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Panorama: Amoklauf von Erfurt: Der Weg zum Abitur wird jetzt geprüft

Noch lähmt der Schrecken Schüler und Lehrer. Doch der Schulalltag rückt trotzdem langsam wieder ins Bewusstsein.

Noch lähmt der Schrecken Schüler und Lehrer. Doch der Schulalltag rückt trotzdem langsam wieder ins Bewusstsein. Für einige Schüler des Gutenberg-Gymnasiums steht ihr Abitur auf dem Spiel: Als am Freitag die ersten Schüsse fielen, saßen sie in ihren schriftlichen Prüfung zum Abitur - Grundkurs Mathematik. Einige hatten ihre Arbeiten schon fertig, andere waren noch mitten drin, bestätigt ein Sprecher des Kultusministeriums.

Wie geht es nun weiter? An den anderen Schulen in Thüringen wurden die Prüfungen am Montag fortgesetzt. Am Gutenberg-Gymnasium ruht natürlich der Unterricht. Doch es fehlen noch Klausuren in Latein und Griechisch, die mündlichen Prüfungen stehen ohnehin noch aus.

"Es ist mein Ziel, den Schülern unter diesen besonderen Umständen zu einem bundesweit anerkannten Abschluss zu verhelfen", sagte Thüringens Schulminister Michael Krapp (CDU) am Montag. Denn ohne Abitur ist den Schülern in Thüringen nicht einmal der Realschulabschluss sicher.

Zum Thema Fotostrecke: Amoklauf in Erfurt Dokumentation: Die folgenschwersten Bluttaten an Schulen Hintergrund: Gewalt gegen Lehrer in Deutschland Nun prüfen die Experten mögliche Wege; denn die Abiturbedingungen sind bundesweit festgelegt. Jeder Schüler muss mindestens 280 Punkte erreichen, um die Prüfung zu bestehen. Fünf kurze Passagen in der Abiturvereinbarung der Kultusminister regeln die Ausnahmen, nur zwei davon kommen in Frage: "Bei Behinderung durch Krankheit oder aus anderen wichtigen Gründen setzt die Schulaufsichtsbehörde oder die Prüfungskommission einen neuen Termin fest."

"Andere wichtige Gründe" sind hier sicher gegeben. Doch ist eine Wiederholung der Prüfungen in dieser Situation zumutbar, und im kommenden Monat die mündlichen Prüfungen? Eine Schülersprecherin meinte: nein. Dabei hat sie die Psychologen voraussichtlich auf ihrer Seite. Zu viele Belastungen kommen für die Jugendlichen im Moment zusammen. Außerdem ist der Spielraum begrenzt. Im Juli müssen die Zeugnisse für Bewerbungen an Hochschulen spätestens vorliegen.

Bei der Kultusministerkonferenz in Bonn sieht man zunächst einmal keine Möglichkeit, den Jugendlichen Teile der Prüfung zu erlassen. Dafür müsste das Landes-Schulgesetz geändert werden und damit stünde die bundesweite Anerkennung des Abiturs auf dem Spiel. Und die will das thüringische Kultusministerium für die betroffenen Schüler unbedingt erreichen. "Es darf nicht nach einigen Monaten heißen, die haben das damals bestimmt geschenkt bekommen", sagt Ministeriumssprecher Müller. Ein Beispiel an dem man sich orientieren kann, gibt es in der Geschichte der Bundesrepublik jedenfalls nicht.

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