mit dem Image des Porträtierten, ohne es in Frage zu stellen. Ab und zu mag sich leichte Ironie ins Foto schleichen. Trotz aller Rücksicht gelingen ihr nun aber alles andere als verschüchterte Aufnahmen." So fotografiert Leibovitz, so schreibt Mejias, mit großer und doch wohlwollender Distanz und manchmal auch ein wenig maniriert. Höhepunkt: die Begegnungen zwischen dem Reporter und Andy Warhol, wenige Tage vor dessen Tod 1987. Weil Warhol sich selbst "A" nennt und andere Menschen mit "B" abkürzt - "B ist jeder, der mir hilft, Zeit totzuschlagen" - nennt sich der Autor "R", wie Reporter. "R: Mögen Sie Europa? A: Oh, ja. Ich mag die Schweiz, weil sie so schön sauber ist. Deutschland auch. Düsseldorf ist toll. Jeder hat fünfzehn Pelzmäntel."

Christoph Amend

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