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Panorama: And the winners are ... Lou Bega, Sabrina Setlur, Stefan Raab und die Bloodhound Gang

"Vor dieser Band haben uns unsere Eltern immer gewarnt", hatte Echo-Moderatorin Kim Fischer vor dem Auftritt der Bloodhound Gang noch gescherzt. Und tatsächlich gaben sich die US-Rocker am Donnerstagabend alle Mühe, ihrem Image als anzügliche Spaßvögel gerecht zu werden.

"Vor dieser Band haben uns unsere Eltern immer gewarnt", hatte Echo-Moderatorin Kim Fischer vor dem Auftritt der Bloodhound Gang noch gescherzt. Und tatsächlich gaben sich die US-Rocker am Donnerstagabend alle Mühe, ihrem Image als anzügliche Spaßvögel gerecht zu werden. Vor und während ihres Auftritts bei der Echo-Gala in Hamburg entledigten sich einige der fünf Musiker ihrer Kleidung: Bei der Preisverleihung stand Bandmitglied "Evil" mit heruntergezogener Hose vor dem Rednerpult, später zog Sänger Jimmy Pop sein Hemd aus, um darunter einen schwarzen BH zu zeigen. Zum Abschluss huschte dann noch ein Nackter über die Bühne, um einem der Musiker eine Deutschland-Fahne umzuhängen.

Mit dem Abgang der fünfköpfigen Gang hatten die Provokationen auch ein Ende, denn schließlich waren nicht die Jungspunde aus Amerika, sondern etablierte Alt-Stars die Hauptpersonen des Abends: Wahre Begeisterungsstürme ernteten die greisen Herren vom kubanischen Buena Vista Social Club, die deutsche Diva Hildegard Knef und die Rocklegende Tom Jones.

Die von der Deutschen Phono-Akademie verliehenen Echo-Schallplattenpreise sind die wichtigsten Auszeichnungen der deutschen Musikindustrie. Die Veranstalter stellen sich selbst gerne in eine Reihe mit den Grammy- und den Brit-Award-Verleihern, haben jedoch bei weitem nicht deren internationale Bedeutung.

Die kubanischen Musiker vom Buena Vista Social Club wurden von der Jury als erfolgreichste internationale Gruppe und für die beste Jazzproduktion des Jahres mit dem weltweit drittgrößten Schallplattenpreis geehrt. Hildegard Knef erhielt den Echo für ihr Lebenswerk. Sie bekam auch die längste Lobrede zu hören: Ex-TV-Talker Roger Willemsen attestierte der Knef eine "rattenscharfe Ausstrahlung". Ihre letzten Rollen hätte sie "als Laberkram" abgetan und in ihren Büchern sei die erste Filmnackte "beispiellos uneitel" gewesen. Knef dankte gerührt für das pathetische Lob. Soviel Applaus erhielt sonst nur Tom Jones, der zwar kein Preisträger war, aber mit seinem Live-Auftritt doch manchen Künstler in den Schatten stellte.

Frauenschwarm Ricky Martin sahnte bei der Verleihung als erfolgreichster internationaler Künstler ab. Bereits bei seiner Ankunft in Hamburg jubelten dem Latino-Star vor allem junge Mädchen zu. Unter den internationalen Künsterinnen machte US-Sängerin Cher das Rennen, die aber wegen Krankheit nicht nach Hamburg kommen konnte. Beste deutsche Künstler wurden der deutsche Soul-Star Xavier Naidoo und die Rapperin Sabrina Setlur.

Der Münchener Mambo-Senkrechtstarter Lou Bega heimste gleich zwei Preise ein: Beste Rock-Pop-Single und erfolgreichster nationaler Künstler im Ausland. Er hatte es als einziger deutscher Popstar in diesem Jahr zu einer "Grammy"-Nominierung gebracht, war bei der Verleihung vor zwei Wochen in Los Angeles aber leer ausgegangen. Die Fantastischen Vier konnten sich als beste nationale Gruppe behaupten. Der smarte Sänger Sasha - schon am Eingang von kreischenden Teenies begrüßt - wurde Nachwuchskünstler des Jahres.

Verona Feldbusch kämpfte als Verkünderin des Preises für "Mambo No. 5" wohl berechnet mit der deutschen Sprache.

Bei der Gala zur Ehrung der Creme der erfolgreichsten Künstler und Musikproduktionen erschienen mehr als 3500 Gäste, darunter Schauspielerin Katja Riemann, der TV-Talker Michel Friedman oder Schlagerstar Jürgen Drews. Schon bei der Ankunft der Stars im Hamburger Kongresszentrum johlten die jungen Fans, darunter viele Mädchen. "Ausziehen, ausziehen", bekamen denn auch vor allem die Herren zu hören.

Stefan Raab, ausgezeichnet als bester Produzent, nutzte die Gelegenheit, um sich auf der Bühne gegen Plagiatsvorwürfe gegen seinen Grand-Prix-Beitrag "Wadde hadde dudde da" zu wehren: Jeder zweite behaupte jetzt, das Lied geschrieben zu haben. Überhaupt säßen bei der Musik-Gala "80 000 Jahre Knast im Publikum", sagte er mit Blick auf den seiner Ansicht nach branchenüblichen Ideenklau.

Wolfgang Petry siegte in der Sparte Schlager. Ohne Ende verkaufen offenbar die Kastelruther Spatzen ihre Platten: Zum fünften Mal in Folge wurde die Gruppe aus dem Bereich der Volksmusik ausgezeichnet.

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